Im Wirtschaftsjahr 2018/19 lag laut des in dieser Woche veröffentlichten Situationsberichts des Deutschen Bauernverbandes (DBV) der durchschnittliche Gewinn der Milchviehbetriebe bei 66.600 € je Betrieb bzw. bei 44.000 € je Familienarbeitskraft. Top agrar berichtete. „Zu den schlechten Milcherzeugerpreisen kommen Preise für Kälber hinzu, die mit einem unteren Niveau von 10 € je Kalb eine Katastrophe und Ausdruck völligen Werteverfalls sind“, kritisiert der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) Stefan Mann in einer Pressemitteilung.
Es treibt mich zum Wahnsinn, wie unverantwortlich mit der Darstellung dieser Zahlen umgegangen wird - Stefan Mann
„Es treibt mich zum Wahnsinn, wie unverantwortlich mit der Darstellung dieser Zahlen umgegangen wird“, so Mann. So wie dargestellt, könne beim weniger fachkundigen Leser der Eindruck entstehen, dass Landwirte auf relativ hohem Niveau jammern. Denn so mancher Beschäftigter in der gewerblichen Wirtschaft würde weniger verdienen, so die Aussage Manns.
„Warum wird nicht deutlich kommuniziert, was mit diesem Gewinn alles finanziert und geleistet werden muss? Warum spricht man nicht von den Investitionssummen, die auf den Betrieben gestemmt werden müssen? Will man die wirtschaftliche Situation schön rechnen?“, macht er seinem Ärger Luft.
Einkommen unter dem der übrigen Gesellschaft
Milcherzeuger müssten vom betrieblichen Gewinn Darlehen tilgen, unter anderem für millionenschwere Investitionen, heißt es weiter. Landwirte müssten außerdem Rücklagen für Ersatz- und Neuinvestitionen sowie für die Alterssicherung bilden. Der BDM-Vorsitzende fordert: „Das eingesetzte Kapital sollte verzinst werden und es müssten Reserven gebildet werden können, um das erhebliche wirtschaftliche Risiko, das durch Marktverwerfungen und die zunehmenden Wetterrisiken entsteht, abfedern zu können.“
Würde das alles berücksichtigt, stünde am Ende ein Einkommen für die Lebenshaltung zur Verfügung, das sehr deutlich unter dem der übrigen Gesellschaft liegt, bilanziert Mann. Diese Zahl werde aber schon seit längerem nicht mehr veröffentlicht.
Lösungen statt Dialogrunden
Für das laufende Wirtschaftsjahr sei mit einem weiteren Gewinnrückgang zu rechnen, da die Milcherzeugerpreise gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken und die Kälberpreise weiter unterirdisch seien. „Kein Verantwortlicher in der Politik und bei den verschiedenen Verbänden darf sich darüber wundern, dass immer weniger Höfe einen Nachfolger finden und dass aktuell eine derart große Protestwelle durchs Land rollt“, so Stefan Mann. Es sei Zeit für Lösungen und Taten statt Dialogrunden und Roadshows für mehr Wertschätzung.