„Jetzt, wo Roboter bei euch melken, müsst ihr euch ja gar nicht mehr um eure Tiere kümmern“, erzählte Dr. Mechthild Frentrup von einer Begegnung beim Bäcker in ihrem Heimatort. Diese Aussage bekam sie zu hören als sie das Melken auf ihrem Betrieb, den sie gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet, auf ein automatisches Melksystem umstellte. Die Landwirtin aus Steinhagen (Nordrhein-Westfalen) betonte beim zweiten Panel der Veranstaltung Fachforum Milch: "Mehr Transparenz durch Digitalisierung?" des Deutschen Bauernverbands (DBV) am Rande der Grünen Woche, dass die Fürsorge für die Tiere trotz fortschreitender Digitalisierung bleibt. „Die Veranstaltung liegt nach wie vor bei uns Menschen.“
Digitalisierung "echte Chance"
Dr. Frentrup schilderte die Herausforderungen aus praktischer Sicht: „Es ist wichtig, die richtige Datenbrille aufzusetzen, um Rückschlüsse daraus zu ziehen.“ Gerade für kleine Betriebe seien außerdem die hohen Investitionskosten für digitale Systeme eine große Hürde. „Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung eine echte Chance ist“, erklärte die promovierte Agrarwissenschaftlerin, die sich auch in der Arbeitsgruppe Digitalisierung der Sektorstrategie 2030 engagiert.
„Es fehlt in sämtlichen Verwaltungsbereichen an digitaler Infrastruktur“, sagte Dr. Engel Arkenau vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Sie betonte, dass auch das BMEL die Digitalisierung im Blick habe und dass es auch für die Landwirtschaft extra Unterabteilungen gebe. Das Projekt Digi Milch soll beispielsweise die Frage klären, wie digitale Systeme miteinander kommunizieren können. Die Aufgabe des BMEL sei es außerdem, bei der Frage um Datenrechte mitzuverhandeln und die Interessen des ländlichen Raumes zu vertreten.
Vertrauen in digitale Systeme
„Praktiker müssen den Mehrwert von Digitalisierung erleben können und brauchen Vertrauen“, appellierte Dr. Mechthild Frentrup. Notwendig sei außerdem mehr Flexibilität, sodass man auch mal das System wechseln könne ohne dass gleich alle Daten verloren gehen.
Dr. Reinhard Reents, Geschäftsführer der Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung (vit) in Verden, erklärte, dass es wichtig sei, die Daten miteinander zu verknüpfen. „Es ist aber nicht immer leicht mit internationalen Konzernen zusammenzuarbeiten“, gab er Einblick in die Herausforderungen.
Auch Prof. Dr. Sigried Moder, Präsident des Bundesverbands praktizierender Tierärzte, sprach sich für eine fortschreitende Digitalisierung aus: „Für uns Tierärzte wäre es eine Erleichterung, wenn wir schon vor dem Hofbesuch alle Daten des Betriebes vorliegen hätten.“