Beim Gang durch den Stall, zeigt Petra Lüttmann auf ein unscheinbare Kuh, die gerade trockensteht. Caribic ist mit dem sechsten Kalb tragend und hat bisher 128.000 kg Milch gegeben. Ihr Euter ist immer noch klein und befindet sich über dem Sprunggelenk. „Die Euterqualität steigt durch das Melken am Roboter“, so ihre Erfahrung. Denn auch Kühe, die bis zu 75 kg am Tag geben, müssen nie viel Milch in ihrem Euter tragen. Das entlaste das Drüsengewebe. „Mithilfe der Automatisierung wollen wir langlebigere Kühe halten“, erklärt die 37-jährige Betriebsleiterin.
Im Mittel gehen die 240 melkenden Kühe auf dem Betrieb in Bunnen (Niedersachsen) 3,1-mal täglich zu den vier Lely-Melkrobotern. Tiere mit einer sehr hohen Milchleistung sogar vier- bis fünfmal. Im Schnitt gibt jede Kuh 43 kg Milch/Tag bzw. 13.650 kg im Jahr. Lüttmann will die Lebensleistung mit gesunden Tieren weiter steigern. Die Abgangsleistung liegt bei 50.000 kg.
Anstelle einer Färsengruppe gibt es in dem 2012 gebauten Stall eine Gruppe mit einem eigenen Melkroboter für Kühe ab der 3. Laktation. „Diesen Stallteil haben wir erst 2020 angebaut. Dort sind die Boxen größer und die Bügel aus Holz flexibel. Damit wollen wir gerade älteren Kühen mehr Komfort bieten. Sie erreichen teils über 50 kg im Schnitt und lasten den Roboter mit 2.900 kg/ Tag bei 13 % freier Zeit aus.
Flexibler Familienbetrieb
Um mehr Milch mit gesunden Tieren zu melken, sind Roboter Lüttmanns das Mittel der Wahl: „Sie ermöglichen uns als Familienbetrieb das mehrmalige Melken mit wenig Mehraufwand. Die Sensortechnik bietet maximale Daten zur Tierkontrolle. Vor allem, wenn mehrere Personen in der Herde arbeiten, ist das ein echter Mehrwert“, sagt die Landwirtin. Sie selbst arbeitet Vollzeit und wird von je zwei Azubis, Festangestellten und Aushilfen unterstützt. „Mit den Robotern können wir eine 40 Stunden-Woche nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Familienarbeitskräfte realisieren“, so die Dreifachmama. Sonntags übernehmen zwei Personen die Stallzeit. In Notfällen schaffe es eine Person alleine.
Durch die zwei Selektionen und die Fangfressgitter lassen sich tägliche Routinen am Tier einfach umsetzen. Aufwendiger zu organisieren ist z.B. die Trächtigkeitsuntersuchung. „Die Herde ist nie zusammen und teilt sich auf zwei Gruppen bzw. Selektionen auf“, sagt Lüttmann. Auch die Liegeboxenpflege ist ein zusätzlicher Arbeitsschritt, da Betriebe mit Melkroboter nie die gesamte Herde z.B. zum Melken holen. So sind auch nie alle Boxen zur selben Zeit frei.
Freiraum trotz Alarmen
Dass sich die Maschinen auf dem Handy melden, wenn eine Störung vorliegt, sieht Petra Lüttmann entspannt: „Die Technik verschafft uns viel Freiraum. Da muss man die Alarme in Kauf nehmen“, sagt sie und gibt zu: „Dass ein Roboter komplett still steht, ist selten. Viele Störungen lassen sich durch regelmäßige Wartungen vermeiden. Und falls z.B. Reinigungsmittel fehlt, hätten wir den Alarm zwar vermeiden können, aber die Erinnerung ist dann natürlich angebracht.“