„Unser Grund und Boden ist das wichtigste Gut, das wir schützen müssen“, ist Johann Schipflinger überzeugt. Ein Neubau auf der grünen Wiese kam für ihn nicht infrage. Stattdessen entkernte er den alten Anbindestall und kann diesen jetzt als Jungviehstall und Fressbereich für die Milchkühe weiternutzen. Mit dem 3,9 m breiten Fressgang, einem Fress-Liegeplatz-Verhältnis von 1,2:1 und dem Jungvieh auf Hochboxen in Kammaufstallung, ist die Nutzung des Altgebäudes ein guter Kompromiss, der höchstes Tierwohl ermöglicht.
Zudem konnte so das große Heulager über dem Stall weitergenutzt werden. Dreimal pro Stallzeit wird das Heu durch die Abwurfschächte direkt auf den Futtertisch aufgebracht und von dort an Jungvieh und Kühe verteilt. Seit jeher wirtschaften die Schipflingers als Heumilchbetrieb.
Befahrbar ist der Futtertisch daher nur mit kleineren Maschinen wie dem Hoftrac. Im Frühjahr und Herbst bekommen die Tiere Frischgras, das im oberen Stock vom Ladewagen abgeladen, abgeworfen und verteilt wird.
Liegehalle an das Altgebäude angeflanscht
Die südliche Seitenwand des Altgebäudes wurde abgestützt, geöffnet und ein großzügiger, heller Liegebereich mit Tiefboxen für die Kühe angeflanscht. Von dort aus können Kühe und Trockensteher einen großen Laufhof mit zusätzlichen 18 überdachten Liegeboxen betreten.
Bevor es im Sommer dort aber zu heiß wird, ziehen die Schipflingers mit ihrem kompletten Bestand (50 Milchkühe und ca. 70 Rinder) auf die Alm. Ab Mitte Mai bis Ende September weiden die Tiere auf insgesamt drei Almen von 1.000 bis 2.010 m Höhe. Zusammen mit einem Partnerbetrieb bewirtschaftet die Familie rund 500 ha Almfläche. Der Almbetrieb ist ein Plus für das Tierwohl und reduziert die Ammoniak-Emissionen aus dem Stallbereich, ohne dass dort spezielle bauliche Maßnahmen nötig waren.
Bäuerliche Botschafter: Einblick in den Stall
Während der Almsaison bleibt Johann Schipflinger rund um die Uhr auf dem Berg bei seinen Tieren. Seine Frau Burgi kümmert sich währenddessen im Tal um die Direktvermarktung und die Feriengäste. Als „bäuerliche Botschafter“ gewähren die Schipflingers Einblick in Stall und Landwirtschaft. Im Hofladen werden ausschließlich eigene Produkte (Brot, Milch, Käse, Marmelade, Nudeln, Eier, Würste etc.) verkauft. Sohn Hannes hat sich dafür eine kleine Käserei eingerichtet. Aus dem Verkaufsraum können die Kunden durch ein Fenster direkt in den Kuhstall blicken.
Neben dem Stall steht das große Bauernhaus, das von Opa Schipflinger zusammen mit dem Anbindestall vor über 40 Jahren ausgesiedelt wurde. Neben der Wohnung der Altenteiler bietet die Familie dort auch drei Ferienwohnungen und fünf Zimmer mit Frühstück als „Urlaub am Bauernhof“ an. Die Urlaubsgäste waren mitentscheidend für den Entschluss zum Umstieg auf einen Laufstall. „Wir hatten damals einen tollen, großzügigen Anbindestall. Den Gästen konnten wir aber die Vorteile der Haltung nicht vermitteln“, erzählt Johann Schipflinger.
„Daher war uns schon länger klar, dass wir einen Laufstall bauen wollen.“ Mit der jetzigen Lösung ist Familie Schipflinger vollauf zufrieden. Vor allem über den Special-Needs-Bereich mit großer Strohliegefläche, der an der selben Futterachse liegt, sind sie froh.
Glücklich ist Familie Schipflinger auch mit dem Kälberbereich. Er ist etwas separat angeordnet, sodass sich die Lüftung gut steuern lässt. Kurze Wege zur Abkalbebox und zum Melkstand erleichtern die tägliche Arbeit beim Versorgen der Kälber.