EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hat die Europaabgeordneten im Landwirtschaftsausschuss davor gewarnt, von ihrem Vetorecht gegen den Rechtsakt zur Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung Gebrauch zu machen. Wie die Zypriotin bei einer Anhörung vor dem Gremium betonte, würde der Kampf der Europäischen Union gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR) deutlich zurückgeworfen werden, sollte der Ausschuss am Mittwoch dieser Woche (15.9.) gegen ihren Vorschlag stimmen.
Abgeordnete kritisieren Rechtsakt
Derweil kritisierten Abgeordnete, dass der Rechtstext der Kommission vielfach zu unkonkret sei und nicht hinreichend gegen die Verwendung antibiotischer Wirkstoffe in der Gruppentierbehandlung vorgehe.
Die Agrarsprecherin der liberalen Fraktion Renew Europe (ER), Ulrike Müller, erklärte, dass sie ein mögliches Veto des Umweltausschusses dennoch ablehnen werde und den Kommissionsvorschlag unterstütze. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass Infektionskrankheiten weiterhin therapierbar seien. Anderenfalls drohe, dass durch Zoonosen vermehrt auch Menschen von Tierkrankheiten betroffen sein könnten, gab Müller zu bedenken.
Martin Häusling, Agrarkoordinator der Grünen/EFA, beklagte, dass die Vorgaben in dem Rechtsakt zu oberflächlich formuliert seien. Er wies darauf hin, dass sich der Weltärztebund (WMA) anders als der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) kritisch zu den geplanten EU-Regelungen geäußert habe. Zudem widersprach der Grünen-Politiker der Gesundheitskommissarin, wonach ein Veto des Parlaments den Kampf gegen AMR zurückwerfen würde. Die Kommission habe in diesem Fall die Pflicht, den Rechtsakt gemäß den Forderungen des Parlaments schnell zu korrigieren und neu aufzulegen.
Bpt sammelt Unterschriften
Der bpt und andere Verbände warnen seit Wochen davor, dass bei Annahme eines weitgehenden Verbotsantrags des EU-Umweltausschusses für die Anwendung von Reserveantibiotika die Gesundheitsversorgung von Klein-, Heim- und Nutztieren sowie Pferden gefährdet wäre, da bestimmte Krankheiten dann nicht mehr behandelt werden könnten. Der bpt hat deshalb eine Unterschriftenkampagne gestartet.