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„Es funktioniert – aber leider nicht immer!“

Lesezeit: 4 Minuten

Der Agrarbetrieb Groß Grenz hat getestet, bei welchem ­Buchten-Komfort die wenigsten Beißer auftreten.


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Wenn wir die Ferkelschwänze nur um ein Drittel kürzen dürfen, dann können wir uns die Arbeit auch gleich ganz sparen“, ist Simone Tiedt überzeugt. Die 46-Jährige leitet die Schwei­nehaltung der Agrarbetrieb Groß Grenz GmbH, südlich von Rostock. Das Unternehmen entstand nach der Wen-de aus dem Zusammenschluss zweier Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG). Die Schweinehaltung umfasst heute ein Geschlossenes System mit 470 Sauen, Eigenremontierung, eigener Ferkelaufzucht und 3 500 Mastplätzen.


Die GmbH bewirtschaftet außerdem 1 440 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, auf denen überwiegend Getreide, Öl-saaten und Mais angebaut werden. Zudem gehören zum Unternehmen eine 1 000-köpfige Rinderherde, davon 450 Milchkühe, und eine Biogasanlage mit 150 kWh elektrischer Leistung, deren Prozesswärme in den Schweine-ställen zum Heizen genutzt wird.


Versuch mit Komfortbuchten:

Seit Januar 2014 nehmen die Groß Grenzer an einem „Langschwanz-Versuch“ der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Dummerstorf teil. Der Versuch wird von Dr. Winfried Matthes koordiniert. Ziel ist, herauszufinden, welchen Einfluss unterschiedliche Haltungsbedingungen in der Fer-kelaufzucht auf das Schwanzbeißen der Läufer haben.


Die Aufzuchtferkel werden in vier Gruppen unterteilt. Zwei Gruppen sind in sogenannten Standard-Buchten un-tergebracht, die übrigen beiden Gruppen in Komfort-Buchten. In den Standard-Buchten stehen den Tieren zwei Beschäftigungsmaterialien zur Verfügung, ein Hanfseil und eine Spielkette. In einer Gruppe werden die Schwänze um ein Drittel gekürzt, während sie in der anderen unversehrt bleiben.


Auch in den Komfort-Buchten wird nicht kupiert. Beide Buchten verfügen über offene Tränkestellen (Trogfluter), und die Ferkel haben Zugriff auf vier Beschäftigungsmöglichkeiten: Futterketten, Hanfseile sowie Bite-Rite-Kau-stäbe in rot und blau für jeweils unterschiedliche Altersgruppen.


Zudem werden den Ferkeln in den ersten zwei Wochen nach dem Absetzen auf einer Gummimatte Wühlerde und in Anfütterungsschälchen Luzerne-Pellets angeboten. Darüber hinaus können sich die Tiere aus Strohauto­maten Langstroh (Gerste, Weizen) herauszupfen, ebenfalls in den ersten zwei Aufzuchtwochen. Die Automaten, ge­­reinigte und mit Schlitzen versehene Kunststoffkanister, hängen an Ketten knapp über den Köpfen der Läufer.


Zwei kritische Phasen

: „Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen, dass es zwei kritische Beißphasen gibt: Die ersten zwei bis drei Wochen nach dem Absetzen und die fünfte bis sechste Aufzuchtwoche, kurz vor dem Umstallen in die Mast“, schildert Simone Tiedt. Oft seien die Beißer die kleineren, weiblichen Tiere.


Beißer schnell entfernen!

Wichtig sei, dass die Beißer so schnell wie möglich aus der Bucht genommen werden. Oftmals erkenne man sie jedoch gar nicht. „Um schnell reagieren zu können, gehen wir täglich bis zu acht Mal durchs Flatdeck. Das setzt jedoch voraus, dass man dafür Zeit und Personal hat“, gibt die Geschäftsführerin des Unternehmens, Dr. Kathrin Naumann, zu bedenken. „Zudem verursachen der höhere Betreuungsaufwand, der Kauf der Beschäftigungsmaterialien und die Strohkette zusätzliche Kosten, die der Verbraucher durch höhere Fleischpreise auch bezahlen muss!“


„Unter dem Strich treten in den Komfort-Buchten bis jetzt etwas weniger Schwanzverletzungen auf als bei der Standard-Variante“, fasst Simone Tiedt ihre bisherigen Erfahrungen zusammen. Es lohne sich also, den Tieren mehrere Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten. Wobei Bälle und Holzklötze schnell unattraktiv werden. Wühlerde und Pellets dagegen nehmen die Tiere hervorragend an. „Man darf allerdings den Arbeitsaufwand nicht unterschätzen, den das zweimal tägliche Vorlegen macht“, gibt die Stallleiterin zu bedenken.


„Als vorbeugende Maßnahme im Flatdeck haben wir gute Erfahrungen mit Hanfseilen, Bite-Rite-Kaustäben und unseren Strohkanistern gemacht“, ergänzt Kathrin Naumann. „Zusammenfassend können wir sagen: Ja, es funktioniert, wir können unter den Bedingungen in unseren Ställen auf das Kupieren verzichten. Aber es funktioniert leider auch bei uns nicht immer. Und bis jetzt wissen wir noch nicht, woran es liegt, wenn plötzlich doch wieder Beißereien auftreten!“

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