Seit Jahresanfang finden Verbraucher auf Milchpackungen die Auslobung der Haltungsform (siehe „Label für mehr Tierwohl“, S. R6). Edeka kündigte in diesem Zuge an, 2022 das gesamte Trinkmilchsortiment der Eigenmarken auf die Haltungsformen 2 oder höher umzustellen. Edeka und Netto verzichten also auf Haltungsform 1 und lassen damit keine ganzjährige Anbindehaltung mehr zu. Parallel will das Unternehmen den Anteil der Stufen 3 und 4 ausbauen.
Lidl zog nach und erklärte, dass zukünftig 65% des Trinkmilchsortiments mit Haltungsform 3 bzw. 4 ausgelobt werden soll. Auch Aldi plant bis 2030 ausschließlich Milch aus Haltungsform 3 und 4 zu listen.
Unterdessen will auch die Bundesregierung die Anbindehaltung beenden. Das bestätigte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Eine Übergangszeit von zehn Jahren ist laut Koalitionsvertrag im Gespräch.
Walter Heidl vom Bayerischen Bauernverband zeigt sich über die Entwicklungen verärgert: „Der Handel lässt besonders die kleinen Betriebe im Regen stehen. Das sind die Betriebe, die bereits an freiwilligen Qualitätssicherungsprogrammen teilnehmen, aber die Anforderungen für die Tierwohlprogramme meist aus fehlender Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit nicht erfüllen können.“ Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes schlägt in die gleiche Kerbe: „Kleine Betriebe werden ins Aus gedrängt. Wir brauchen eine verlässliche Finanzierung und ausreichende Vorlaufzeiten.“
Im Gegensatz dazu gehen die Anforderungen dem Tierschutzverein ProVieh nicht weit genug: „Weder kann die Anbindehaltung in der höherwertigen Stufe 2 noch die Laufstallhaltung ohne Weide in Stufe 3 akzeptiert werden.“