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Umbau Deckzentrum: So können Sauenhalter den alten Abferkelstall umnutzen

Für Sauenhalter, die auch nach 2036 Ferkel produzieren wollen, kann eine Umnutzung des alten Abferkelstalls zum neuen Deckzentrum sinnvoll sein. Wir stellen mögliche Umbauvarianten vor.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Experte: Christian Meyer, Spezialberater Schweinepro­duktion

Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung dürfen Ferkelerzeuger ab dem 9. Februar 2029 die Sauen im Deckzentrum nur noch in Gruppen halten. Lediglich zur Rauschekontrolle, zum Besamen und für medizinische Behandlungen ist eine kurzzeitige Fixierung erlaubt (siehe Übersicht 1). Für die meisten Sauenhalter, die weiterhin Ferkel produzieren wollen, steht damit ein Neu- bzw. Umbau ihres alten Deckzentrums an. Allerdings gelten ab 9. Februar 2036 auch neue Vorgaben für den Abferkelstall.

Dazu zählt z. B. der verpflichtende Einbau von Bewegungsbuchten mit mindestens 6,5 m². Der deutlich höhere Platzbedarf lässt sich auf vielen Höfen nur in einem Neubau realisieren.

Schnell gelesen

Bis zum 9. Februar 2029 müssen ­Sauenhalter im Deckzentrum die neuen Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhal­tungsverordnung umsetzen.

Aus Kostengründen kann ein Umbau des alten Abferkelstalls zum neuen Deckzentrum für einige Sauenhalter ­sinnvoll sein.

Die Vorgaben können Landwirte in ­verschiedenen Varianten erfüllen – mit und ohne Außenanbau.

Eine Umbaulösung ist jedoch ­immer ein ­Kompromiss in puncto Arbeitswirtschaft und Haltungsbedingungen.

Perspektive ausloten

Bevor mit dem Umbau begonnen wird, sollte sich jeder Ferkelerzeuger zunächst fragen, wie seine Perspektive aussieht. Soll die Ferkelproduktion auch lang­fristig weitergeführt werden? Oder wird nur das Deckzentrum angepasst, weil bis 2036 sowieso das Ende der Sauenhaltung geplant ist? Alternativ ist auch ein noch früherer Ausstieg möglich.

Wer nach 2036 weitermachen will, muss sowohl für das Deckzentrum als auch für den Abferkelstall eine Lösung finden. Soll beides nur umgebaut werden, ist häufig eine Abstockung des Tierbestands erforderlich. Die anschließende Repopulation ist jedoch mit hohen Kosten verbunden – vom Tiergesundheitsrisiko ganz zu schweigen.

Für diese Ferkelerzeuger gibt es aber noch eine alternative Lösung. Dabei wird im ersten Schritt ein neuer Abferkelstall auf die grüne Wiese gebaut. Ist der Bau fertig, können die abferkelnden Sauen umziehen. Danach wird der alte Abferkelstall zum Deckzentrum umgebaut.

Der klassische Abferkelstall

In vielen Sauenbetrieben besteht der Abferkelstall aus mehreren Abteilen, die von einem Zentralgang abgehen (siehe Übersicht 2).

Darin befinden sich meistens sechs bis zehn Abferkelbuchten. Sehr alte Buchten sind in der Regel knapp 2,20 m lang und 1,80 m breit. Der Gang dazwischen hat eine Breite von 1 m. In unserem Beispiel besteht jedes Abteil aus acht Abferkelbuchten.

  • Der Gesetzgeber sieht drei Varianten vor, mit denen Landwirte die Vorgaben im Deckzentrum erfüllen können:

  • Fress- und Liegebereich zusammengefasst in Fressliegebuchten, dahinter befindet sich der Aktivitätsbereich;

  • Liege- und Aktivitätsbereich in Form einer Arena mit entsprechenden Rückzugsmöglichkeiten zusammengefasst;

  • getrennte Funktionsbereiche: vorne die Fressplätze, dahinter der Aktivitätsbereich, anschließend die Liegebuchten.

Freilauf und Besamen in einem

Für die erste Umbauvariante (Übersicht 3) könnte man die Wände zwischen den ehemaligen Abferkelabteilen vollständig entfernen. Dadurch entsteht ein großes Abteil mit einer Breite von insgesamt 27 m und einer Tiefe von 6,20 m.

Parallel zum Zentralgang werden Fressliegebuchten mit einem langen Trog vor Kopf eingebaut. Direkt davor befindet sich der Eberlaufgang, über den der Eber im Kreis getrieben werden kann. Die Fressliegebuchten sind jeweils 0,75 m breit, sodass in unserem Beispiel-Abteil Platz für 33 Sauen wäre.

Hinter den Fressliegebuchten befindet sich der Aktivitätsbereich, in dem die Sauen als Gruppe frei laufen können. Hier müsste man für die Sauen jedoch noch zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten schaffen, z. B. in Form von Trennwänden. Denn Fressliegebuchten zählen laut Gesetz nicht dazu.

Für den passenden Bodenbelag werden die Sauen- und Ferkelroste ausgebaut und durch Betonspalten ersetzt. Im Liegebereich sollten diese möglichst geschlossen sein, bzw. dürfen maximal 15 % Perforation aufweisen.

Insgesamt stehen jeder Sau bei dieser Variante etwas mehr als 5 m² zur Verfügung, wodurch die gesetzliche Mindestvorgabe erfüllt wäre.

Gruppenbildung in der Arena

Bei der zweiten Umbauvariante (Übersicht 4) bleiben die Wände zwischen den ehemaligen Abferkelabteilen bestehen. Es werden nur Durchbrüche mit Toren geschaffen. Die drei Abteile in der Mitte können dadurch als Aktivitätsbereich in Form einer Arena dienen. Als Boden werden auch bei dieser Variante Betonspalten verbaut, die im Liegebereich geschlossen sind.

Der Platz in den drei mittigen Abteilen reicht aus, um 23 Sauen die geforderten 5 m² zur Verfügung zu stellen. Dadurch können die Sauen nach dem Absetzen bis zum Besamen als ganze Gruppe zusammenlaufen. Dieser Zeitraum ist optimal für die Gruppenbildung. Über Trocken- bzw. Breiautomaten werden die Sauen bis zum Besamen ad libitum mit Futter versorgt.

In den beiden äußeren Abteilen entstehen zwei Deckbereiche mit je neun Fressliegebuchten und einem Langtrog. Hier werden die Sauen besamt, sobald sie in die Rausche kommen. Vor den Fressliegebuchten befindet sich der Eberlaufgang, über den der Eber vor und zurück getrieben werden kann.

Während der Gruppenbildungsphase davor bleibt der Bereich geschlossen. Ansonsten könnten sich rangniedere Sauen leicht in den Fressliegebuchten verstecken. Später im Wartestall kann es dann schwierig werden, sie noch in die Sauengruppe zu integrieren.

Weil weniger Fressliegebuchten als Sauen in der Gruppe vorhanden sind, müssen die frührauschigen Sauen nach der Besamung bereits in den Wartestall umziehen. Werden die letzten Sauen der Gruppe besamt, können die nächsten abgesetzten Sauen bereits in die Arena in der Mitte eingestallt werden.

Im Vergleich zu anderen Varianten beansprucht dieses System jedoch deutlich mehr Platz, wodurch die Stallplatzkosten steigen. Den Vorteil der besseren Gruppenbildung sollten Landwirte jedoch nicht unterschätzen.

Arena als Auslauf

Bei der dritten Umbauvariante (Übersicht 5) wird die Arena als Auslauf außen an das Stallgebäude angebaut. Über Wanddurchbrüche gelangen die Sauen nach draußen in den Auslauf. Dort werden sie über Automaten ad libitum gefüttert. Mithilfe von Schwenkgittern werden die Tiere später in Be­samungsgruppen aufgeteilt. Dadurch können die abgesetzten Sauen auch hier bereits vor dem Besamen als Gruppe zusammenlaufen und eine Rangordnung bilden.

Innen sind verschiedene Raumaufteilungen möglich. Dabei können Landwirte auch eine Reserve- bzw. Eberbucht unterbringen. Je nach Anordnung der Fressliegebuchten läuft der Eber während des Besamens wahlweise im Kreis oder vor und zurück.

Umbau bleibt Kompromiss

Eine Umnutzung des alten Abferkelstalls zum neuen Deckzentrum hat für Ferkelerzeuger mehrere Vorteile. Bei allen Varianten kann der Umbau im laufenden Betrieb stattfinden und die Herde muss nicht abgestockt werden. Außerdem kostet ein Umbau häufig nur knapp die Hälfte eines vergleichbaren Neubaus und es ist kein zusätzlicher Bauplatz nötig. Zudem brauchen Landwirte in der Regel keine neue Baugenehmigung für den umgenutzten Stall.

Ein Umbau kostet häufig nur die Hälfte eines Neubaus."

Der größte Nachteil: Beide Bauten müssen bereits bis Februar 2029 fertig sein! Und ein Umbau ist und bleibt immer ein Kompromiss in puncto Arbeitswirtschaft und Haltungsbedingungen. Diese Kompromisse kann man jedoch eher bei den abgesetzten als bei den ferkelführenden Sauen eingehen. Um Fehlplanungen und Fallstricke bestmöglich zu vermeiden, sollten Landwirte beide Stallbereiche vorab mit einem Berater intensiv durchplanen.

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