Konkrete rechtliche Vorschriften gibt es für die Liegeboxen von Milchkühen nicht. Doch das Ziel bei den Abmessungen ist ein guter Kompromiss aus Tierwohl und Arbeitswirtschaft. Wie der gelingt, erklärt Sabine Pittgens von der Landwirtschaftskammer Nordhrein-Westfalen.
Hoch- oder Tiefbox?
Diese Entscheidung ist vor allem abhängig davon, wie sich die Boxen einstreuen lassen. Ist eine Automatisierung oder Mechanisierung möglich? Ist der Laufgang befahrbar oder muss per Hand eingestreut werden? In letzterem Fall bedeutet eine Tiefbox einen höheren Arbeitsaufwand.
Grundsätzlich bietet eine Tiefbox zwar einen sehr guten Liegekomfort, aber nur, wenn sie gut gemanagt ist. Das heißt, dass sie immer gut gefüllt sein muss und sich möglichst wenig Mulden bilden. Eine gut gepflegte Hochbox mit DLG-geprüfter Komfortmatte ist besser als eine schlecht gepflegte Tiefbox. Hier gilt es einen Kompromiss aus Tierwohl und Arbeitswirtschaft zu finden.
Liegeflächen-Länge
Die Abmessung der Liegeboxen sollte sich immer nach der Körpergröße der Herde bzw. den größten Tieren richten. Für Holstein-Kühe empfiehlt die Beraterin eine Länge von 190 bis 200 cm (Bugschwelle bis Boxenhinterkante). Bei kürzeren Maßen liegen die Kühe oft diagonal in der Box.
Liegeflächen-Breite
Auch in der Breite sollten die Boxen ausreichend Platz bieten. Für Holstein-Kühe sind es 115 bis 120 cm (Hochbox) bzw. 120 bis 125 cm (Tiefbox). Die Boxen der Trockensteher sollten breiter sein! Wichtig: Gemeint ist hier das lichte Maß, also der Abstand zwischen den Boxenbügeln. Architekten rechnen mit dem Abstand von Bügel-Mitte zu Bügel-Mitte.
Steuerungselemente richtig positionieren
Das Nackenrohr soll die Kuh korrekt in der Box positionieren, sodass sie mit allen vier Beinen darin stehen kann und mit dem Widerrist das Rohr leicht berührt. Der Abstand des Rohres zur Boxenhinterkante sollte 160 bis 170 cm betragen (waagerechtes Maß).
Die ideale Höhe (lichte Maß) beträgt bei Holsteins in der Regel 125 bis 133 cm. Besser ist: Das Nackenrohr sollte 10 bis 15 cm unter der Widerristhöhe des größten Tieres der Herde liegen. Bei einem gewellten Nackenrohr ist die höchste Stelle der Welle gemeint.
Bei Tiefboxen ist die schwankende Liegeflächen-Höhe eine Herausforderung. Statt extremer Einstellungen des Nackenrohrs sind Mittelwerte bzw. Kompromisse zu empfehlen. Die Bugschwelle sollte maximal 10 cm hoch sein (über Liegeniveau) und 30 cm vor dem Nackenrohr liegen.
Erst einmal Austesten
Die einzelnen Abmessungen der Liegebox sind wichtig, noch wichtiger ist aber, dass die Maße zueinander passen. Wenn möglich, ist es sinnvoll, zunächst nur einige wenige Liegeboxen umzubauen und dort zu testen, wie die Kühe sich ablegen. Entscheidend ist immer die durchschnittliche Größe der Tiere und ob Färsen mit in der Gruppe laufen.