Die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board hat die Ergebnisse der Agrarministerkonferenz Anfang Mai kritisiert. Die Eröffnung der privaten Lagerhaltung entlaste den Markt zwar kurzfristig, verschleppe die Probleme aber auf lange Zeit. Während Deutschland mehrere hundert Mrd. € Kurzarbeit zur Verfügung stelle, erlaube sie der deutschen Milchbranche unter dem Deckmantel des Artikel 222 GMO nur das auf sechs Monate befristete Recht zur freiwilligen Mengenplanung.
Der 1. Vorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz sieht darin die Fortsetzung der vom Deutschen Bauernverband und Teilen der Milchindustrie fehlgeleiteten Milchmarktpolitik: „Die Strukturbereinigung im Kielwasser ruinöser Erzeugerpreise wird von politischer Seite stillschweigend akzeptiert, ja durch konsequente Tatenlosigkeit sogar befeuert“, so Lenz. Dabei sehe er gerade die Coronakrise als Chance, strukturelle Fehler zu erkennen und die Reißleine zu ziehen. Für Lenz gebe es angesichts der für die Betriebe bedrohlichen Faktenlage nur zwei Alternativen die wirklich helfen. Zum einen brauche es eine finanzielle Anregung weniger zu melken. Er forderte ein staatliches „Kurzarbeitergeld für Milchkühe“, also eine EU-weite Mengenreduzierung gegen Entschädigung. Zum anderen forderte Lenz die nationale Umsetzung des Artikel 148. Spätestens jetzt müsse klar sein, dass die Milchbranche einen vom Staat gesteckten Rahmen für die Gestaltung der Lieferbeziehungen benötige. Es dürfe keine Produktion von Milch ohne Milchkaufverträge und keinen Milchkaufvertrag ohne klare Vereinbarungen zu Qualitätsstandards, Menge und Preis geben.