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Der Rekordexport stützt die Milchpreise

Um ihre Produktionskosten zu decken, brauchen Milchviehhalter bessere Erlöse. Es gibt Indizien dafür, dass es mit den Erlösen in der zweiten Jahreshälfte wirklich aufwärts geht.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Mathias Klahsen, Marktexperte der LWK Niedersachsen

Zugegeben: Der Milchmarkt startete sehr stabil in das Jahr 2021. Unter anderem haben die sehr guten internationalen Exportchancen für Milchpulver und andere Produkte die Milchpreise gestützt. Vor allem der Export nach China sorgte ab dem Frühjahr für eine positivere Stimmung und leicht anziehende Erzeugerpreise.

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Allerdings sind auch die Produktionskosten gestiegen, z.B. die Zukaufpreise für Milchleistungs- und Eiweißfuttermittel – teils sogar stärker als die Milcherlöse. Unterm Strich ist die finanzielle Situation vieler Betriebe also immer noch angespannt. Was bringt die zweite Jahreshälfte?

Milchmenge stagniert

Die Milchanlieferungen an die deutschen Molkereien liegen zumeist unter dem Vorjahresniveau. Hier zeigt sich der voranschreitende Strukturwandel. Im Mai 2021 wurden in Deutschland nur noch 55.829 Milchkuhhalter gezählt (-4,3 % gegenüber Vorjahr), die 3,89 Mio. Milchkühe hielten (-1,9 %). Die inländische Milcherzeugung liegt bislang unter der letztjährigen und trifft zudem auf eine rege inländische Nachfrage. Das reicht aber für größere Preissprünge nach oben nicht aus. Denn die Erlöse bei uns hängen auch davon ab, was sich in puncto Angebot und Nachfrage weltweit tut.

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) gibt im jüngsten Bericht zum internationalen Milchmarkt hinsichtlich des Angebotes für 2021 Entwarnung: Die Milchproduktion der führenden fünf Exporteure wird demnach im Vergleich zum Vorjahr um moderate 1% zulegen:

  • Der größte Exporteur – die EU (laut dem USDA aus statistischen Gründen in der Analyse noch inkl. Großbritannien) produzierte zu Jahresbeginn zwar deutlich weniger Milch als zwölf Monate zuvor. Dann wurde die Lücke kleiner, und im weiteren Verlauf könnte die Vorjahreslinie sogar leicht überschritten werden. Insgesamt soll 2021 die Milchmenge der EU um 1% steigen.



  • Die USA liegen ebenfalls auf dem zuvor prognostizierten Kurs und werden die Milcherzeugung ausbauen. Ursache sind nach Meinung der Analysten vor allem die gestiegenen Erzeugererlöse. Für das laufende Jahr wird eine Steigerung der US-Produktion um 2% auf rund 103,5 Mio. t Milch erwartet.



  • Neuseeland kommt auf ein Plus von 2% Milch. Der Rückgang der Kuhzahlen kann durch die Leistungssteigerung mehr als kompensiert werden. Ursache für diese Einschätzung ist eine gute Grundfutterversorgung. Zudem kündigte die Molkerei Fonterra steigende Milchauszahlungspreise an.



  • Seine Vorhersage der argentinischen Milchmenge hat das USDA von +1% auf +2% angehoben. Allerdings scheinen staatliche Eingriffe zum Schutz des Binnenmarktes und der Lebensmittelversorgung das Wachstum zu bremsen. Farmer erhalten trotz steigender Futterkosten nur Festpreise für Milch.



  • Australien kommt nach den neuen Zahlen nur noch auf ein mageres Plus von 1% Milch. Trotz einer guten Grundfuttersituation und überdurchschnittlichen Milchpreisen hat das USDA die Prognose um 2 Prozentpunkte auf +1% gesenkt. Hintergrund ist die vermehrte Umstellung von Milchfarmen auf die derzeit erheblich lukrativere Rindermast.

China bleibt treibende Kraft

Auch in den Regionen, die nicht zu den wichtigen Exporteuren zählen, dürfte die Milcherzeugung in diesem Jahr leicht zulegen. Allerdings steigt die Nachfrage nach Milch und Milcherzeugnissen sogar noch stärker. Das gilt besonders für China, das trotz politischer Unterstützung der eigenen Branche immer mehr auf Importe angewiesen ist.

Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 stiegen Chinas Importe von Milchprodukten bezogen auf den Handelswert um rund 17%. Das Überraschungsprodukt war dabei Magermilchpulver (MMP). Traditionell beschränkt sich dieser Import auf Grundlage von Freihandelsabkommen mit Neuseeland und Australien auf den Jahresbeginn. In diesem Jahr scheint der Bedarf allerdings ungebrochen zu sein, und die US-Analysten erwarten einen Rekordimport in Höhe von 480.000 t. Das wäre im Jahresvergleich ein Plus von rund 150.000 t.

Davon profitieren auch die Milcherzeuger in der EU. Laut der Milchmarktbeobachtungsstelle der EU wurden von Januar bis Mai bereits 25% mehr Magermilchpulver nach China exportiert als 2020. Das ist wichtig für unseren Markt, denn insgesamt erwarten die Amerikaner für die EU (inkl. GB) aufgrund von Exporteinbußen in Richtung Algerien, Ägypten und Malaysia einen Rückgang des MMP-Exports um 2% auf 810.000 t.

Kampf um Marktanteile

Im Hinblick auf die eigenen MMP-Exportchancen verbreiten die US-Analysten hingegen Optimismus. Man peile einen neuen Rekordwert von 890.000 t an, heißt es. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Ausnahmen von den generellen Strafzöllen im Handel mit China in die Tat umgesetzt werden. Ansonsten kämen andere MMP-Lieferanten wohl im Reich der Mitte zum Zuge, und zwar auch Anbieter aus der EU.

In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls wichtig, den chinesischen Markt für Vollmilchpulver im Blick zu behalten. Von der Erholung der chinesischen Wirtschaft nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie profitiert auch dieses Geschäft. Die Marktexperten des USDA haben ihre Prognose der Vollmilchpulverimporte Chinas im laufenden Jahr gegenüber ihrem vorherigen Bericht um 8% nach oben korrigiert.

EU-Käse bleibt gefragt

Die zeitweilige Blockade des Suez-Kanals und die Corona-bedingte wochenlange Schließung des viertgrößten Containerhafens der Welt in Yantian (China), haben den globalen Warenverkehr stark gestört. Die Folgen werden noch lange zu spüren sein und den Export verteuern. Darüber klagen auch hiesige Molkereien. Trotzdem rechnen sie mit guten Absatzchancen, u.a. bei Käse, und steigern die Produktion.

Für 2021 sagen Beobachter einen Anstieg der Käseproduktion in der EU um 2,5% voraus. Der Export soll sogar um 6 % auf rund 1 Mio. t steigen. Bis einschließlich Mai waren die USA, Japan und Schweiz die Hauptabnehmer von EU-Käse. Die Nachfrage aus den USA könnte sogar noch weiter steigen, da die sogenannten Airbus-Zölle für einen Zeitraum von fünf Jahren ausgesetzt wurden. Damit entfallen die Strafzölle in Höhe von 25 % auf Milchprodukte, z.B. Käse.

Neben den USA hat China auch am Käsemarkt eine Schlüsselposition. 2021 sollen die chinesischen Importe um ca. 40 % auf 180.000 t steigen. Im Schnitt lagen die jährlichen Zuwachsraten damit seit 2012 bei etwa 16 %. Die Frage ist damit nicht ob, sondern wann China die USA als größten Käseimporteur der Welt ablösen wird. Etwa 21 % der chinesischen Käseeinfuhren kommen übrigens aus der EU.

An allen Schrauben drehen!

Keine Frage, die aktuellen Zahlen des USDA sprechen für einen eher optimistischen Blick auf die zweite Hälfte des Jahres 2021. Eventuell gilt das auch für unseren Butterexport, der zuletzt wegen der relativ hohen Preise in der Gemeinschaft etwas enttäuscht hat. Allerdings müssen sich Milcherzeuger und -verarbeiter dafür auf andere Herausforderungen einstellen. Vier Beispiele:

  1. Die Konkurrenz durch vegane bzw. pflanzliche Ersatzprodukte nimmt rasant zu. Die jährlichen Wachstumsraten belaufen sich auf 30 bis 40%, und diese Ersatzprodukte machen bereits etwa 4 bis 6% vom Trinkmilchsektor aus.



  2. Auch der Biomilchmarkt wächst in Deutschland stetig und kämpft um Marktanteile. Nach vorläufigen statistischen Zahlen beträgt der Bioanteil an der Gesamtmilchlieferung in Deutschland schon über 4%.



  3. Zudem dreht der Lebensmittelhandel auch bei Milch seinen Lieferanten die sprichwörtlichen Daumenschrauben in puncto Tierwohl an. Schon bald könnte der Handel Großteile der Milch aus Haltungsform 3 und 4 beziehen wollen, orakeln Branchenkenner.



  4. Das Thema „Corona“, also wie man sich auf weitere Wellen einstellen kann, bleibt ebenfalls brandaktuell. Für die zuletzt belebte Nachfrage aus der Gastronomie und dem Hotelbereich wären erneute Lockdowns ein Fiasko. Und das würde auch den Milchmarkt treffen. Hoffentlich bleiben wir davon verschont.

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