Sieben Monate grassiert die Afrikanische Schweinepest jetzt unter den Wildschweinen im Osten Deutschlands. Sind die betroffenen Landkreise Herr der Lage oder laufen sie der Seuche hinterher?
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) zieht in Brandenburg und Sachsen immer weitere Kreise. Bis Redaktionsschluss (14.04.21) wurden dort innerhalb von sieben Monaten rund 1000 infizierte Schwarzkittel gefunden oder geschossen. Rund 640km fester und 220 km mobiler Zaun wurden inzwischen errichtet. Der feste Zaun entlang der Grenze zu Polen ist so gut wie fertig, und die tierseuchenrechtliche Entnahme von Wildschweinen in den Weißen Zonen läuft.
Im Landkreis Oder-Spree schien sich die ASP-Situation bei Drucklegung dieser Ausgabe zu beruhigen. Die neuen Funde konzentrierten sich hier auf die bereits eingerichteten Restriktionszonen. In Märkisch-Oderland und Görlitz gab es jedoch in den Wochen zuvor auch Funde jenseits der errichteten Zäune. „Wir laufen der Seuche hinterher, der Beamtenapparat arbeitet zu träge und die Koordination zwischen den Landkreisen funktioniert nicht“, beklagen Landwirte und Jäger.
Landkreise arbeiten am Limit
Den Vorwurf wollen die Behörden in den von der ASP betroffenen Landkreisen so nicht stehen lassen. Ihre Mitarbeiter arbeiten am Limit, denn ihnen machen gleichzeitig auch noch die Coronakrise und die Geflügelpest zu schaffen. Und sie fühlen sich bei der ASP-Bekämpfung zum Teil von ihren Landesregierungen, vor allem aber vom Bund und von der EU im Stich gelassen.
Die Seuchenbekämpfung müsse auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene besser koordiniert werden, fordern die Landwirte. Schließlich sei der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest kein Problem, das nur die Landkreise entlang der Ostgrenzen betreffe, sondern ganz Deutschland und Westeuropa.
Inzwischen schauen auch die Schweinehalter in unseren Nachbarländern Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und Belgien mit Bangen auf das Seuchengeschehen im Osten der Bundesrepublik. Sie haben große Sorge, ob sich die Seuche überhaupt noch stoppen lässt.
Wie kann Deutschland wieder vor die ASP-Welle kommen? Was muss sich bei der Bekämpfung dringend ändern? top agrar hat mit betroffenen Landwirten, Jägern, Amtstierärzten und Landräten vor Ort gesprochen.
henning.lehnert@topagrar.com