„Die Vollnarkose männlicher Ferkel mit Isoflurangas oder per Injektion mit einer Kombination aus Ketamin und Azaperon verdoppelt den Zeitaufwand für den Kastrationsschritt“, fasste Christina Dauben von der Uni Bonn kürzlich die Auswertungen zum Arbeitsaufwand des „PraxiKaPIK/A“-Projektes auf Haus Düsse zusammen. Es handelt sich dabei um ein vom BMEL finanziertes und von der Landwirtschaftskammer NRW koordiniertes Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Ferkelkastration unter Narkose.
Drei Narkoseverfahren wurden dabei im Praxiseinsatz bewertet:
- Lokalanästhesie mit Procain
- Inhalationsnarkose mit Isofluran
- Injektionsnarkose mit einer Ketamin/Azaperon-Kombination
Bei allen drei Varianten wurden die Ferkel zudem mit Metacam behandelt, um den Schmerz nach dem Eingriff zu reduzieren. Für die Auswertung hatten Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer NRW und der Universität Bonn in Praxisbetrieben von insgesamt 1634 betäubt und 296 ohne Betäubung kastrierten Würfen alle Arbeiten rund um die Ferkelversorgung und das Kastrieren erfasst. Anschließend wurden die Daten von der Uni Bonn ausgewertet.
Ergebnis: Die Narkose erhöht den Zeitaufwand für das Kastrieren erheblich, im Schnitt verdoppelt sie ihn. Während in den Projektbetrieben die betäubungslose Kastration etwa vier Minuten pro Wurf dauerte, waren es bei der Lokalanästhesie mit Procain im Schnitt bereits sieben Minuten. Auf Platz drei und vier landeten die Inhalationsnarkose an einem Narkosegerät mit drei Kastrationsschalen und die Injektionsnarkose mit Ketamin/Azaperon. Hier dauerte das Kastrieren eines Wurfs bereits achteinhalb Minuten.
Frau Dauben hob hervor, dass bei der Isoflurannarkose auch die Rüstzeiten und der Transport der Ferkel zum Betäubungsgerät zu Buche schlagen. Denn das Gerät sollte möglichst in einem Raum mit hoher Luftaustauschrate aufgestellt werden, um den Anwender möglichst nicht zu gefährden. Das heißt, dass jeder Wurf in Mörtelkübeln bzw. Kisten zum Narkosegerät hin und wieder zurückgebracht werden muss.
Auffallend war, dass es zwischen den Betrieben große Unterschiede gab. In großen Betrieben waren die Zeiten je Wurf tendenziell geringer. Das zeigt, dass in den meisten Betrieben noch Optimierungspotenzial schlummert, das genutzt werden kann.
Bei der Injektionsnarkose mit Ketamin/Azaperon sind die Rüstzeiten zwar geringer, dafür ist die Nachschlafphase der Ferkel, die überwacht werden muss, extrem lang. Sie dauerte im Schnitt fünf Stunden. In Wehnen sprach Tierärztin Dr. Anke Wehrkamp sogar von durchschnittlich gut sechs Stunden!
Muss der Tierarzt warten, bis auch das letzte Ferkel wieder fit auf den Beinen steht, verbringt er im Schnitt sieben Stunden auf dem Hof! Darf er die Nachkontrolle dem Landwirt übertragen, reduziert sich seine Aufenthaltsdauer auf etwa zwei Stunden.