Milchviehhalter haben anlässlich des Besuches des EU-Agrarkommissar Phil Hogan bei der Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes in Herrsching demonstiert. Doch der Kommissar stellte sich den Milchbauern nicht. „Markige Sprüche, aber nicht so viel Mumm in den Knochen“, meint dazu der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM).
Im Vorfeld hatte der Kommissar seinen Besuch erst abgesagt, dann doch wieder zugesagt. Die geplante Protestkundgebung des BDM war mit der vermeintlichen Absage ebenfalls abgesagt worden. „Möglicherweise hatte Hogan von dieser Protestbereitschaft der Bauern schon im Vorfeld Kenntnis erlangt und schon da den ersten Rückzieher gemacht“, meint BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. Rund 100 Milchviehhalter ließen es sich trotz der abgesagten Kundgebung nicht nehmen, spontan nach Herrsching zu fahren, erklärte Schaber.
Während die Bauern lautstark protestierten, habe sich Hogan eilig an den Milchviehhaltern vorbeischleusen lassen – ohne sich ihnen zu stellen, kritisiert Schaber. Deren Existenzsorgen in der aktuellen Milchkrise habe Hogan erst kürzlich in einem Interview abfällig in Frage gestellt hatte. Sinngemäß habe er geäußert, dass er annehme, dass die Bauern jammern um des Jammerns willen; ihr Ziel sei es, zusätzliche Gelder locker zu machen, während sie munter weiterproduzieren.
„Das ist für die Milchbauern, die mit massiven Verlusten zu kämpfen haben und ihre Rechnungen teilweise nicht mehr bezahlen können, der blanke Hohn“, kritisiert Romuald Schaber scharf. „Markige Sprüche, aber nicht so viel Mumm in den Knochen, sich seinen Kritikern, den Milchbauern, auch einmal persönlich zu stellen. Das ist einfach nur peinlich!“
Schaber stellte auch die Verhältnismäßigkeit des massiven Polizeiaufgebots in Frage: „Mindestens so viel Polizisten wie Demonstranten und letztlich ein Einkesseln der demonstrierenden Milchviehhalter – und das alles, damit Hogan unbehelligt davonflitzen kann? Vielleicht ahnt der EU-Agrarkommissar ja doch, wie sehr die Nerven der Milchviehhalter angesichts der anhaltenden Milchkrise blank liegen. Sonst müsste er sich wohl nicht so sehr fürchten.“
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