Welche Mehrkosten entstehen Milcherzeugern, wenn sie besondere Tierwohlmaßnahmen umsetzen? Dieser Frage ging Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft in einer Studie nach, die sie auf der Delegiertenversammlung des BDM Bayern in Denkendorf vorstellte. Die Berechnung, die sie im Auftrag der MEG Milch Board durchführte, ergab, dass die Mehrkosten für die Haltungsstufen 3 und 4 in der Region Ost (neue Bundesländer) 10,63 Cent/kg, in der Region Nord 11,97 Cent/kg und für den Süden 16,33 Cent/kg betragen.
Jürgens ermittelte zunächst den Anpassungsbedarf der Betriebe in Nord-, Ost-, und Süddeutschland und ging bei der Ermittlung der Ausgangssituation von durchschnittlichen Größenordnungen, Milchleistungen und Platzverhältnissen der Betriebe in diesen drei Regionen aus. So hielt der Durchschnittbetrieb im Norden 112 Kühe, im Osten 321 Kühe und im Süden 42 Kühe.
Unterscheidung in Funktionsbereiche
Bei der Umsetzung von Tierwohlmaßnahmen unterschied sie die Funktionsbereiche „mehr Platz im Stall“, „Laufhof“, „Weide“ und „Qualifizierung, zusätzliche Tierbeobachtung und Zertifizierungen“. Dabei brachte sie jeweils die notwendigen Investitionskosten und die Zusatzkosten für Arbeit, Material und Maschinen in Ansatz. Bei der Weidehaltung unterstellte Jürgens zusätzlich eine Erlösminderung aufgrund eines Milchmengenverlustes von 10 %.
Beim Funktionsbereich „mehr Platz im Stall“, der die Bereiche Laufen, Liegen und Fressen sowie Abkalbe- und Krankenbuchten umfasst, reichen die Mehrkosten von 2,68 ct/kg Milch im Osten, über 3,24 ct/kg im Norden bis zu 5,24 ct/kg im Süden. Die Mehrkosten für den Laufhof schlagen zwischen 2,16 ct/kg (Osten) und 3,03 ct/kg (Süden) zu Buche. Und die zusätzlichen Kosten für die Weide (1.000 m2 pro Kuh, 120 Tage, 6 Stunden/Tag) beziffert Jürgens auf 5,55 ct/kg (Osten) bis 7,34 ct/kg (Süden).
Die gesamte Studie finden Sie hier.
Gilch und Leis wiedergewählt
Bei der Delegiertenversammlung wurden die bisherigen gleichberechtigten Vorsitzenden, Manfred Gilch und Hans Leis, in ihren Ämtern bestätigt. Das den Vorsitzenden zur Seite stehende Landesteam aus 14 aktiven Milchbäuerinnen und -bauern wurde ebenfalls wiedergewählt.
Die Studie kommentierten Gilch und Leis wie folgt: „Die Zahlen belegen, dass die bisherigen Preisaufschläge viel zu niedrig berechnet und auch ausgehandelt wurden. Für Betriebe, die schon in neue Ställe investiert haben, bedeuten die aktuellen Zuschläge sicherlich einen höheren Milcherzeugerpreis, ihre schon entstanden Mehrkosten können sie damit jedoch nicht abdecken. Es ist gut, dass wir auch über die konkreten Zahlen nun belegen können, wie notwendig es ist, dass wir weiter daran arbeiten, höhere Preise über den Markt erlösen zu können. Über Prämien allein wird das nicht zu stemmen sein.“
Neben einer Gesamtschau auf die Themen und Aktivitäten der Bundesebene beleuchteten die Vorsitzenden im Jahresrückblick die politischen Gesprächstermine in Bayern und die Unterstützung von Aktionen auf Bundesebene.