Innovationen und technologischer Fortschritt in der Tiergesundheit sind in der Lage, Lösungen für Kernanliegen der Gesellschaft, wie Nachhaltigkeit und Tierwohl, zu liefern. Wie der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) in der vergangenen Woche rückblickend auf seine Frühjahrsveranstaltung in Berlin mitteilte, war dies einhelliger Konsens der Teilnehmer. „Forschung und Entwicklung im Sektor fördern, Akzeptanz für neue Technologien und Vernetzung insbesondere auch bei den digitalen Optionen schaffen, sind hierfür wichtige Ansatzpunkte“, betonte BfT-Vorsitzender Jörg Hannemann. Ebenso sei die Krankheitsvorbeuge ein Schlüsselfaktor für die Gesundheit und das Wohl von Haus- und Nutztieren sowie für das Miteinander im Sinne des One Health Gedankens.
Innovationspotenzial für neue Impfstofftechnologien
Laut dem Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Prof. Martin Beer, ist die innovative Impfstoffentwicklung eine Domäne der Veterinärmedizin, an deren fortschrittliches Niveau die Humanmedizin aufgrund der Corona-Pandemie nunmehr anschließe. Die speziellen Anforderungen beim Tier, mit einem großen Spektrum an Erregern und Applikationsformen, hätten schon viele Entwicklungen hervorgebracht. Neben dem klassischen Impfstoff mit abgetötetem Erreger seien schon vor zehn Jahren mRNA-Impfstoffe gegen die aviäre Influenza ins Auge gefasst worden. Die Anwendung von DNA-Vakzinen bei Fischen oder die Entwicklung von Impfungen im Ei oder Spray-Applikationen beim Geflügel hätten bereits Eingang in die Praxis gefunden. Mit Blick in die Zukunft besteht laut Beer noch enormes Innovationspotential für neue Impfstofftechnologien. Insbesondere Methoden und Erkenntnisse aus der Biotechnologie und Gentechnik öffneten hierbei neue Wege. Um hier voranzuschreiten, sei ein Umdenken erforderlich, indem Hindernisse in der Forschung, Entwicklung und Zulassung abgebaut würden, so der Wissenschaftler.
Seuchen durch Impfung bekämpfen
Die Tierärztin und SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Franziska Kersten betonte, dass „Tierwohl ohne Berücksichtigung der Tiergesundheit nicht denkbar ist“. Mit einem engen Schulterschluss von Wissenschaft und Forschung sowie der Nutzung digitaler Vernetzung und globaler, standardisierter Datenerfassung in Echtzeit könnten große Schritte gemacht werden, um die Tiergesundheit weiter zu verbessern. Auch in der Corona-Pandemie gelte es deshalb, die Veterinärmedizin nicht aus dem Fokus der Wissenschaft zu verlieren. Schwere Seuchenzüge bei Nutztieren ließen laut Kersten zuletzt den Ruf nach Impfung bei der Bekämpfung lauter werden.