Tiroler Milchbauern gehen seit 1. November neue Wege in der Milchvermarktung. "Das Tierhaltung plus seitens der Molkereien gegenüber Milchbauern mit der Aussage „freiwillig mittun oder gehen“ hat nun Konsequenzen", sagt Alfred Enthofer aus Strass im Zillertal.
Mit 1. November 2024 haben erste Milchbauern die Unternehmen Tirol Milch, Zillertaler Sennerei, Zillertaler Heumilch Sennerei Fügen und Käserebellen Zell am Ziller verlassen und liefern seither an den Verein der Milchproduzenten (VdMP), berichtet Enthofer. Weitere Erzeuger aus dem Bundesland sollen in den kommenden Monaten noch hinzukommen. "Diese Entwicklung wird nachhaltige Spuren in der österreichischen Milchwirtschaft hinterlassen", meint Enthofer, auch Obmann des Unabhängigen Bauernverbandes in Tirol.
Der seit 23 Jahren bestehende VdMP mit Sitz in St. Georgen (OÖ) vermarktet inzwischen (Stand Juni 24) 360 Mio. kg Milch von rund 830 Erzeugern. Verkauft wird die Milch vor allem an bayerische Molkereien und einen Großhändler. Es handelt sich dabei um konventionelle Milch nach QS-Standard.
„Wir haben grundsätzlich kein Problem, die Tierhaltung zu optimieren. Wenn man uns aber dabei den Mehraufwand nicht zahlt und damit unsere Existenzen gefährdet, dann muss man sich die Frage stellen, will man dabei noch mitmachen?“ betont Enthofer.
Und die jetzt gewechselten Bauern haben diese Frage mit Nein beantwortet. "Wir haben entschieden, dass wir andere Wege für die Vermarktung unserer Milch suchen und finden wollen, was uns auch gelungen ist“, erklärt Enthofer.
Berglandmilch z.B. zieht Betrieben, die das Progamm Tierhaltung plus nicht unterschrieben haben, seit 1. September 2024 beim Milchgeld 5 Cent ab. Zudem kündigte sie an, die Milch dieser Betriebe ab 1. Jänner 2025 nicht mehr abzuholen. Gleichzeitig versicherte Berglandmilch, dass jene Bauern ohne Strafe bzw. Sanktion aus ihren Lieferverträgen aussteigen können.