„Meist sind es keine großen Hygienemängel, die zur Einschleppung von Seuchenerregern führen, sondern kleine Zufälle und Ausnahmen“, berichtete Tierarzt Dr. Georg Bruns in Melle. Das kann die kurze Zigarettenpause sein, zu der der Stallmitarbeiter den Weißbereich verlässt, ohne die Kleidung zu wechseln. Aber auch der Elektriker, der die ausgefallene Lüftung an einem heißen Sommertag schnell wieder flott machen will und deshalb die Hygieneschleuse umgeht, stellt ein Risiko dar.
Betriebshygiene sei nur dann erfolgreich, wenn sie tagtäglich und konsequent gelebt wird, so Dr. Bruns. Ganz gefährlich sei eine Schein-Sicherheit. Beispiel: Desinfektionsmatten vor den Stalleingängen wiegen den Landwirt in Sicherheit, wirksame Seuchenvorsorge zu betreiben. Meist werden die Desinfektionslösungen jedoch zu selten erneuert. Sie sind verunreinigt und dadurch unwirksam. Zudem werden die Einwirkdauer und der sogenannte Kältefehler nicht beachtet.
Ein großes Gefahrenpotenzial geht nach Ansicht von Dr. Bruns zudem von Auslauf- und Hobbytierhaltungen aus. Freilandhaltungen verfügen z.B. selten über die nötigen Stallkapazitäten, um die Schweine im Seuchenfall in geschützten Gebäuden unterbringen zu können. Offenställe seien in der Regel nicht vogelsicher und erlauben häufig auch keine klare Schwarz-Weiß-Trennung. Und Hobby-Schweinehalter seien den Behörden oftmals gar nicht bekannt. Zudem fehle ihnen meistens das Problembewusstsein. „Im Gegenteil, sie verweisen in Gesprächen stolz auf die von ihnen praktizierte Nachhaltigkeit, weil sie Speisereste über den Schweinetrog verwerten“, so Dr. Bruns.
Auch Schadnager können ein großes Problem sein – trotz intensiver Bekämpfung. Denn aufgrund der Trockenheit in diesem und letztem Sommer ziehen viele Schadnager auf der Suche nach Wasser in die Ställe.