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topplus Tierwohl-App

So können Milchbauern die betriebliche Eigenkontrolle durchführen

Ob es den Kühen gut geht, lässt sich am besten an ihrem Verhalten erkennen. Eine neue App aus Hessen hilft, die Tierwohl-Situation im Betrieb einfach und schnell zu erfassen und zu dokumentieren.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Wer Tiere hält, hat diese ­angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltens­gerecht unterzubringen. Das fordert das Tierschutzgesetz in § 2. Die Möglichkeit zu artgemäßer Bewegung darf nicht einschränkt sein und den Tieren dürfen weder Schmerzen noch vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Seit 2014 schreibt das Tierschutzgesetz zudem eine „betriebliche Eigenkontrolle“ vor – ohne diese zu konkretisieren. Die Tierhalter sollen geeignete tierbezogene Merkmale (Indikatoren) erheben und bewerten und dadurch sicherstellen, dass die Anforderungen des § 2 eingehalten werden.

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Vor diesem Hintergrund haben die Fachleute des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) jetzt eine Tierwohl-App entwickelt, mit der sich die betriebliche Eigenkontrolle mit überschaubarem Aufwand umsetzen lässt. Wie das Verfahren funktioniert, erklärten Natascha Klinkel und André Peter vom LLH sowie Johanna Krähling vom Ingenieurbüro für Ökologie und Landwirtschaft (IfÖL) kürzlich auf dem Eichhof des LLH in Bad Hersfeld: Im Grunde ist die App eine Weiterentwicklung der Excel-Anwendung zur Tierwohl-Erfassung, welche im EIP-Agri-Projekt „Tierwohl Milchvieh Hessen“ seit 2020 erarbeitet wurde. EIP steht dabei für Europäische Innovationspartnerschaft. Am Projekt in Hessen waren Institutionen aus Beratung und Wissenschaft, aber auch fünf Praxisbetriebe beteiligt. Entstanden ist ein nützliches Hilfsmittel bzw. Werkzeug („Tool“), mit dem die Tierwohl-Situation auf Milchvieh haltenden Betrieben einfach und schnell erfasst und dokumentiert werden kann: Die Dateneingabe erfolgt unkompliziert mittels Smartphone. Der Einsatz eines größeren Rechners im Stall oder lästige Doppelarbeit mit Papierausdruck und Stift erübrigen sich. Das hält den Aufwand für die Eigenkontrolle in Grenzen. Die App arbeitet zudem weitgehend selbsterklärend.

Tierwohl-Indikatoren

Beurteilt wird das Tierwohl an insgesamt neun Indikatoren, die auf bereits etablierte Bewertungssysteme zurückgreifen.

Zwei Indikatoren beziehen sich auf das Management bzw. die betrieblichen Arbeitsabläufe. In der App muss der Landwirt dazu Angaben zur Wasserversorgung und zur Enthornungspraxis machen.

Im nächsten Abschnitt werden die baulich-technischen Gegebenheiten erfasst. Dazu ist das Platzangebot im Stall zu ermitteln und einzutragen. Auch wird nach Weidegang bzw. Auslauf gefragt. Die Platz- und Wasserabfrage erfordert beim ersten Einsatz der App etwas mehr Zeit – vor allem, wenn beispielsweise das Platzangebot manuell ermittelt werden muss und keine aktuellen Bauzeichnungen oder Ähnliches verfügbar sind.

Die Erfassung der tierbezogenen Indikatoren, also die Beurteilung der Kühe, geht mit der App dagegen erfreulich schnell. Dazu wird eine Stichprobe an Tieren ausgewählt, die sich an der Herdengröße orientiert. Bei 100 Kühen sollten beispielsweise 50 Tiere begutachtet werden, um ein belastbares Ergebnis zu erhalten. „Mit etwas Übung dauert die reine Tierbeurteilung aber weniger als eine Minute pro Kuh“, beschrieb André Peter seine Erfahrungen.

An den ausgewählten Milchkühen wird dann die Körperkondition in Abhängigkeit von Laktationsstadium und Rasse beurteilt. Ebenso gibt es Noten für Sauberkeit, Verletzungen und Lahmheiten.

Außerdem wird die Euter- und Stoffwechselgesundheit ins Gesamtergebnis einbezogen. Das funktioniert mithilfe entsprechender Daten aus der Milchleistungsprüfung, die über eine EDV-Schnittstelle in die Tierwohl-App gelangen – leider bislang nur bei Betrieben, die dem Hessischen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL) angeschlossen sind. Interessierte Milchviehhalter aus anderen Regionen müssten zunächst in Zusammenarbeit mit ihrem Kontrollverband eine technische Lösung zur Dateneinspeisung finden, erklärte Natascha Klinkel auf Nachfrage. Außerdem läuft die App aktuell nur auf dem Android-Betriebssystem. Sie kann dazu kostenlos aus dem „Playstore“ geladen werden. Die technische Betreuung ist bis Jahresende durch den LLH gesichert. Für die Zeit danach wird ein „neuer Hafen“ gesucht, so Kinkel.

Vorbereitet auf unangekündigte Kontrollen

Nachdem alle Tierwohl-Angaben gemacht sind, beginnt das Programm zu rechnen und präsentiert die Ergebnisse. Diese werden in Tabellenform und als Netzdiagramm dargestellt. Beim Blick auf die Indikator-Zielwerte kann der Landwirt erkennen, wo der Betrieb beim Tierwohl schon sehr gut ist, und wo Verbesserungspotenziale schlummern. Für etwaige Tierwohlkontrollen kann das Ergebnis abgespeichert bzw. ausgedruckt werden. Damit wäre die geforderte betriebliche Eigenkontrolle dann dokumentiert.

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