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Großbritannien

Shitstorm gegen Arla wegen Methan-reduzierter Milchviehfütterung mit Bovaer

Als die Kunden in Großbritannien hörten, dass Arla testweise den Methaninhibitor Bovaer bei der Fütterung von Kühen einsetzt, hagelte es Beschwerden und Boykottaufrufe.

Lesezeit: 4 Minuten

Milchverarbeiter distanzieren sich in den sozialen Medien von Arla Foods und seinem Test des Futterzusatzes Bovaer der Firma DSM auf britischen Milchviehbetrieben. Zuvor hatte es heftige Reaktionen der Verbraucher auf die Info gegeben, dass der Zusatz nun in der Praxis ausprobiert werde. Darunter waren auch Boykotte auf Produkte der Molkereigenossenschaft.

Arla hatte vergangene Woche bekanntgegeben, Bovaer, einen Futterzusatz, der ein Methan produzierendes Enzym unterdrückt, auf mehr als 30 Betrieben zu testen, berichten das Magazin Farmers Weekly und die BBC. Dazu habe sich die Molkerei mit einigen seiner Einzelhändler zusammengeschlossen, um in einer Studie auf Farmebene zu untersuchen, wie der Zusatz zur Reduzierung von Methanemissionen beitragen kann. Beteiligt sind u.a. Tesco, Morrisons und Aldi.

Unterstützung bekommt die Firma vom britischen Landwirtschaftsdirektor Paul Dover. Seinen Worten nach haben Futterzusätze ein „riesiges Potenzial“ zur Verbesserung des CO2-Fußabdrucks auf Betriebsebene. Experten betonen, dass der Zusatzstoff „keine Probleme mit der Lebensmittelsicherheit aufwirft“. Auch die britischen Aufsichtsbehörden haben die Verwendung genehmigt.

Wo liegt das Problem?

Die Molkerei bekommt nun aber die Macht von Social-Media zu spüren. Dort machen Kritiker Stimmung gegen das Mittel. Sie warnen vor Problemen mit der Sicherheit bestimmter darin enthaltener Verbindungen und Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

In Videos schütten Nutzer die Milch in Waschbecken und Toiletten. Andere drohen, Produkte führender Supermärkte zu boykottieren. Dazu kursieren im Internet irre Behauptungen, das Ganze sei Teil eines Plans zur „Entvölkerung“. Verschwörungsanhänger bringen US-Milliardär Bill Gates ins Spiel, der seine Finger in dem "Plan" habe. Auch Abgeordnete der Partei Reform UK sollen da eifrig Öl ins Feuer gießen, berichtet die BBC.

Inzwischen haben wohl auch einige Milchbauern erklärt, sie würden das Futter nicht verwenden, da sie Bedenken hinsichtlich einiger der zur Herstellung des Zusatzstoffs verwendeten Verbindungen hätten.

DSM: "Absolut sicher"

Der Hersteller DSM-Firmenich sah sich daraufhin gezwungen, vor „Unwahrheiten und Falschinformationen“ über sein Produkt zu warnen. Bovaer sei „absolut sicher“ in der Anwendung und wäre über viele Jahre in vielen Ländern getestet worden.

Überrascht wurde auch Arla von der Wucht der Kritik. In den Läden sollen Arla-Milchprodukte nach Bekanntwerden vermehrt liegen geblieben sein, schreibt Farmers Weekly.

In Deutschland hat das Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp dieses Jahr Versuche zu Einsatz und Auswirkung von Bovaer durch. Der Stoff ist in der EU zugelassen und kann von jedem Landwirt erworben und eingesetzt werden.

Das sagt der Hersteller

Bovaer ist laut Hersteller DSM die bislang am umfassendsten untersuchte und wissenschaftlich erprobte Lösung für das Problem des ausgestoßenen Methans – mit über 100 Versuchen auf Farmen in über 20 Ländern und mehr als 70 von Experten überprüften wissenschaftlichen Studien. In jedem Fall habe es sich als sicher für Tier, Landwirt und Verbraucher erwiesen, heißt es auf der Homepage des Anbieters.

Bovaer ist in über 55 Ländern zugelassen und zum Verkauf erhältlich. Im Pansen einer Kuh helfen Mikroben, Nahrung aufzuspalten. Dabei werden Wasserstoff und Kohlendioxid freigesetzt. Ein Enzym verbindet diese Gase zu Methan. Bovaer ist ein Futterzusatz, der das Enzym unterdrückt, sodass weniger Methan entsteht. Nur ¼ Teelöffel im täglichen Futter einer Kuh wirke in nur 30 Minuten, verspricht DSM. Während seiner Wirkung werde Bovaer sicher in Verbindungen zerlegt, die bereits natürlicherweise im Pansen vorhanden sind.

So könne das Produkt zu einer deutlichen und sofortigen Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von Fleisch, Milch und Milchprodukten beitragen, wirbt das Unternehmen. Im Durchschnitt reduziere es die Emissionen bei Milchkühen um 30 % und bei Rindern um 45 %.

Das sagt Arla

"Die Kritik in den sozialen Medien in Großbritannien beruht auf der völlig falschen Annahme, dass es unsicher sei, Milchprodukte von Kühe zu konsumieren, deren Futter der zugelassene Futtermittelzusatz Bovaer zugesetzt wurde. Diese Information ist falsch und es ist für Arla entscheidend, dass Verbraucher nicht fehlinformiert werden", erklärt Unternehmenssprecher Markus Teubner gegenüber top agrar.

"Die Gesundheit und Sicherheit von Verbrauchern und Tieren hat für Arla immer oberste Priorität. Bovaer wurde in 15 Jahren Entwicklung bereits ausgiebig getestet und wird bereits in zahlreichen europäischen Ländern eingesetzt.

Bovaer hat keine Auswirkungen auf die Milch." - Markus Teubner

Bovaer hat keine Auswirkungen auf die Milch, da es nicht von der Kuh in die Milch übergeht; im Gegenteil, der Zusatzstoff kann die Methanemissionen beim Verdauungsprozess der Kühe deutlich reduzieren.

Regulierungsbehörden wie etwa die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die britische Food Standards Agency haben die Verwendung des Futtermittelzusatzes Bovaer im Rahmen faktenbasierter Zulassungsverfahren genehmigt,  da nachgewiesen wurde, dass es den Tieren nicht schadet und sich nicht negativ auf ihre Gesundheit, Produktivität oder die Qualität der Milch auswirkt."

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