Für den Umbau der Tierhaltung ist ein nationales Tierwohl-Monitoring nötig. Darüber waren sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik einig. „Tierwohl muss messbar sein, wenn man das Staatsziel nach Tierschutz verfolgt“, betonte der Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Folkhard Isermeyer, bei der Vorstellung des Abschlussberichts zum Projekt Nationales Tierwohl-Monitoring (NaTiMon). Das berichtet der Presse- und Informationsdienst Agra-Europe.
Aufwand möglichst gering halten
Fünf Jahre lang haben zehn Institutionen daran gearbeitet. Mit dem nun vorliegenden Konzept sei es möglich, faktenbasiert zu beurteilen, wie es den Tieren gehe und wie sich Maßnahmen zur Verbesserung der Tierhaltung auswirken. Der Leiter des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung (ITT) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Prof. Lars Schrader, unterstrich die Notwendigkeit, den mit dem Monitoring verbundenen Verwaltungsaufwand möglichst gering zu halten.
Auch der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, signalisierte laut Agra-Europe grundsätzliche Zustimmung. Er gab aber zu bedenken, die Betriebe nicht noch mit weiteren Audits zu belasten. Stattdessen plädiere der DBV dafür, dass bei einer Umsetzung des Monitorings die Kontrollen im Rahmen bestehender Systeme wie QM, QS oder der Initiative Tierwohl (ITW) erfolgen müssten.
BMEL dämpft Erwartungen
Die Parlamentarische Staatsekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Dr. Ophelia Nick, verwies auf die knappen Haushaltsressourcen, berichtet Agra-Europe. Daher müsse sie die Erwartung an eine schnelle Umsetzung eines solchen Monitorings dämpfen, räumte die Grünen-Politikerin ein. Das BMEL hatte das Projekt beauftragt. Der Aufbau eines nationalen Tierwohlmonitorings steht in der Nutztierstrategie des BMEL.
Das empfehlen die Expertinnen und Experten
Gemeinsam mit VertreterInnen aus Landwirtschaft, Tier- und Umweltschutz wurden im Projekt geeignete Indikatoren für die Tierwohl-Messung ausgewählt und analysiert, welche Daten vorhanden und nutzbar sind. Einbezogen sind die Bereiche Haltung, Transport und Schlachtung von Rindern, Schweinen, Hühnern, Puten, Schafen, Ziegen sowie Regenbogenforelle und Karpfen aus Aquakultur. Zusätzlich wurden Rahmenbedingungen einbezogen, wie beispielsweise die „Einstellung der Bevölkerung zum Tierwohl“.
Zur Realisierung des Nationalen Tierwohl-Monitorings empfehlen die Expertinnen und Experten:
- gesetzliche Grundlage schaffen,
- institutionelle Basis und Infrastruktur bereitstellen,
- Mittel für die Umsetzung einplanen,
- Nutzung vorhandener Daten ermöglichen,
- fehlende Daten erheben,
- regelmäßig einen Tierwohl-Monitoring-Bericht veröffentlichen.
Die Projektbeteiligten
Am NaTiMon-Projekt beteiligt waren das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das Friedrich-Loeffler-Institut, die Hochschule Osnabrück, das Statistische Bundesamt, die Humboldt-Universität zu Berlin sowie die drei Thünen-Institute für Betriebswirtschaft, Ökologischen Landbau und Fischereiökologie.