Sie haben das Forschungsprojekt „Move – Optimierung der anaeroben Vergärung von Schweinegülle“ gestartet? Was steckt dahinter?
Brügging: Wir entwickeln neue technische Lösungen, mit denen man den Reststoff Schweinegülle effizienter in Biogasanlagen verwerten und zur Energiegewinnung nutzen kann. So wollen wir den Veredlern neue Erlösoptionen aufzeigen.
Schweinegülle ist kein optimaler Nährboden für die Biogasproduktion. Welchen neuen Ansatz verfolgen Sie?
Brügging: Wir haben gute Erfahrungen mit sogenannten Hochlastfermentern gemacht, die mit hohen Durchflussgeschwindigkeiten arbeiten. Die Technik wird in bestehende Anlagenkonzepte integriert. Im Kern geht es darum, dass die energiearme Flüssigphase sehr effizient mit kurzen Verweilzeiten und hohen Gaserträgen zu Biogas verarbeitet wird.
Gibt es weitere Vorteile?
Brügging: Ja, da sind z.B. die kurzen Ansprechzeiten. Sie ermöglichen einen an den Strombedarf des Hofes angepassten Betrieb des Fermenters. Dabei wird die Energie, bis sie benötigt wird, im Substrat gespeichert. Der Gasspeicher kann dementsprechend kleiner ausfallen.
Was passiert mit dem Gärrest?
Brügging: In viehdichten Regionen muss dieser weiterhin abgefahren werden. Derzeit arbeiten wir daran, aus dem Gärrest ein pflanzenbaulich attraktives und zugleich transportwürdiges Düngemittel herzustellen. Die Absatzchancen stehen gut, denn Mineraldünger ist extrem teuer geworden. Ackerbauern zahlen inzwischen für Gärreste und organischen Dünger Geld. Der Markt hat sich hier seit der Ukrainekrise also vollkommen gedreht.
Sehen Sie weitere Erlösquellen?
Brügging: Durchaus. Die Betreiber können in Zukunft z.B. Treibhausgasquoten verkaufen, weil die Methanemissionen sinken. Darüber hinaus kann mit dem Konzept Energie für die eigenen Schweineställe erzeugt werden. Neben Wärme besteht auch die Möglichkeit, das anfallende Biomethan als „Kraftstoff“ für ein Blockheizkraftwerk zu nutzen.
Muss die Schweinegülle vorab separiert werden?
Brügging: Ohne Separierung geht es leider nicht, weil die in der Gülle enthaltenen Feststoffe die im Fermenter angeordneten Füllkörper verstopfen würden.
Gibt es beim Einsatz von Hochlastfermentern auch überbetriebliche Lösungen?
Brügging: Das ist kein Problem. 20 bis 25 Betriebe, die im Umkreis von 5 km liegen, könnten einen Cluster bilden, und eine Gemeinschaftsanlage errichten. Die Betriebe liefern dann entweder Rohgülle oder den abseparierten Teil der Gülle.