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Was kostet das Melken mit Melkroboter?

Eine kürzere Nutzungsdauer, höhere Wartungskosten und ein höherer Stromverbrauch sind Faktoren, die das Melken mit Melkroboter teurer machen als im Melkstand. Wichtig ist daher eine hohe Auslastung.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Marco Horn und DI Gerald Biedermann, LK NÖ

Schnell gelesen

Die Zeitersparnis ist ein großer Vorteil beim Melken mit AMS. Das Melken ist jedoch teurer als im Melkstand.

Die Kosten für automatisches Melken müssen im Verhältnis zur verkauften Milchmenge gesehen werden. Mit der Auslastung fallen die Kosten.

Fixkosten und variable Kosten sind am AMS jedoch auch bei hoher Auslastung teurer als im Melkstand.

Freiwerdende Arbeitszeit muss am AMS-Betrieb durch clevere Arbeitsroutinen genutzt werden.

Immer mehr heimische Milchviehbetriebe stoßen an ihre arbeitswirtschaftlichen Grenzen. Wachsenden Herdengrößen steht ein immer knapperes Angebot an familieneigenen und außerfamiliären Arbeitskräften gegenüber. Immer mehr Betriebe investieren daher in ein automatisches Melksystem und lassen die zeitlich gebundene Routinearbeit Melken zeitlich flexibel von einem Melkroboter erledigen.

Aktuelle Daten der Rinderzucht Austria zeigen, dass 2023 in Österreich 1.800 Melkroboter 22 % aller Kontrollkühe gemolken haben. Allerdings steigen bei einem Melkroboter die variablen und fixen Kosten des Melkens an. Ein Kalkulationsbeispiel zeigt, wie hoch die fixen und variablen Kosten des automatischen Melkens tatsächlich sind. Dazu wurde ein zweiseitiger Melkstand mit je sechs Melkplätzen mit einem gebrauchten und einem neuen automatischen Melksystem verglichen.

Kürzere Nutzungsdauer

Die Fixkosten fallen unabhängig von der gemolkenen Milchmenge an. Hierzu zählen:

  • Abschreibung (Investitionskosten aufgeteilt auf die Nutzungsdauer),

  • Zinsansatz und

  • ein Servicevertrag beim AMS (beinhaltet Support im Störungsfall und die Verpflichtung des Händlers, innerhalb gewisser Zeitspanne vor Ort zu sein).

Automatische Melksysteme erreichen durch die kontinuierliche Arbeitsweise viele Betriebsstunden, wodurch eine geringere Nutzungsdauer als bei konventioneller Melktechnik, die nur wenige Stunden pro Tag im Einsatz ist, unterstellt werden muss: Bei einem neuen automatischen Melksystem wird eine Nutzungsdauer von 15 Jahren angenommen, wobei bei gebrauchten Systemen von einer dementsprechend geringeren Restnutzungsdauer auszugehen ist. Hier stehen der Instandhaltung und Aktualisierung durch den Hersteller der technische Fortschritt und die regelmäßige Weiterentwicklung mit dementsprechender Verjüngung der unterstützten Baureihen gegenüber.

Gebrauchtes AMS: Höhere Reparaturkosten

Gebrauchte automatische Melksysteme sollten nicht älter als acht bis zehn Jahre sein und nur in Rücksprache mit einem unterstützenden Händler bzw. Serviceanbieter angeschafft werden.

Die Preisspanne generalsanierter Anlagen ist je nach Alter und geleisteten Melkungen groß: Das neue automatische Melksystem wird mit 176.000 € Anschaffungskosten ohne Milchlager- und Kühltechnik kalkuliert. Da nur beim neuen AMS mit einer Investitionsförderung gerechnet werden kann (unter Einhaltung der Förderbedingungen und dem entsprechenden Kostenkontingent des Betriebes) sind sehr teure, gebrauchte Systeme wirtschaftlich wenig interessant.

Bei den Kosten für das gebundene Kapital (Zinsansatz) liegen die verschiedenen Systeme auf einem ähnlichen Niveau. Bei automatischen Melksystemen ist auf Grund der kontinuierlichen Arbeitsweise die Bereitschaft von Servicekräften mittels Servicevertrag sicherzustellen, was in der Kalkulation mit 3.500 € beim neuen bzw. 1.650 € beim gebrauchten berücksichtigt ist.

Unterm Strich fallen beim neuen AMS mit ca. 21.000 € pro Jahr beinahe doppelt so hohe Fixkosten an wie bei einem vergleichbaren Melkstand, das gebrauchte AMS liegt je nach Alter und Anschaffungskosten dazwischen.

Hohe Auslastung wichtig

Wichtig ist, dass sämtliche Kosten im Verhältnis zur verkauften Milchmenge gesehen werden. Nur so kann eine Aussage zur Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Systems getroffen werden. Diese Kosten fallen pro Einheit an, z.B. kg gemolkene Milch, weil bei einer höheren Auslastung die effektive Arbeitszeit größer wird und der Anteil unproduktiver Zeit (Reinigung, Stand-by-Betrieb) zurückgeht.

Die variablen Kosten umfassen

  • Kosten für Reparaturen und Instandhaltung, 

  • Verbrauchsmaterial (Reinigungsmittel, Dippmittel …) und

  • Kosten für Strom und Wasser.

Wir gehen bei einem gebrauchten AMS davon aus, dass mehr und größere Reparaturen anfallen, die dann auch nicht durch den Servicevertrag abgedeckt sind. Daher unterstellen wir höhere, variable Reparaturkosten.

Im Hinblick auf Strom und Wasserverbrauch fallen bei automatischen Melksystemen an der Auslastungsschwelle ähnliche Kosten wie bei Melkständen an. Schlecht ausgelastete Systeme hingegen sind auch im laufenden Betrieb teurer: Aus der Grafik ist ersichtlich, dass die Kosten pro kg Milch mit der gelieferten Milchmenge pro Einheit fallen. Bei geringerer Auslastung hat das gebrauchte AMS Vorteile gegenüber dem neuen AMS, ist aber trotzdem wesentlich teurer als der vergleichbare Melkstand.

Ab einer Auslastung von 500.000 kg Milch pro Jahr sollte aus betriebswirtschaftlicher Sicht dem neuen AMS gegenüber einem gebrauchtem der Vorzug gegeben werden. Jeder außerplanmäßige Ausfall ist bei hoher Auslastung des AMS mit hohen Kosten und Folgeproblemen verbunden. Dieser Aspekt ist ein Hauptgrund für die vielen gebrauchten Systeme am Markt.

Melken macht ein Drittel der Arbeitszeit aus

Je nach Dimensionierung des Melkstandes verbringen die meisten Milchbäuerinnen und Milchbauern 750 bis 1.500 Stunden pro Jahr mit der Melkarbeit. Das ist ca. ein Drittel der betrieblichen Arbeitszeit. Meist ist das Thema Arbeitswirtschaft der entscheidende Treiber hinter den Überlegungen für die Anschaffung eines automatischen Melksystems. Vor Bewertung der Arbeitszeit melkt man im Melkstand um 2 bis 4 Cent pro kg Milch günstiger.

Die Mehrkosten des AMS gegenüber einem Melkstand mit 2 x 6 Plätzen betragen ca. 10.500 € pro Jahr. Ob und wieviel Arbeitszeit tatsächlich eingespart werden kann, hängt von der Ausgangssituation des Betriebes und der Integration des Systems Melkroboter in dem Betrieb ab. In der Praxis ist eine Ersparnis von 7 bis 10 Stunden pro Kuh und Jahr realistisch.

Geht man nun davon aus, dass man beim Wechsel vom Melkstand auf das AMS (neben der flexibleren Tagesgestaltung) ca. 10 Arbeitsstunden pro Kuh und Jahr einsparen kann, so würde sich bei Betrachtung dieser Mehrkosten ein entgehender Stundenlohn von ca. 25 € für diese Melkzeit errechnen. Genau gerechnet sind es 27 € bei 300.000 kg Milch und 22 € bei 600.000 kg verkaufter Milch pro Melkstand bzw. AMS.

Ist der Melkstand bereits abgeschrieben – gebrauchte Melkstände sind am Markt wenig gefragt – so steigt der entgehende Stundenlohn für die Melkarbeit auf ca. 40 € pro Stunde an, vorausgesetzt, es ist bereits ein ausreichend dimensionierter Melkstand vorhanden. Dies unterstreicht, dass am Betrieb vorhandene Arbeitskapazitäten im Melkstand zufriedenstellend entlohnt werden können.

AMS verlangt Arbeitsroutinen

Ist hingegen die Arbeitszeit der Flaschenhals am Betrieb, ist für Melkroboterbetriebe die clevere Organisation der täglichen Routinen ein Schlüssel zum Erfolg. Werden die täglichen Routinearbeiten, wie z. B. Sichtung der Alarmlisten, Kontrolle der auffälligen Kühe sowie Pflege und Wartung des Melkroboters, gewissenhaft erledigt, läuft man nicht Gefahr, Problemkühe zu übersehen und sichert die Funktionsfähigkeit des Melkroboters. Jede kranke Kuh und jede technische Störung sind Zeitfresser. Ist die Fütterung gut ausbalanciert, also sind die Ration am Futtertisch und Lockfütterung im Melkroboter gut aufeinander abgestimmt, steigert das nicht nur Gesundheit und Leistung, sondern auch die Melkfrequenz.

Baulich ist vor allem genügend Platz rund um das automatische Melksystem wichtig. Dadurch können die Kühe stressfrei melken gehen und Rangordnungskämpfen ausweichen. Clevere Lösungen zum Nachtreiben und Selektieren von einzelnen Kühen erleichtern die tägliche Arbeit im Stall und tragen entscheidend zur Arbeitszeitersparnis bei.

Höhere Kosten am AMS

Die durch die Automatisierung des Melkens realisierbare Arbeitszeitersparnis senkt die Faktorkosten für Arbeit in der Milchproduktion. Allerdings steigen die variablen und fixen Kosten des Melkens, denn Abschreibung, Betrieb und Wartung des Melkroboters sind teurer als bei vergleichbaren Melkständen.

Für Familienbetriebe heißt das, dass der Einsparung der kalkulatorischen Kosten für den Lohnansatz der Melkarbeit, steigenden pagatorischen Kosten durch den Betrieb des Melkroboters gegenüberstehen. Es gilt, einzelbetrieblich die Balance zwischen wirtschaftlich notwendiger Auslastung des Melkroboters und dem angestrebten Ausmaß an Flexibilität und Arbeitserleichterung zu finden.

Von der Technik bis zur Stallbauplanung und Tipps für Tiergesundheit und Management: Der neue Ratgeber für das automatische Melken gibt einen Überblick. Alle Infos finden Sie unter folgendem Link:

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