„Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass weniger Futter auf dem Futtertisch liegt“, gibt Christoph Berbecker zu. Denn seit Anfang 2024 übernimmt eine automatische Fütterung von Trioliet die Versorgung der Kühe. Sie legt alle zwei Stunden eine frische Ration vor, allerdings in kleineren Mengen.
Der Landwirt aus Halver in Nordrhein-Westfalen hat schon immer großen Wert darauf gelegt, dass die Fütterung seiner 260 melkenden Kühe exakt ist – bislang mit gezogenem Futtermischwagen und zweimal täglich frischer Futtervorlage immer zur selben Uhrzeit.
Live Interviews auf der EuroTier
Nutzen Sie Robotik im Kuhstall? Oder überlegen Sie, in automatische Technik zu investieren? Dann bietet diese Veranstaltung auf der EuroTier-Messe handfeste Tipps: top agrar und Elite-Magazin sprechen jeden Tag um 13.00 Uhr mit Milchkuhhalterinnen und -haltern, die ihre Stallarbeit automatisieren. Mit dabei:
Dienstag: Christoph Berbecker aus Halver (NRW), automatische Fütterung
Mittwoch: Petra Lüttmann aus Löningen (Niedersachsen), Melkroboter
Donnerstag: Hartwig Meyer aus Kettenkamp (Niedersachsen), Sensorsystem per Ohrmarke
Freitag: Johannes Schütte von der Sauerlandmilch GbR aus Brilon (NRW), automatische Einstreuanlage
Wo? Im Rahmen vom DLG-Spotlight „Barn Robot Event“ in Halle 13, Stand E58
0,5 kg mehr TS-Aufnahme
Christoph Berbecker führt den Betrieb gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder Lennard. Zusätzlich unterstützt ein Auszubildender den Familienbetrieb. „Wir haben uns gefragt, wie viel wir mit möglichst wenig Leuten schaffen können und wo uns eine Investition am meisten unterstützen würde“, begründet der 29-Jährige die Entscheidung für das automatische System.
Denn das Füttern der Kühe hat bislang viel Arbeitskapazität gebunden. Seitdem profitieren die Landwirte von deutlich mehr Flexibilität. „Die frei gewordene Zeit nutzen wir an anderen Stellen im Stall und an der Kuh effizienter.
Die Kühe haben ihren eigenen Rhythmus und durch den ständigen Zugang zu frischem Futter mehr Ruhe in der Herde eingekehrt. Es kommen nicht mehr alle Tiere zum Futtertisch, sobald Futter vorgelegt wird. Zudem ist die Trockensubstanz (TS)-Aufnahme um 0,5 kg gestiegen.
„Die Milchleistung ist bislang noch nicht gewachsen. Aber damit haben wir bewusst nicht kalkuliert“, erklärt Christoph Berbecker. Er ist sich jedoch sicher, dass sich die Leistung auf lange Sicht positiv entwickeln wird. Aktuell gibt jede Kuh durchschnittlich 11.500 kg Milch im Jahr. Seit 2011 übernehmen Lely-Roboter das Melken – mittlerweile sind es fünf automatische Melksysteme. „Unser Ziel ist es, mit fünf Robotern 10.000 kg Milch am Tag abzuliefern. Aktuell erreichen wir ca. 9.600 kg“, sagt Berbecker stolz.
Bunker weniger Flexibel
Zurück zur Fütterung: Der Mischbehälter hat ein Volumen von 3 m3 und ist über Führschienen oberhalb der Fahrwege dauerhaft mit Strom versorgt. „Das hat den Vorteil, dass er während der Fahrt mischen kann“, sagt der Milchkuhhalter.
Aktuell versorgt das System zusätzlich zu den melkenden Tieren ca. 20 Trockensteher, die kurz vor der Abkalbung stehen. Die restlichen Trockensteher sind auf der anderen Betriebsstätte untergebracht. Zudem erhalten 35 Jungrinder Futter, dessen Stall sich in der Lagerhalle der Futterkomponenten befindet und ohnehin entlang des Fahrwegs vom Mischbehälter liegt. „Die Anlage ist bei uns zu 60 % ausgelastet. Wir haben also noch Luft nach oben“, so Berbecker.
Die Ration besteht aus folgenden Komponenten: Gras, Mais, Pressschnitzel, Biertreber, sowie einer Hofmischung aus Getreide und Mineral, Rapsschrot und einem Eiweißausgleich mit Körnermais und Harnstoff.
Die Komponenten sind in fünf Grobfutterbehältern gelagert – zwei davon sind für Gras reserviert. Hinzu kommen ein Strohbunker und vier Kraftfutter-Silos. Ein Schubboden dosiert das Futter in den Mischer. Den Biertreberbunker treibt eine Schnecke an, denn er ist abgedichtet, damit keine Feuchtigkeit austritt.
„Ein Nachteil an diesem System ist, dass wir mit den Bunkern nur begrenzt flexibel sind, wenn wir eine neue Komponente füttern wollen. Da unsere Ration allerdings seit Jahren recht konstant ist, ist das für uns nur bedingt ein Problem“, erklärt der Landwirt. Hinzu kommt, dass ein kompletter Bunker blockiert ist, auch wenn das Futtermittel nur einen kleinen Anteil in der Ration hat.
40 €/Tag Weniger für Energie
Einmal täglich füllt Christophs Bruder Lennard innerhalb von 45 Min. das Futterlager auf. Als er noch mit dem Futtermischwagen gefüttert hat, brauchte er jeden Tag zwei Stunden für insgesamt drei Mischungen. Alleine der Schlepper vor dem Mischwagen hat täglich 25 bis 30 l Diesel benötigt. Die automatische Fütterung verbraucht hingegen 28 kW Strom pro Tag. „Umgerechnet entspricht 1 l Diesel etwa 10 kW. Unsere Photovoltaik (PV)-Anlage produziert eigenen Strom, den die Fütterung nutzen kann. Im Jahresdurchschnitt sparen wir dadurch etwa 40 € an Energiekosten je Tag“, so Berbecker.
Hinzu kommt der Radlader, der ebenfalls weniger Stunden im Einsatz ist und Diesel einspart. Langfristig will die Familie den Betrieb energieautark gestalten. Die 90 kW PV-Anlage sorgt bislang für Eigenstrom. Der Strom aus der 75 kW-Biogasanlage (BGA) wird aktuell noch komplett eingespeist.
Betrachtet man den gesamten Betrieb, gibt es mit der Fütterung, den Melkrobotern und der BGA einige Systeme, die sich bei Störungen übers Smartphone melden. Christoph Berbecker ist überzeugt: „Es muss zwar immer jemand erreichbar sein, der sich mit der Technik auskennt. Aber damit können wir gut leben, weil die Roboter uns viele Vorteile bieten.“