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„Im Kistenstall ist das Einstreuen Handarbeit“

Lesezeit: 7 Minuten

Theo Junker hat einen Außenklimastall mit geschlossenen Liegekisten, überdachtem Auslauf und Spaltenboden gebaut. Er kommt deshalb mit 32 kg Stroh pro Mastplatz und Jahr aus.


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Sauenhalter Theo Junker aus Ense im Sauerland ist sich bewusst, dass es die Schweinehaltung in der jetzigen Form in Zukunft schwer haben wird. „Große Teile der Bevölkerung wollen, dass wir unsere Tiere künftig nicht mehr in geschlossenen Gebäuden auf Vollspaltenboden halten“, so Junkers Eindruck. Der Landwirt war sich daher schnell sicher: Wenn er die Sauenhaltung um die Mast erweitert, dann soll es ein Außenklimastall werden.


Fest stand für ihn auch, dass er Stroh einsetzen möchte, aber in überschau- bzw. händelbaren Mengen. „Ich habe keine Möglichkeit, große Mengen Schweinemist ackerbaulich effektiv zu verwerten. Zudem wollte ich nicht jedes Jahr riesige Berge von Stroh einfahren und lagern müssen“, begründet der Landwirt sein Entscheidung.


Geschlossener Liegebereich


Junker entschied sich nach dreijähriger Planungsphase zusammen mit seiner Familie für einen komplett überdachten Außenklimastall mit planbefestigten Liegeflächen und Teilspaltenboden (vergleiche Übersicht 2). Seit 2018 ist der Stall jetzt in Betrieb. Die gedämmten Liegekisten sind rundherum geschlossen und mit einem Deckel versehen, den der Landwirt bequem per Elektroseilwinde öffnen und schließen kann. Neben dem Zugangstor vom Gang aus ist die einzige Öffnung eine ca. 60 cm breite Tür mit Gummilamellen, die in der Wand zum Auslauf sitzt. „Wir haben uns für geschlossene Liegekessel entschieden, weil unser Stall frei auf einer Anhöhe steht und dort häufig viel Wind weht“, erklärt der Sauerländer Landwirt. Ein Pig Port 5 oder ein ähnliches Stallsystem ohne geschlossene Liegekisten schied für ihn von vornherein aus.


An den Längsseiten des Stalles hat Junker die Ausläufe platziert. Diese sind komplett in der Stallhülle untergebracht und voll unterkellert. Beim Güllesystem hat er sich für das Slalomsystem entschieden, weil dieses funktionssicher ist. Die Kanaltiefe beträgt 2,50 m.


Alle Wände des Stalles sind ca. 1 m hoch betoniert. Darauf steht die Holzkonstruktion. Die beiden Längsseiten können mit elektrisch steuerbaren Doppelstegplatten verschlossen werden. Das Dach ist mit Faserzementplatten eingedeckt. Eine Isolierung ist aufgrund der wärmegedämmten Liegekisten nicht nötig. Im First ist ein ca. 1 m breites Lichtband eingebaut, unter dem die Abluft nach draußen strömt.


Die Fütterung erfolgt über Trockenfutterautomaten, die an den Stirnseiten in den Liegekisten stehen. Gefüttert wird Trockenfutter, das per Luftdruck von der Futterzentrale zu den einzelnen Trögen geblasen wird. Dank der Technik kann jede Bucht individuell angesteuert werden.


Die Genehmigung des Stalles rund ein Kilometer von der Hofstelle entfernt war kein großes Problem. Das Emissionsgutachten fiel positiv aus, weil am Standort wenig Vorbelastung herrschte. „Die Behörde war kooperativ und das Stallsystem mit Teilspaltenboden, Außenklima, Stroheinsatz und Holzoptik stieß auch bei der Bevölkerung auf positive Resonanz“, erinnert sich Theo Junker.


Gute Arbeitsqualität im Stall


Beeindruckt ist Theo Junker nach wie vor von der Arbeitsqualität im Stall. „Das natürliche Licht und die ständige Frischluft sorgen für ein angenehmes Arbeitsklima. Wir gehen jeden Tag gern in den Stall, um unsere Arbeit zu erledigen“, schildert der Unternehmer seine Eindrücke. Einzig der Staub, der durch den Stroheinsatz zustande kommt, stört den Landwirt.


Die tägliche Arbeit unterscheidet sich nur unwesentlich von der Arbeit in einem konventionellen Maststall. Beim morgendlichen Stallrundgang kontrolliert Theo Junker die Futter- und Wasserversorgung, das Klima in den Liegebuchten und die Tiergesundheit. Ein wesentlicher Unterschied ist aber das Einstreuen der Liegeboxen. Das muss der Landwirt jeden Tag per Hand erledigen, da die geschlossenen Kisten den Einsatz einer automatischen Strohvorlage nahezu ausschließen. „Wir arbeiten bei uns im Betrieb mit einer dünnen Strohmatratze und brauchen aufgrund des geschlossenen Liegebereichs 32 kg Stroh pro Mastplatz und Jahr. Das vereinfacht die Arbeit“, beschreibt der Landwirt die Situation. Um die Strohverwertung kümmern sich die Schweine selbst. Denn den Großteil des Strohs fressen die Mastschweine auf, sodass Theo Junker am Ende der Mast nur zerkaute Strohreste mit der Schaufel entfernen muss. Sobald die Buchten leer sind, werden diese mit dem Hochdruckreiniger komplett gesäubert.


Apropos Buchtensauberkeit: Die Schweine halten diese in der Regel sauber. Im Winter gibt es kaum Probleme. Kritisch sind aber immer die ersten fünf Masttage. „Zu Mastbeginn nehmen wir uns Zeit und schauen immer ganz genau hin. Kotreste entfernen wir sofort. In den Liegekisten darf es gar nicht erst anfangen nach Kot zu riechen“, lautet der Tipp des Landwirts.


Wenn eine Bucht verschmutzt ist, das passiert im Sommer leider immer wieder, säubert Theo Junker die Box mit Schaufel und Besen und streut feines Sägemehl auf den Buchtenboden. Die Schweine wühlen mit der Rüsselscheibe darin und erledigen ihr Geschäft dann lieber im Auslauf. Im Sommer, wenn es auch im Stall über 30°C warm wird, werden die Buchten dünner eingestreut. Zudem sorgt eine Dusche ab 25°C Außentemperatur für Abkühlung, die über den Spaltenböden installiert ist.


Anders als bei den Liegeboxen entfällt das Entmisten des Auslaufs, das in vielen anderen Außenklimaställen jede Woche ansteht und viel Zeit kostet. Theo Junker muss lediglich regelmäßig die Güllekanäle entleeren. Das geht recht zügig, da in den Kanälen Elektrorührwerke sitzen, die den Flüssigmist homogen halten. „Durch das regelmäßige Aufrühren gehe ich der Gefahr aus dem Weg, dass die Kanäle aufgrund des Stroheinsatzes verstopfen und Fliegen auf der Schwimmschicht brüten können“, erklärt Theo Junker.


60 Cent mehr nötig


Nach gut drei Jahren Erfahrung zeigt sich, dass die Arbeit im Stall körperlich nicht großartig belastend ist. Die Arbeitszeit pro Mastplatz ist jedoch deutlich höher als in einem konventionellen Stall. Theo Junker kalkuliert mit rund 1,6 Stunden pro Mastplatz und Jahr. „Ein Großteil der Zeit geht für das tägliche Kontrollieren und Reinigen verschmutzter Liegeboxen drauf. Auch das wöchentliche Aussortieren der schlachtreifen Schweine kostet Zeit, weil wir immer nur kleine Partien mit 40 Tieren vermarkten“, erklärt er.


Die Mastschweine verkauft der Landwirt an den Schlachthof Jedowski im westfälischen Unna. Einen Teil der Schweine verwurstet das Unternehmen selbst, der Rest wird als Hälften an drei Metzgereien weiterverkauft. Die Abrechnung der Mastschweine erfolgt ohne Abrechnungsmaske. Theo Junker hat einen Festpreis pro Kilogramm Schlachtgewicht ausgehandelt. Dafür garantiert er die GVO-freie Fütterung, gut 20% mehr Platz im Stall sowie täglich frische Luft, frisches Stroh und Sonne, sofern sie scheint. Zudem stallt er wegen der Metzgervermarktung nur weibliche Schweine auf, die männlichen Tiere verkauft er seit Jahren als Babyferkel über die Sauerländer-Ferkel-Gemeinschaft.


„Für den höheren Zeitaufwand und zur Refinanzierung der Investitionskosten von mehr als 1000 € pro Mastplatz erhalte ich einen Preis, der über dem marktüblichen Niveau liegt. Wenn man bei diesem Stallsystem alles einrechnet, sind mindestens 60 Cent Zuschlag nötig“, erklärt der Landwirt.


Unterstellt ist bei dieser Kalkulation zugleich, dass mindestens 90% der Schweine über die Metzgerschiene vermarktet werden“, betont Theo Junker. Das bei dieser Haltungsform deutliche Zuschläge nötig sind, liegt auch daran, dass die Vermarktung von Außenklima-Strohschweinen kein Selbstläufer ist. „Metzger zu finden, ist nicht so leicht. Man muss schon selbst aktiv werden und für sein Produkt werben. Auch dieser Zeitaufwand muss am Ende bezahlt werden. Sonst lohnt sich die Investition nicht“, stellt Theo Junker klar.


Aufzucht auch auf Stroh


Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Außenklimamast hat sich Familie Junker mittlerweile dazu entschieden, auch die Ferkelaufzucht im Außenklimastall mit Stroheinstreu zu betreiben. Dazu wurde im letzten Jahr neben dem Maststall eine neue, freitragende Holzhalle gebaut, in der rund 400 Ferkelaufzuchtplätze untergebracht sind.


„Die Aufzucht auf Stroh rundet unser Vermarktungskonzept hervorragend ab. Denn die Abnehmer können jetzt damit werben, dass sowohl die Ferkel als auch Mastschweine den Großteil ihres Lebens an der frischen Luft gelebt und Stroh als Beschäftigungsmaterial erhalten haben. Das ist doch genau das, was die Kunden wünschen“, ist Theo Junker überzeugt.-ar-

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