Die Schwarzwild-Populationen steigen weltweit an. Dadurch erhöht sich die ASP-Übertragungsgefahr auf Hausschweine. Das gilt insbesondere auch für Deutschland. Bis auf wenige weiße Flecken finde man Schwarzwild heute nahezu flächendeckend in allen Landkreisen der Bundesrepublik, berichtete Wildtierbiologe Dr. Oliver Keuling von der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Wiesbaden.
Grund für den Zuwachs seien die enorme Vermehrungsrate der Schwarzkittel. Bedingt durch die milden Winter und den guten Ernährungszustand setze die Geschlechtsreife bereits ab einem Alter von sechs Monaten bzw. 20 kg Lebendgewicht ein. Aus hundert Wildschweinen im Winter würden im Sommer 300, so Keuling. Um regulierend einzugreifen, müssten durch die Jagd jährlich zwei Drittel des Bestandes abgeschöpft werden. Die tatsächliche Tötungsrate liege jedoch bei etwa 55%.
„Hier helfen keine gegenseitigen Schuldzuweisungen, sondern nur intensive Aufklärung, gegenseitiges Verständnis und eine enge Abstimmung mit Jägern und Behörden“, ist Keuling überzeugt. Extrem wichtig sei darüber hinaus, die Afrikanische Schweinepest möglichst schon im Frühstadium zu erkennen. Dazu müssten verendete Tiere aufgespürt (passives Monitoring), aus dem Wald sicher entfernt und im Labor auf ASP-Erreger untersucht werden. Es wird überlegt, Spürhunde für die Kadaversuche auszubilden.
Der Erfolg bei der Schwarzwildbekämpfung hängt nach Auffassung von Dr. Keuling jedoch nicht allein davon ab, welche Jagdmethode zum Einsatz kommt, zum Beispiel ob die Ansitz- oder die Drückjagd besser geeignet ist. Wichtig sei außerdem nicht nur, ob bei der Jagd technische Hilfsmittel wie Nachtsichtgeräte zum Einsatz kommen dürfen. Hier gibt es innerhalb der Jägerschaft unterschiedliche Auffassungen.
Entscheidend sei vielmehr, die Jäger zu motivieren, Wildschweine intensiver zu bejagen, insbesondere die Frisch-linge, und sich aktiv an der Suche nach verendeten Schwarzkitteln zu beteiligen. Dafür benötige man finanzielle Anreize sowie Multiplikatoren in Verbänden und Behörden.