Die Preisbildung in den Regalen scheint mehr und mehr eigenen Gesetzen zu unterliegen, meint der Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB). Diese seien nicht nachvollziehbar: Weder für den Marktbeobachter, noch für die Verbraucherschaft - und letztendlich auch nicht bei der Milcherzeugerseite. Der Verband gibt verschiedene Beispiele.
Biomilchpreise steigen zu langsam
Teilweise steigen die Verkaufspreise sehr stark, währen die Milcherzeugerseite kaum partizipiert. Als Beispiel dafür führt der VMB an, dass der Handel Ende Juni den Preis für Konsummilch bei der konventionell erzeugten Vollmilch um 17 Cent, bei Bio-Vollmilch um 54 Cent/l angehoben hat. Die Spanne der Milchpreise konventionell und bio ziehe sich aber immer weiter zusammen. „Noch profitieren Biomilcherzeuger deutlich zu wenig von den in den vergangenen zwei Monaten auch bei vielen Biomilchprodukten merklich anziehenden Regalpreisen“, so der VMB.
Mozzarella konventionell im Preis gestiegen
Ein anderes Beispiel zeige sich bei Mozzarella der Eigenmarken: Mitte Mai habe der Lebensmitteleinzelhandel bei 125 g Mozzarella der Eigenmarke den Verkaufspreis von 59 Cent auf 79 Cent erhöht. Mitte August legte Branchenführer Aldi nochmals nach und erhöhte auf 89 Cent. Alle anderen Wettbewerber folgten. Allerdings bedeutete dies: Mozzarella der Eigenmarke ist für den gleichen Preis zu haben, wie Bio-Mozzarella. Dies widerspreche dem Trend der lange als "Billigmarken" verschrienen Eigenmarke.
Bio-Aktionswochen drücken den Preis
Seit der Preiserhöhung für die konventionellen Eigenmarken im August nahmen einige Lebensmittelhändler den Bio-Mozzarella in das Portfolio für die wöchentliche Aktionsware auf – und unterbieten damit die Preise für konventionelle Ware. So hat beispielsweise Netto Markendiscount den Bio-Mozzarella für 79 Cent angeboten. Kaufland bietet Bio-Mozzarella für nur 77 Cent an.
"Willkürliche Preisbildung"
Der VMB kommentiert: „Ein solches Vorgehen verstehe wer will in diesen verrückten Zeiten von Kosten- und Preisexplosionen, die der Lebensmitteleinzelhandel mit geschickten Rabattaktionen und Ankündigungen eines ‚Inflationsstopps‘ beim verunsicherten Verbraucher zu kaschieren versucht. ‚Normal‘ ist dies Vorgehen sicher nicht! Und welche Auswirkungen dieser fast schon als willkürlich zu bezeichnende "Preis-Salat" auf die Kaufentscheidungen der Verbraucherschaft haben wird, ist eine durchaus spannende Frage!“