Mit einer Bundesratsinitiative will Bayern die Frist für den Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration verlängern. Das hat das Bayerische Kabinett auf Vorschlag von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Umweltminister Dr. Marcel Huber am 1. August beschlossen. Der Antrag soll bei der nächsten Sitzung des Bundesrates nach der Sommerpause Ende September gestellt werden. Es gehe um eine Fristverlängerung von fünf Jahren, bestätigte ein Sprecher des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums gegenüber top agrar.
Man werde die Bauern nicht im Regen stehen lassen. Denn wenn ab Januar männliche Ferkel nicht mehr ohne Betäubung kastriert werden dürften, stünden zahlreiche Ferkelerzeuger vor dem Aus, betonten beide Minister in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Gerade für kleinere Betriebe gebe es nach wie vor kein passendes Betäubungsverfahren. Die bislang diskutierten Alternativen Impfung und Eingriff unter Vollnarkose seien ebenso wie die Ebermast nur für wenige Betriebe geeignet.
Forschungsvorhaben für weitere alternative Methoden wie etwa die örtliche Betäubung mit einem Lokalanästhetikum seien inzwischen zwar auf den Weg gebracht, Ergebnisse und praxisgerechte Lösungen stünden aber noch aus. Die wolle man jetzt mit der geplanten Fristverlängerung abwarten. Ohne praxistaugliche Alternative befürchten Kaniber und Huber gravierende Strukturbrüche in der deutschen Ferkelerzeugung, gerade im süddeutschen Raum. Hier seien die Betriebe kleiner und kostenintensiver, teure Verfahren wie die Vollnarkose mit Isofluran sei wirtschaftlich nicht tragbar.
Schon jetzt würden im Freistaat nur noch gut 70 Prozent der für die Mast benötigten Ferkel aus Bayern stammen – mit fallender Tendenz. Ein weiterer Rückgang liege weder im Interesse der Landwirte noch der Verbraucher. Und auch dem Tierschutz wäre mit dem Abwandern der Ferkelproduktion ein Bärendienst erwiesen. Denn die Folge wären noch mehr Ferkeltransporte über Hunderte von Kilometern aus Skandinavien, wo die örtliche Betäubung bereits gängige Praxis sei. Deshalb sei es wichtig, die heimische Erzeugung zu stärken und den Importdruck zu verringern.