Das niederländische Unternehmen Lely hat bei seinem Yellow Revolution-Event seine neusten Produkte vorgestellt. Während eines direkt erhältlich ist, müssen sich interessierte Landwirte bei zwei anderen Innovationen noch gedulden. Denn dort ist noch Entwicklungsarbeit nötig.

Intelligente Überwachung per Kamera

Mit dem Monitoringsystem Zeta setzt Lely erstmals auf ein Kamerasystem, das in Kombination mit Künstlicher Intelligenz (KI) verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten finden soll.

Das Zeta-Konzept besteht aus einem Netzwerk von Stalleinrichtungen mit einer Kamera, LED-Beleuchtung und einem Minicomputer. Im Betrieb werden je nach Stalldesign und Größe ein System pro zehn Kühe notwendig sein. Die Zetas sind dann untereinander verknüpft und liefern zusammen einen permanenten Überblick über den gesamten Stall und die Tiere. In Kombination mit dem Melkroboter erkennt die KI die Kühe einzeltierbezogen und verfolgt 24/7 ihr Verhalten. Damit können Landwirte die Tiere z.B. im Stall orten und sich via App anzeigen lassen. Ebenso ist eine Brunsterkennung möglich. Weitere Entwicklungsschritte sind beispielsweise die Lahmheitsdetektion, Fressplatzbesuche oder die Liegedauer.

Auch die Steuerung von anderen Stallrobotern soll das System übernehmen: Wenn der Entmistungsroboter vor dem Melkroboter fährt, dort aber zu viele Kühe stehen, erkennt die KI das und kann den Roboter umleiten.

Die neben der Kamera integrierten LED-Lichter ersetzen die Stallbeleuchtung komplett und sorgen dafür, dass die Kameras und Kühe Tag und Nacht optimales Licht haben. Der Hersteller verspricht sich mit Zeta und KI laufend weitere Auswertungsmöglichkeiten im Stall nutzen zu können und die Datenauswertung und -bewertung sowie das Zusammenspiel verschiedener Roboter zu optimieren.

Permanente Geburtsüberwachung - auch ohne Lely-Roboter

Ein Zeta-Produkt zur Geburtsüberwachung soll nächstes Jahr in den Niederlanden erhältlich sein. Dazu reicht ein System über der Abkalbebox. Die KI überwacht permanent die Kühe und kann Wehen erkennen und die Stärke bewerten. So können die Landwirte Meldungen über den Status der Geburt über Verzögerungen und Schwierigkeiten sowie erfolgreiche Abkalbungen per App erhalten. Zudem kann man die Tiere per Handy beobachten.

Ab 2025 will Lely Landwirte in den Niederlanden beliefern können. Besonders ist, dass die Geburtsüberwachung ohne weitere Lely-Produkte oder Software funktioniert. Der Preis soll bei rund 4000 € liegen. Ob weitere Kosten für die App oder Updates anfallen, ist noch nicht bekannt.

Autonomer Futteranschieber

Mit dem Juno Max will Lely sein Angebot um einen Futteranschieber für größere Betriebe ab circa 800 Kühen ergänzen. Als Navigation dient die Kombination von einem Lidar-Laserscanner, Odometrie und einer virtuelle Karte des Betriebs. GPS und permanentes Internet sind nicht notwendig.

Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen fährt das neue System damit autonom. Juno Max kann Hindernisse erkennen und umfahren, zwischen verschiedenen Ställen wechseln und Futtermengen erkennen. Der Futteranschieber kann Steigungen bis zu 20 % befahren. Mit einer kontaktlosen Ladetechnik und schneller Fahrgeschwindigkeit und selbstständiger Routenberechnung soll ein Juno Max je nach Stallaufbau für bis zu 3000 Kühe ausreichen.

Mit dem dazugehörigen digitalen Managementsystem und einer App erhält der Landwirt Einblick in alle Funktionen des Roboters. Mit diesen Tools kann er u.a. Routen und Zeiten festlegen und die Entwicklung der Futterhöhe verfolgen. Der Landwirt kann in der App den Standort des Roboters bestimmen, einen neuen Auftrag erteilen oder den Fütterungsplan vorübergehend unterbrechen.

Zusammen mit dem Juno Max wird eine Fernunterstützung eingeführt. Es gibt einen 24/7-Online-Support durch ein Lely-Team, das viele der Alarme bearbeitet, bevor sie zum Landwirt gelangen. Der Support kann zudem die Steuerung per App übernehmen und Software-Updates aus der Ferne laden. Das soll die Arbeitsbelastung der Kunden verringern. Juno Max ist frühestens ab 2027 erhältlich.

Entmistungsroboter mit Sandspülung

Schon Ende 2023 hat Lely den neuen Lely Collector C2 präsentiert. Der Nachfolger des C1 hat dank einer neuen Ladetechnik ein Verhältnis von Fahr- zu Ladezeit von 60:40 und kann daher größere Stallflächen bearbeiten. Im Gegensatz zum Vorgängermodell kann der C2 an der selben Stelle im Stall aufladen, Mist auswerfen und Wasser tanken. Das spart Platz und ermöglicht den Einbau in mehr Stallsystemen.

Als Zusatzmodul und Nachrüstung für den C1 und den C2 bietet Lely nun eine Sandspülung an. Das ermöglicht den Einsatz der Entmistungsroboter in Ställen mit Sandeinstreu. Wo sich vorher im Tank der Sand nach und nach abgelagert hat, verhindert eine Wasserspülung am Ende des Abladevorgangs dies nun. Das Zusatzmodul und der C2 sind ab sofort erhältlich. Stärke und Dauer und damit auch den Wasserverbrauch der Spülung lassen sich in verschiedenen Stufen einstellen.