Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile ist bekannt, dass rund 500 Milcherzeuger oder 10 % der Lieferanten vom Deutschen Milchkontor (DMK) mit ca. 700 Millionen Liter Milch zum Jahresende 2023 gekündigt haben. Ob alle Betriebe die Kündigung aufrechterhalten, bleibt abzuwarten. Als Reaktion darauf hat das DMK aber bereits Maßnahmen bei Personal und Verarbeitung angekündigt.
Der Frust sitzt tief. Selbst treue und langjährige Lieferanten des Deutschen Milchkontors (DMK) haben Ende Dezember gekündigt. Was sie eint: Enttäuschung über die niedrigen Auszahlungspreise. Insgesamt ist wohl eine hohe Millionen-Zahl an kg Milch in Kündigung.
Einige dieser Milchbauern haben sich in der Geschäftsstelle des WLV zusammengefunden. Sie wollten sich über das Gründen von Milcherzeugergemeinschaften (MeGs) informieren. Für sie scheint das eine bessere Alternative zu sein, als zur nächsten großen Molkereigenossenschaft zu wechseln.
MeG gründen
Wilhelm Kleine Besten, Milchviehhalter und zweiter Vorsitzender der MeG Niederrhein-Westmünsterland, berichtete den anwesenden Landwirten aus seiner Erfahrung. Er hat den Posten bereits seit der Gründung der MeG 2007 inne und ist überzeugt von dem Modell. Seine Devise: „Wir wollen besser sein als andere und reagieren schon, bevor der Markt es tut.“ Außerdem betont er: „Man darf nicht austauschbar sein. Als einzelner Landwirt ist man das, aber nicht als MeG.“
Momentan liefert seine MeG an die Privatmolkerei Moers Frische. „Moers ist immer an der Spitze bei den Grund- sowie Auszahlungspreisen im Milchpreisvergleich in NRW“, lobte Anna Althoff, Milchreferentin beim WLV. Was interessant ist: Moers arbeitet nur noch mit MeGs zusammen. Wenn man als Milchbauer also zu einer Privatmolkerei liefern will, haben MeGs große Vorteile, fasste Althoff zusammen.
Vertrag mit Privatmolkerei
Allerdings gehört auch sehr viel Vertrauen dazu, erklärte Kleine Besten. So unterschreibe der Vorsitzende der MeG den Vertrag mit den jeweiligen Molkereien in der Regel stellvertretend für alle Mitglieder. Diese müssten geschlossen hinter dem Vorsitzenden stehen.
Bei seiner MeG, die rund 35 Mio. kg Milch bündelt, ist es aktuell so: Für zwei Jahre läuft der Vertrag mit Moers. Alle drei Monate gibt es Preisgespräche. „Dann handeln wir neue Preise aus“, so Kleine Besten.
Die anwesenden Milchviehhalter zeigten viel Interesse und ließen sich von WLV-Rechtsexperte Hubertus Schmitte die wichtigsten juristischen Tipps mit auf den Weg geben. Da schon Vorgespräche liefen, sieht es so aus, als würden sich in nächster Zeit drei weitere MeGs im Umland von Münster gründen.