Die von der EU vorgegebene 90-Tage-Sperrfrist ist endlich abgelaufen. Seit heute Nacht 0.00 Uhr dürfen Schweine aus der ASP-Überwachungszone im Emsland wieder ohne Auflagen transportiert und geschlachtet werden. Nach offiziellen Angaben sind es zwischen 60.000 bis 70.000 Schweine, die zur Schlachtung anstehen. Durch die lange Wartezeit ist der überwiegende Teil inzwischen deutlich zu schwer für die gängigen Abrechnungsmasken. Nach Angaben der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) wiegen sie inzwischen 170 kg und mehr. Deshalb wird unter anderem auch über einen Export der Tiere nach Italien und Polen diskutiert.
Note 1 für die ASP-Bekämpfung vor Ort
Die Seuchenbekämpfung vor Ort habe hervorragend geklappt. In Schulnoten ausgedrückt gebühre den beiden betroffenen Landkreisen Emsland und Bad Bentheim dafür eine glatte 1, lobte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack in einer Pressemitteilung das hervorragende Zusammenspiel von landwirtschaftlichen Organisationen und den Behörden vor Ort.
Fleisch ist kaum zu vermarkten
Komplett anders sehe es allerdings bei der Vermarktung der Tiere aus den Restriktionszonen aus. Trotz der hervorragenden Seuchenbekämpfung vor Ort, sei Brüssel nicht bereit gewesen, die Frist auf 60 Tage zu verkürzen. Das habe zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden geführt. Denn aufgrund der umfangreichen Quarantänemaßnahmen sei das Fleisch kaum zu vermarkten gewesen. Zumal die Abnehmerseite erhebliche Vorbehalte gehabt habe, Fleisch abzunehmen, das von Tieren aus ASP-Restriktionszonen stammt.
Mindestens 15 Mio. € Schaden
Den Schaden, der dadurch für die Schweinehalter in den ASP-Restriktionszonen entstanden ist, schätzt die ISN auf mindestens 15 Mio. €. Die rund 17.000 Schweine, die die Mäster während der Sperrmaßnahmen schlachten konnten, für die sie bisher aber keinen einzigen Euro erhielten, schlagen dabei allein mit 3,4 Mio. € zu Buche. Hinzu kommen die Transportkosten zum Schlachthof, die Futterkosten während der Sperren, die finanziellen Verluste der Ferkelerzeuger durch die schleppende Vermarktung, und, und und.
ISN fordert Entschädigung
Angesichts der existenzbedrohenden Verluste fordert die ISN die niedersächsische Landes- und die Bundesregierung auf, für die entstandenen Schäden aufzukommen und einen ASP-Entschädigungsfonds für die betroffenen Landwirte einzurichten. Insbesondere Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir solle sich an seinem italienischen Amtskollegen ein Beispiel nehmen, der einen Entschädigungsfonds in Höhe von 25 Mio. € eingerichtet habe. Den unverschuldet finanziell in Not geratenen Schweinehaltern müsse dringend geholfen werden.