Bei ihrer halbjährlichen Mitgliederversammlung, die digital stattgefunden hat, stand für die ErzeugerInnen des European Milk Board (EMB) das langfristige Überleben der europäischen Milcherzeugung im Mittelpunkt. Die Tatsache, dass nur noch 5 % der ErzeugerInnen in der EU jünger als 35 Jahre und nur noch 14 % zwischen 35 und 44 Jahre alt sind, zeigt eine düstere Perspektive der europäischen Landwirtschaft, so das EMB.
Verstärkt werde dies dadurch, dass in vielen Ländern die Produktionskosten von den Milcherzeugerpreisen nicht gedeckt werden. In manchen Ländern nur zur Hälfte. Das zeige eine Kostenstudie, die den EMB-Mitgliedern vorlag und demnächst erscheinen soll. Diese beinhalte auch einen EU-Kostendurchschnitt. Demnach sei die Einkommensrealität in acht wichtigen, milchproduzierenden Ländern nicht zukunftsfähig. Die angespannte Situation wird sich laut EMB weiter zuspitzen: während der Milchpreis stagniert, steigen die Kosten für Futter und durch Klimafolgen weiter.
Wertschöpfung bleibt bei den Molkereien
Mit Milch lasse sich aber durchaus Geld verdienen. Das zeigte eine von der MEG Milch Board auf der Versammlung vorgestellte Studie zur Wertschöpfung deutscher Molkereien. Jedoch bleibe das Geld auf der Verarbeitungsstufe, während die ErzeugerInnen auf einem nichtkostendeckenden Niveau verharren.
Die EMB-ErzeugerInnen waren sich einig, dass vom Geld, das mit der Milch erwirtschaftet wird, ein höherer Anteil auf den Höfen ankommen muss. Nur so lasse sich eine Hofnachfolge sichern. Das kostendeckende Preise möglich seien, zeige das Projekt die Faire Milch. Über den Erfolg berichteten Vertreter aus den EMB-Ländern.
Wer trägt die Kosten der Klimakrise?
Eine weitere generationenübergreifende Herausforderung spüren laut EMB die Betriebe mit der Umwelt- und Klimakrise bereits unmittelbar. Wie beispielsweise die Futterknappheit aufgrund von Trockenheit. Die Kosten der Klimakrise dürften aber nicht auf die Erzeuger abgewälzt werden.
Auf politischer Ebene mangle es an ausgewogenen Ansätzen. Die EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema kommentiert: „Der Europäische Green Deal und seine Farm-to-Fork-Strategie nennt zwar umfangreiche Maßnahmen, beschäftigt sich aber nicht damit, wie diese finanziert werden sollen. Die Lage der BäuerInnen wird leider vollkommen außen vorgelassen“.
Die EMB-Mitglieder machten deutlich, dass sie sich noch stärker für reine zukunftsfähige und generationsgerechte Landwirtschaft engagieren wollen.