Wie gut ist die Immunität von Kälbern, die das erste Kolostrum bei der Mutter trinken im Vergleich zur Kolostrumversorgung durch den Landwirt?
Diese Frage gingen neuseeländische Wissenschaftler auf acht Milchviehbetrieben nach, wo sie Kühe und Kälber über zwei Wochen 24 Stunden pro Tag während der Abkalbesaison beobachteten. Sie dokumentierten, wie lange ein Kalb von der Geburt bis zum ersten Saugen bei der Mutter brauchte, wie häufig es saugte und wann es von der Kuh getrennt wurde.
Blutproben zeigen Immunität
Unabhängig davon, ob die Kälber bereits bei der Mutter saugten oder nicht, erhielten alle nach dem Aufstallen Kolostrum. Um zu prüfen, ob ein ausreichender Immuntransfer stattgefunden hat, entnahmen die Wissenschaftler Blutproben an Tag 1 (nach der Trennung, aber vor der Kolostrumgabe) und an Tag 3 und bestimmten die Serumprotein-Konzentration.
Am ersten Lebenstag hatten 41 % der Kälber eine gute Serumprotein-Konzentration von mehr als 52 g/l. Der Wert variierte betriebsabhängig von 10 bis 78 % (siehe Übersicht). Am dritten Tag hatten noch 16 % der Kälber einen Serumproteingehalt von unter 52 g/l mit Variation von 2,5 bis 31,6 %.
Risiko steigt mit Zeitabstand
Kälber, die auf der Weide nicht bei der Mutter saugten, hatten ein 2,9-fach erhöhtes Risiko für eine schlechte passive Immunität. Auch jede zusätzliche Stunde die es dauerte, bis ein Kalb das erste Mal bei der Mutter saugte, erhöhte dieses Risiko um das 1,2-fache. Der Serumproteingehalt war am höchsten bei Kälbern, die bei der Mutter saugten und später Kolostrum mit mind. 22 % Brix erhielten.
Die Versorgung der Tiere mit hochwertigem Kolostrum kann also sowohl durch die Kuh als auch mit dem Eimer zielführend sein. Wie erfolgreich die Strategien sind, ist aber betriebsabhängig: Es ist nicht sinnvoll, Kuh und Kalb zu trennen und Kolostrum zu füttern, ohne sicherzustellen, dass dieses hygienisch und qualitativ einwandfrei ist.
Wenn die Kälber jedoch bei der Mutter bleiben und nicht saugen oder länger dafür brauchen, ist auch diese Strategie riskant. Die einzige Möglichkeit, um das Risiko zu minimieren, sind regelmäßige Kontrollen.