Aufgrund der anhaltenden Trockenheit in diesem Jahr haben viele Rinderhalter Mais mit wenig oder ganz ohne Kolben geernet. top agrar hat Dr. Wolfram Richard, Leiter des Futtermittellabors der LKS in Sachsen, gefragt, ob die gängigen NIRS-Analyse im Labor bei dieser Ernte zu dem richtigen Ergebnis kommt.
Wir blicken auf eine überdurchschnittlich trockene Vegetationsperiode zurück. Was ergaben die Silomaisanalysen?
Richardt: Die Qualitäten gehen in diesem Jahr extrem weit auseinander und sind von Dorf zu Dorf anders.
Der Stärkegehalt schwankt in unseren Untersuchungen von fast 0 bis zu 30 % in der Trockenmasse. In anderen Jahren liegt der Schnitt bei 32 %. Rohprotein liegt auf normalem Niveau, etwa bei 7 % in der Trockenmasse. Allerdings fällt der Energiegehalt um 0,5 MJ NEL geringer aus. Die Zuckergehalte im frischen Mais sind sehr hoch, das muss sich aber nicht in den Silagen widerspiegeln. Vermutlich wird noch ein Großteil in Milchsäure umgesetzt.
Mit welcher Analysemethode sollten Labore kolbenlosen Mais untersuchen?
Richardt: Üblicherweise verwenden Labore für Frischmais und für Maissilage die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS)-Methode. Diese ist günstig und kommt schnell zu einem guten Ergebnis. Dafür muss die Kalibrierung stimmen. Das heißt, die Datengrundlage, also die Gesamtheit an Proben, die dahinter steht, muss den Proben entsprechen, die mit dem Verfahren untersucht werden. Wenn ein Labor keine Proben von extrem trockengeschädigten Mais ohne Kolben in seiner Kalibrierung hat, muss es eine anderen Methode anwenden. Das ist beim Silomais die nasschemische Untersuchung.
Wie wird sichergestellt, dass alle Labore in Deutschland mit dem NIRS-Verfahren zu dem gleichen Ergebnis kommen?
Richardt: Die Kalibrierung ist in Deutschland nicht einheitlich. Es gibt eine bundesweite vom Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) und es gibt laboreigene Kalibrierungen. Der VDLUFA ergänzt seine Kalibrierung jährlich um neue Proben. Zudem bemüht er sich, mit Ringversuchen die Qualität der Labore auf einem Stand zu halten. Die Nivellierung der Futtermittelanalytik ist daher in Deutschland extrem gut.
Unser Labor arbeitet mit einer eigenen Kalibrierung. Auch diese ergänzen wir jedes Jahr um 50 Proben aus der neuen Ernte. Dafür untersuchen wir die Proben parallel mit NIRS sowie nasschemisch. Aus anderen trockenen Jahren enthält unsere Kalibrierung viele vergleichbare Silagen. Trotzdem ist es ganz normal, dass eine chemische Untersuchung einen Analysespielraum hat. Selbst wenn ein Labor eine Probe zehnmal analysiert, kann dabei jedes Mal ein etwas anderer Trockensubstanzgehalt herauskommen.
Was bedeuten schlechte Maissilagequalitäten für die Fütterung der Milchkühe?
Richardt: Die Futterqualität der Maissilage mit geringerem Energie-, aber hohem Rohfasergehalt wird bei Betrieben mit geringer Grasernte gut in die Ration passen. Das Energiedefizit lässt sich zum Teil mit Kraftfutter ausgleichen und der Mais ist die bessere Alternative zu übermäßigen Strohmengen in der Ration.
Das Interview lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe der top agrar 10/2018.