Der BDM hat ein neues Positionspapier erarbeitet. Wie kam es dazu und wer ist daran beteiligt?
Foldenauer: Bereits im März sollte ein Treffen mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Land schafft Verbindung, European Milk Board, den Freien Bauern sowie mit den Milcherzeugergemeinschaften MEG Milch Board, MEG Nordrhein-Westfalen und MEG Rheinland-Pfalz stattfinden, um ein gemeinsames Strategiepapier auf den Weg zu bringen. Wegen Corona kam es erst im August zur Unterzeichnung. Hintergrund ist, dass in den vergangenen zehn Monaten einige neue Organisationen entstanden sind. Sie beschäftigen sich mit Konzepten für eine Stärkung der Marktstellung der Milchviehhaltung gegenüber der abnehmenden Hand. Zusätzlich erarbeiteten sie wirkungsvolle Krisenmechanismen. Wir wollen die Stärken der verschiedenen Gedanken und Modelle zusammenführen und deren Umsetzung vorantreiben.
Was ist die Kernaussage des Papiers und was wollen Sie damit erreichen?
Foldenauer: Die bisherige Ausrichtung der Agrarmarktpolitik ist sehr fokussiert auf die Versorgung der Verarbeitungsindustrie mit billigen „Rohstoffen“. Für uns sind Milch und Fleisch allerdings keine Rohstoffe, sondern Lebensmittel. Wir fordern ein Ende dieser Ausrichtung durch ein Umsteuern zu einer Agrarmarktpolitik, die unsere Marktstellung wesentlich verbessern kann. Dadurch erhoffen wir uns, dass wieder Erlöse aus dem Verkauf unserer Produkte möglich sind, die eine wirtschaftlich nachhaltige Weiterentwicklung unserer Betriebe ermöglicht. Erreichbar ist das nur mit politischer Einflussnahme.
Warum sind andere (Milch-)Verbände wie der Deutsche Bauernverband der Milchindustrieverband nicht dabei? Wäre es nicht im Sinne der Milcherzeuger, die Forderungen der Branche vereint an die Politik heranzutragen?
Foldenauer: Wer einen Sumpf trocken legen will, darf nicht die Frösche fragen. Die Molkereibranche und deren Verbände haben ganz andere Interessen als die Bauern, die wir als BDM vertreten. Das hat sich auch Anfang des Jahres in der von den genannten Verbänden mitgetragenen Sektorstrategie 2030 gezeigt. Wir Erzeuger sehen das kritisch. Wir brauchen deutlich höhere Milcherzeugerpreise. Die Molkereibranche hingegen will sich den „Rohstoff“ Milch weiterhin möglichst kostengünstig beschaffen können.
Wie kam es zu den Neugründungen der ganzen Organisationen?
Foldenauer: Der BDM ist auf die Interessen der Milchviehhaltung spezialisiert. Die BDM-Satzung lässt eine ordentliche Mitgliedschaft nur für milchviehhaltende Betriebe zu. Die neuen Organisationen hingegen wollen sektorübergreifend wirken. Erfreulich für uns ist, dass so der gebündelte Unmut über die Agrarpolitik auf die Straße gebracht wird.
Das Interview lesen Sie auch in der neuen Ausgabe der top agrar 10/2020 auf Seite R2.