Wie viel Milch könnte Deutschland produzieren, wenn Kühe ausschließlich Gras fressen? Und wie viele Milchkühe könnten Landwirte dann noch halten? Diese Frage hat Greenpeace vom Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) Schweiz beantworten lassen. Damit stellt die Umweltschutzorganisation erneut eine Studie rund um die deutsche Milchproduktion vor.
Anhand von drei Szenarien mit unterschiedlich hohem Grasanteil in der Ration zeigt das FiBL, wie sich die Anzahl der Rinder, die Menge an erzeugter Milch und Rindfleisch gegenüber heute verändert.
50 % weniger Milch, 50 % weniger Fleisch
Fazit: Mit einer grasbasierten Milchproduktion würde die deutsche Milchmenge um etwa die Hälfte sinken und auch die Fleischerzeugung um etwa 50 %. Die Autoren kalkulieren mit einer Milchleistung je Kuh und Jahr von 5.000 kg (Vergleich heute 8.400 kg). Die Zahl der Milchkühe sinkt laut den Autoren um nur 5 %, während die Zahl der Rinder insgesamt um 25 % sinken würde. Grund sei eine längere Lebensdauer und frühere Schlachtung der Mastrinder.
Durch die grasbasierte Fütterung würden schätzungsweise 2,3 Mio. ha Ackerflächen für den Anbau von Nahrungsmitteln verfügbar, auf denen bisher Mais und anderes Ackerfutter für Milch- und Mastrinder angebaut wird. Auch die Treibhausgasemissionen würden laut der Studie um ein Drittel sinken – weil Emissionen beim Futteranbau wegfallen.
Ergebnisse der Studie
Konsum müsste sich deutlich ändern
Die Autoren der Studie machen auch deutlich, dass Szenarien einer grasbasierten Milchproduktion für große Veränderungen im Angebot von tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln sorgen. Auch die Landwirte müssten ihre Produktion erheblich umstellen, was nur mit längeren Übergangszeiten möglich sei.
Wiedervernässen von Mooren nicht einkalkuliert
Zudem sind den Autoren zufolge alle Angaben grobe Richtwerte. Bei überdurchschnittlich guten Grünlandqualitäten seien auch umfangreichere Produktion von Milch und Fleisch möglich. Bei der verfügbaren Grünlandfläche geht die Studie zudem davon aus, dass alle Flächen für die Milchproduktion zur Verfügung stehen – während heute etwa 15 % der Grünlandflächen für Pferde, Schafe und Ziegen genutzt werden. Nicht zuletzt würde sich auch das Wiedervernässen von Mooren auswirken: Dabei handelt es sich um 0,95 Mio. ha bzw. fast 20 % der Grünlandflächen. Werden diese aus Klimaschutzgründen aus der Produktion genommen, sinkt auch die Produktionsmenge entsprechend.
Komplette Studie lesen Sie hier: https://act.gp/3VnCHni
Greenpeace: Kühe wieder zu Grünland-Verwertern machen!
Laut Greenpeace belegt die von ihr beauftragte Studie, dass eine grasbasierte Fütterung die Milchproduktion nachhaltiger macht. „Die Milchindustrie gaukelt Verbraucher:innen vor, dass Kühe vor allem Gras und Heu fressen. Doch die heutigen Milchmengen sind nur möglich, wenn die Tiere viel Silomais und Kraftfutter bekommen“, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschafts-Experte von Greenpeace. „Wir müssen die Kuh wieder zu dem machen, was sie ursprünglich war: ein exzellenter Verwerter von Grünland, das der Mensch ansonsten nicht bewirtschaften kann.“
Weideprämie: Politik sollte Wandel fördern
„Die Politik sollte dringend handeln und die Bewirtschaftung von Grünland beispielsweise durch eine Weideprämie fördern. Durch höhere Standards im Tierschutz bei der Rinderhaltung und staatliche Regeln zur Kennzeichnung von Weidemilch kann die Politik dabei helfen, dass Rinder wieder vermehrt Gras erhalten“, sagt Hofstetter. „Das fördert die Gesundheit der Tiere und schützt das Klima und die Artenvielfalt.“
Über diese Forderungen wird Martin Hofstetter zusammen mit weiteren Experten bei der top agrar-Veranstaltung "Landwirtschaft im Dialog - Milch trinken und das Klima schützen?" am 10. April diskutieren. Alle Infos dazu finden Sie hier:
Ihre Meinung ist gefragt
Was halten Sie von den Vorschlägen der Umweltschutzorganisation Greenpeace zu einer grasbasierten Milchproduktion? Wäre das so in Deutschland umsetzbar? Welche Konsequenzen hätte das für Sie als Rinderhalter?
Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu dem Thema an anke.reimink@topagrar.com