Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Es sieht nach einer ehemaligen LPG-Anlage im Osten aus: Von außen weiße Ställe mit niedrigen Decken. Sie wirken so, als hätten sie schon bessere Tage gesehen. Um alle Gebäude befinden sich Ausläufe mit Futtertischen.
Die 560 Milchkühe stehen auf Stroh. Sie können jederzeit nach draußen gehen. Alle zwei Tage wird komplett gemistet, täglich frisch eingestreut.
Morgens und abends treibt ein Melker die Kühe in das Melkhaus. Dieses sticht heraus: Im Gegensatz zu den Ställen ist es brandneu, sehr groß und hochmodern. Hier stehen zwölf Melkroboter. Sie sind im Rondell angeordnet.
Trotzdem gibt es feste Melkzeiten. Alle Tiere gehen morgens und abends konzentriert zum Melken. Das ist das sogenannte Batch Milking-System. „Wir sind begeistert von der Ruhe vor und während des Melkens“, freut sich Herdenmanagerin Rebecca Harnack. Die Kühe stehen in zwei Gruppen, geteilt in Hochleistende und Altmelker.
Batch Milking-System
Vor rund zwei Jahren entschied sich der Agrarbetrieb Agrarprodukte e. G. Altreetz für das Batch Milking-System. „Wir haben überlegt, was für einen Melkstand wir bauen können oder ob wir Roboter in die Ställe integrieren. Doch das passte nicht zu unseren Gegebenheiten“, erklärt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Brand.
Höfetour
Das Melktechnikunternehmen Lemmer-Fullwood lud die Fachpresse Ende Januar zu einer Höfe- und Infotour im Berliner Umland ein. In diesem Rahmen besuchten wir auch den Agrarbetrieb Agrarprodukte e.G. Altreetz und die Milsana Handels- und Produktionsgesellschaft. Beide Höfe melken mit Systemen von Lemmer Fullwood.
Der Betrieb liegt in Altreetz, nahe der Gemeinde Oderaue im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg. Zum Betrieb gehören 1950 ha landwirtschaftliche Fläche sowie 680 Kühe plus weibliche Nachzucht. Am Standort Altreetz stehen nur die zu Melkenden, alle anderen Tiere sind auf zwei weiteren Standorten verteilt. Sechs der rund 34 Angestellten sind in Altreetz beschäftigt.
Für Brand war die Entscheidung für die Melkroboter im neuen Melkhaus genau richtig: Die Kühe geben etwa 32,5 kg Milch pro Tag, 2 kg mehr als mit dem alten System. Außerdem habe sich die Tiergesundheit und der Arbeitskomfort für seine Mitarbeiter verbessert. Die Milch liefert der Großbetrieb an Müller.
Kühe nehmen Roboter gut an
Herdenmanagerin Harnack schätzt an den Robotern: „Wir können unsere Gruppen- und Futterstruktur behalten.“ Außerdem haben die Kühe das neue System sehr schnell angenommen. „Vorher brauchten wir drei Personen pro Melkzeit, nun nur noch eine.“
Die zuständige Mitarbeiterin treibt die Kühe zum Melken aus den Ställen zum Vorwartehof, von dort gehen sie selbstständig in den Roboter. „Die meisten Kühe haben einen Lieblingsroboter“, schmunzelt Harnack.
Die meisten Kühe haben einen Lieblingsroboter."
Im Vorwartehof ist Platz für bis zu 150 Tiere. Dort hängen Kuhbürsten, stehen große Wasserbehälter und auch Salzlecksteine sind angebracht. „Wir wollten hier ein kleines bisschen Paradies schaffen“, sagt die Herdenmanagerin.
Der Melkdurchsatz pro Stunde beträgt 70 bis 80 Kühe. „Meine größte Angst beim automatischen Melken war, dass ich meine Kühe nicht mehr sehe – das ist aber Quatsch.“
Viele Daten pro Kuh
Harnacks Arbeitstag beginnt jeden Morgen mit einem Blick auf die Roboterlisten. „Ich hatte noch nie so viele Daten zu jeder einzelnen Kuh.“ Die Tiere sind mit Pedometern ausgestattet. Mit der Brunsterkennung ist sie zufrieden. Zudem ist in jedem Roboter das Milchanalysesystem IMA integriert. Dieses erkennt frühzeitig Ketosen und Azidosen. Nach dem Melken gibt es zwei mögliche Separationen.
Melkanrecht: Kühe, die vom Roboter aussortiert werden.
Separationsraum: Kühe zum Umstellen, für den Tierarzt, die Klauenpflege und zur Besamung.