Faire Preise per Verordnung? „Nein, das geht nicht!“ war die einhellige Meinung der Diskutanten auf dem Podium beim Milchpolitischen Frühschoppen, zu dem der Milchindustrie-Verband im Januar während der Grünen Woche eingeladen hatte.
„Der Markt ist besser als der Staat“, zitierte Werner Giselbrecht von der Hochland Gruppe in seinem Eingangsstatement Ludwig Erhard. Bernhard Forstner vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft überprüft die Tauglichkeit eines Gesetzes für faire Preise und benannte Herausforderungen: „Jeder Betrieb hat individuelle Produktionskosten und das Gesetz muss auch für den In- und Export gelten.“ Eine finale Einschätzung des Thünen-Instituts soll bis Mitte dieses Jahres vorliegen.
„Was ist überhaupt ein fairer Preis“, fragte Peter Guhl in seinem Eingangsstatement. Der Landwirt aus Ostdeutschland hält 180 Kühe, vermarktet einen Teil seiner Milch direkt, ist Vorstandsvorsitzender einer Milcherzeugergemeinschaft und engagiert sich bei den Freien Bauern. „Bei der Frage zu fairen Preisen sind zu viele unterschiedliche Interessen entlang der Wertschöpfungskette zu vereinen“, so der Landwirt. Für einen großen Teil der Verbraucher spiele ausschließlich der Preis eine Rolle, nicht Fairness. „Nicht jeder Konsument kann sich hochpreisige Lebensmittel leisten“, erklärte Armin Valet von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Prof. Dr. Holger Thiele vom ife-Institut in Kiel griff das auf und erklärte, dass der Markt bei Mehrwertprogrammen versagt. „Entscheidend sind faire Rahmenbedingungen für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette und eine sinnvolle Ausgestaltung der Ökosystemleistungen.“
Barbara Jeannot von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung pointierte: „Wir brauchen einen Rahmen für faire Verhandlungen, aber nicht politisch verordnete faire Preise.“