„Es ist ein schweres Geschäft mit Milchviehhaltung Geld zu verdienen“ sagte Simon Ickerott gleich zu Beginn seines Vortrags beim Milchviehforum in Düren (Nordrhein-Westfalen). Laut des Teamleiters der Beratungsregion Westfalen bei der der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK NRW) sollte der Zielgewinn eines Milchviehhalters bei 60.000 € pro Jahr liegen. Zusätzlich sollten Betriebsleiter jährlich Eigenkapital in Höhe von 20.000 € bilden. Statistiken hätten gezeigt, dass auf der Entnahmeseite auf Milchviehbetrieben rund 60.000 € anfallen. „Wenn die Entnahmen höher sind als der Gewinn, entsteht ein Ungleichgewicht und die Betriebe sind zunehmend auf Fremdkapital angewiesen“, erklärte er die Situation vieler Betriebe. „Es gibt allerdings noch große Schrauben an denen viele Milcherzeuger drehen können“, machte der Berater Hoffnung.
Große Unterschiede
Die Unterschiede zwischen den erfolgreichen und den weniger erfolgreichen Betrieben sind groß. Ein guter Betrieb melkt rund 1.200 kg Milch/ Kuh und Jahr mehr als ein unterdurchschnittlicher Betrieb. Auch die Produktionskosten driften auseinander: Ickerott verdeutlichte die Spannweite mit 12,38 ct/kg Unterschied. Ein weiterer Unterschied zeigt sich beim Betriebsgewinn mit 183.000 €, verdeutlichte er. Der Berater ergänzte, dass erfolgreiche Betriebe hohe Rentabilitäten haben, mehrjährig Eigenkapital bilden und ihre Produktion nachhaltig vergrößern können. „Große Betriebe sind oft groß, weil sie gut sind und sich eine Erweiterung lohnt“, so der Referent.
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Milchauszahlungspreis und dem Betriebsgewinn. – Simon Ickerott
Ickerott weiß, dass viele Betriebe wirtschaftlich unter Druck stehen. Die unterschiedlichen Auszahlungspreise der Molkereien seien deshalb immer wieder Thema. Aber: Bedeutet mehr Milchgeld auch automatisch mehr Gewinn? „Die Differenz von 4 ct/kg Auszahlungspreis macht viel aus“, erklärte Ickerott. Da kann es schonmal zu einem Unterschied von 402 €/Kuh und Jahr kommen. „In der Realität gibt es aber keinen Zusammenhang zwischen dem Milchauszahlungspreis und dem Betriebsgewinn“, stellte er klar. Es komme viel mehr auf die Kosteneffizienz an. Hanna Hermbusch ergänzte: „Die Betriebe, die einen höheren Auszahlungspreis erhalten, haben oft höhere Kosten, da sie hier noch ein Pülverchen einsetzen und dort noch etwas Kraftfutter geben“, so die produktionstechnische Fachberaterin der LWK NRW. Das seien Ergebnisse vieler Auswertungen.
Die Zahlen kennen
„Erfolgreiche Betriebe kennen ihre Zahlen“, verdeutlichte Ickerott. Damit nahm er nicht nur Bezug auf die wirtschaftlichen Kennzahlen, sondern auch auf die Produktionstechnik. Hermbusch knüpfte daran an: „Setzen Sie sich realistische Ziele und verlieren Sie diese nicht aus dem Blick.“