Auch in Frankreich scheinen die Tage der betäubungslosen Ferkelkastration gezählt zu sein. Landwirtschaftsminister Didier Guillaume erklärte Mitte November gegenüber dem Sender RTL, dass die umstrittene Praxis Ende 2021 verboten werde. Es sei an der Zeit, andere Methoden wie etwa eine Betäubung einzusetzen. Der Fachverband der Schweinezüchter (FNP) reagierte zurückhaltend. Zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht zu beurteilen, ob der Fahrplan des Ministers eingehalten werden könne. Der Verband will technische Fortschritte und auch die gesellschaftlichen Diskussionen abwarten. Zudem sei unter den gegenwärtigen Voraussetzungen eine Betäubung nur von Tierärzten durchzuführen.
Fahrplan zum Ausstieg bereits 2018 angekündigt
Die Tierschutzorganisation Welfarm begrüßte die Ankündigung, zeigte sich aber skeptisch. Sie erinnerte daran, dass der ehemalige Landwirtschaftsminister Stéphane Travert bereits 2018 einen Fahrplan zum Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration angekündigt habe, der aber bis heute nicht vorliege. Wenig Vertrauen hat Welfarm auch in die aktuellen Methoden zur Betäubung. Eberaufzucht und Immunokastration seien zu bevorzugen, da weniger Kosten für die Tierhalter entstünden und auch die Kontrolle einfacher sei. In Frankreich gibt es bereits einige Betriebe, die auf die betäubungslose Kastration verzichten. Einer der größten Schweineerzeuger Frankreichs, die Genossenschaft Cooperl, hatte schon 2012 begonnen, Alternativen einzusetzen. Mittlerweile vertrauen nach Medienberichten 85 % der angeschlossenen Schweinehalter auf alternative Verfahren. 2016 hatte die Genossenschaft 2.700 Mitglieder und erwirtschaftete einen Umsatz von rund 2 Mrd € bei 5,8 Millionen gemästeten Schweinen. Laut Welfarm arbeitet Cooperl in den Schlachthöfen mit Systemen, die den Ebergeruch am Schlachtkörper erkennen.