Das Jahr 2023 begann wie das Rekordjahr 2022 endete: Mit hohen Milchpreisen. So zahlte die norddeutsche Molkerei frischli beispielsweise im Januar des vergangenen Jahres einen Grundpreis von 57 ct/kg. Im Dezember erhielten deren Milchkuhbetriebe mit 38 ct/kg Auszahlungspreis 19 ct/kg weniger Milchgeld. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass insbesondere Molkereien aus dem Norden, die im Jahr 2022 Rekordergebnisse eingefahren hatten und dem Süden mit ihren durchschnittlichen Auszahlungspreisen deutlich überlegen waren, das Milchgeld zum Teil drastisch zurücknahmen.
Was war los im Jahr 2023?
Während die Milchanlieferung in Deutschland in den beiden Vorjahren rückläufig war, nahm sie im Jahr 2023 wieder zu. Das Exportgeschäft verbesserte sich laut Milchindustrie-Verband (MIV) im Vergleich zum Vorjahr. Beim Konsumverhalten in Deutschland führten Inflation und Kriege zu Verunsicherung, sodass vermehrt günstige Produkte im Einkaufskorb landeten. Nach Angaben des MIV haben es Marken und Programme mit Zusatznutzen nach wie vor schwer. Handelsmarken des Lebensmitteleinzelhandels seien die heimlichen Gewinner.
Der Süden ist an der Spitze
Der top agrar-Jahresmilchpreisvergleich zeigt, dass sich das Nord-Süd-Gefälle im Jahr 2023 wieder umkehrte: Oberhalb des Durchschnittspreises in Höhe von 45,7 ct/kg bewegen sich wieder überwiegend süddeutsche Milchverarbeiter. Darunter mischen sich aber auch einige westdeutsche Molkereien wie Schwälbchen, Hochwald und Moers Frischeprodukte. Die Milchwerke Berchtesgadener Land kämpften sich zurück vom letzten Platz, den sie im vergangenen Jahr erstmalig belegten und zahlten im Jahr 2023 mit 48,5 ct/kg wieder über dem Bundesschnitt. Schlusslicht ist dieses Mal die Breitenburger Milchzentrale mit 38,3 ct/kg.
So haben wir gerechnet
Ausgewertet haben wir insgesamt 59 Molkereien. Die Spanne vom niedrigsten zum höchsten Auszahler liegt bei 17,1 ct/kg. In die Auswertung sind die Grundpreise (ohne Mehrwertsteuer) für Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß eingeflossen. In den Milchpreisen berücksichtigt sind Qualitätszuschläge für zum Beispiel S-Klasse und GVO-freie Milch. Molkereien, die mehr als 80 % GVO-freie Milch verarbeiten, sind in der Tabelle unten gekennzeichnet. Hinzugerechnet haben wir außerdem Zuschläge für zweitägige Abholung, Staffelzuschläge für eine jährliche Anlieferung von 500.000 kg Milch sowie Vertragszuschläge. Abgezogen haben wir Grundkostenpauschalen – ebenfalls für eine Jahresanlieferung von 500.000 kg.
Rangfolge kann sich noch ändern
Voraussetzung für das Hinzurechnen der Zuschläge ist, dass sie mindestens 80 % der Anlieferungsmenge betreffen. Dazu kommen geleistete Nachzahlungen und Warenrückvergütungen. Angekündigte Nachzahlungen für das Jahr 2023 sind markiert. Die Rangfolge kann sich deshalb noch ändern. Auch die inhaltsstoffbasierte Bezahlung haben wir kenntlich gemacht. Das betrifft Molkereien, die ihre Zuschläge monatlich an die vom Milchmarkt abhängigen Korrekturfaktoren anpassen.