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Die Highlights vom top agrar-Dairy Event 2022

Lesezeit: 7 Minuten

Bei den top agrar-Dairy Events in Stuhr (Niedersachsen) und Landsberg am Lech (Bayern) trafen sich Landwirte, Berater, Tierärzte und Schüler, um Neues aus der Forschung und Praxis zu diskutieren.


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Optimieren ist das neue Wachsen – bei dieser Aussage waren sich die Referenten des top agrar-Dairy Events einig. Denn obwohl die Milchpreise mit 50 bis 60 ct/kg und mehr eine lange unvorstellbare Höhe erreicht haben, macht sich unter Milcherzeugern nur wenig Euphorie breit. Dafür sind die Kosten zu hoch und die Zeiten zu ungewiss. Wichtig ist also, Haltung, Management und Kosten ständig weiter zu optimieren – um eine gute Leistung zu erzielen und Tiere aufzuziehen, an denen der Betrieb lange Freude hat. Welche Ansätze unsere Referenten dazu hatten, fassen wir hier zusammen.


Kirsten Gierse-Westermeier,Katharina Lütke Holz,


Ihr Kontakt zur Redaktion:


anke.reimink@topagrar.com


Prof. Dr. Korinna Huber


Länger Milch tränken


Prof. Dr. Korinna Huber von der Universität Hohenheim untersucht, wie sich Kälber so aufziehen lassen, dass sie zu einer resilienten Milchkuh werden: „Eine resiliente Kuh nutzt ihre Energie für alle physiologischen Funktionen, findet eine Balance zwischen Auf- und Abbau von Körpermasse und kann Störungen, wie z.B. eine schlechte Futterqualität, vorübergehend ausgleichen.


In einem Versuch haben wir untersucht, wie sich die Tränkedauer auf die Entwicklung des Kalbes auswirkt. Dazu teilten wir 59 weibliche Holstein-Kälber am zehnten Lebenstag in zwei Gruppen auf: Die eine Gruppe setzten wir in der fünften bis siebten Lebenswoche ab, die andere Gruppe nach 15 bis 17 Wochen. Innerhalb der Gruppen wurde unterteilt in Kälber von Färsen bzw. Mehrkalbskühen. Die Tränke bestand aus max. 9 l Milchaustauscher pro Tier und Tag (150 g/l), die die Kälber über den Tränkeautomaten abrufen konnten.


Die Ergebnisse zeigten, dass die physiologischen Funktionen der früh abgesetzten Kälber nicht so gut entwickelt waren, wie die der anderen Gruppe. Die früh abgesetzten Kälber nahmen zwar mehr Kraftfutter auf. Tiere, die länger Milch bekamen, holten das Niveau in den ersten Lebenswochen aber zusätzlich zur guten Milchaufnahme vollständig auf.


Unsere Begründung: Kälber, die früher von der Milch abgesetzt wurden, begannen aufgrund von Hunger eher mehr Kraftfutter zu fressen. Das frühere Fressen von Konzentrat führt zu einer teilweisen Entwicklung der Pansenfunktionen, aber viele Funktionen des restlichen Körpers können diese Entwicklung nicht so schnell mitmachen. Dafür sind die Organe und ihre Funktionen nicht entsprechend ausgereift. Grundsätzlich ist der Stoffwechsel für etliche Wochen nach dem Absetzen stark gestört.


Nicht nur als Kalb, auch in der Färsenzeit entwickeln sich die Tiere noch. Grundsätzlich müssen Landwirte auf Tragende ein besonderes Augenmerk legen. Alles was in der Zeit passiert, ist essenziell für den Fötus. Besamen wir Färsen zu früh, kann sich das negativ auf die Entwicklung des Kalbes auswirken. Wachstum allein ist kein Kriterium für Gesundheit, auch die Reifung ist wichtig. Deshalb müssen Landwirte auf Färsenkälber besonders achten.


Eine Studie hat gezeigt, dass früh abgesetzte Färsenkälber nur geringe Leptinspiegel im Blut haben. Das kann zu einer Verringerung der Futteraufnahme führen und hat u.a. negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, die Bildung von Knochenmasse oder den Insulin-Glukose-Haushalt. Um die Probleme zu lösen, gibt es nur eine Lösung: mehr und mindestens 14 Wochen Milch tränken.“


Peter Hufe


Zur Vollkostendeckung sind 50 ct/kg ECM nötig


Peter Hufe erklärte, warum sich in der Milchproduktion gerade alles verschiebt: „Im dritten Quartal 2022 gab es so viele positive Betriebsergebnisse wie schon lange nicht mehr. Doch zugleich steigt der Anteil der variablen Kosten an den Vollkosten bis Ende dieses Jahres im Schnitt um etwa 5%. Bei einzelnen Betrieben liegt er dann bei über 90%. Die Werte basieren auf 19 Betrieben in unserer Beratung, die im Mittel 684 Kühe halten. Der Grund dafür sind insbes. stark steigende Kosten für Futter, Energie und Arbeitslohn. So steigt z.B. der Anteil der Futterkosten an den variablen Kosten auf rund 60%. Zur Deckung der Vollkosten werden Betriebe mit durchschnittlicher Kostenstruktur einen Milchpreis von etwa 50 ct/kg ECM benötigen. Das Liquiditätsrisiko steigt, besonders wenn die Erzeugerpreise wieder fallen sollten.


Wichtig ist also, die Produktionskosten im Blick zu haben: Futterverluste vom Feld bis zur Futteraufnahme lassen sich durch strenges Controlling vermeiden. So z.B. sauberes Erntegut, luftdichte Lagerung und die Entnahme von einer sauberen Anschnittfläche. Beim Anmischen der Ration sind vor allem die regelmäßige Trockenmassebestimmung, korrekte Einwaage und ausreichende Mischdauer entscheidend. Lange genug zu mischen, ist eine einfache, aber sehr wirksame Maßnahme! Denn die Kühe sollten die Ration fressen, die auch berechnet wurde.“


Prof. John Mee


Betriebsblindheit hat wirtschaftliche Folgen


Prof. John Mee vom irischen Agrarforschungs- und Beratungsinstitut Teagasc zeigte, welche Folgen Betriebsblindheit hat: „Was wir tagtäglich sehen, wird zu einer „neuen Normalität“. Das gilt für jedes Unternehmen. In der Landwirtschaft zeigt sich das z.B., wenn Probleme nicht erkannt werden, weil Krankheitsraten nicht erfasst werden. Betriebsblindheit entsteht auch, wenn ein Problem langsam immer größer wird und deshalb nicht wahrgenommen wird, wie z.B. Lahmheiten. Ein Beispiel für Betriebsblindheit: In der Theorie sind sich Wissenschaftler und Landwirte einig, dass Kälber frühzeitig ausreichend Kolostrum erhalten sollten. In der Praxis wird es aber selten umgesetzt, was zu hohen Erkrankungsraten führt.


Um Betriebsblindheit zu vermeiden, gibt es mehrere Möglichkeiten: Sinnvoll ist ein Blick von außen und konkrete Daten (Kälber wiegen, Gesundheitsscoring). Auch Benchmarks helfen, das eigene Management einzuschätzen. Irische Betriebe hatten zunächst Vorbehalte, ihre Daten für einen nationalen Vergleich freizugeben. Doch mittlerweile sind sie von den Vorteilen überzeugt: Sie können Arbeitsabläufe optimieren, Kosten reduzieren oder die Leistung verbessern. Das beste Mittel gegen Betriebsblindheit ist aber: gute Beispiele aus der Praxis kommunizieren und mit Berufskollegen diskutieren.“


Christian Büchtmann


Gute Tiergesundheit als Erfolgsfaktor


Christian Büchtmann aus Burgwedel (Niedersachsen) bewirtschaftet mit seiner Frau Mareike einen Betrieb mit 120 Milchkühen, Ackerbau und einer Biogasanlage: „Wir melken im Altgebäude aktuell fast 13000 kg Milch (3,74% Fett, 3,41% Eiweiß) und erreichen eine Lebensleistung von 57127 kg. Ich denke, ein Erfolgsfaktor ist die enge Abstimmung mit Tierärzten und Beratern.


Unsere bestandsbetreuende Tierärztin ist wöchentlich im Stall. Sie untersucht Einzeltiere, behandelt akute Klauenprobleme und unterstützt uns beim Herdenmanagement. Zusätzlich schaut sie regelmäßig in die digitalen Leistungs- und Gesundheitsdaten. Wir wollen kranke Tiere schnell erkennen und behandeln. Hygiene und Prävention spielen eine wichtige Rolle. Wir setzen auf Grippe- und Mutterschutzimpfungen. Alle acht Wochen kommt ein Klauenpfleger und wöchentlich machen wir ein Klauenbad.


Die Eutergesundheit konnten wir verbessern, indem wir statt einer Stroh-Kalk-Wasser-Einstreu auf separierte und bei 80–90°C getrocknete Gärreste umgestellt haben. Die Zellzahl sank in sechs Wochen von mehr als 400000 auf unter 200000/ml.


Unsere beiden polnischen Mitarbeiter, die im Wechsel bei uns sind, sowie unsere zwei Azubis haben Familienanschluss. Ihnen übertrage ich viel Verantwortung, nehme ihre Anregungen aber auch sehr ernst.


Die Ration unterteilen wir in eine Vormischung aus Gras, Kraftfutter, Mineralstoff, Stroh und Biertreber, die wir dann mit Mais und Wasser mischen. Ziel ist eine Ration, die das Selektieren am Futtertisch unmöglich macht. Deshalb setzen wir auf die Vormischung, die wir neun Minuten nachmischen lassen, und nutzen kurz gehäckseltes Stroh sowie Wasser.“

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