Mäster Thomas Schindlbeck aus Bayern rechnet in den nächsten Monaten mit einen starken Strukturwandel. Er sieht neben der Preismisere vor allem auch in neuen Vorschriften, zusätzlichen Kontrollen und der neuen TA-Luft, wenn sie wie geplant kommt, den Grund dafür, dass etliche Betriebe aussteigen wollen. „Bei der aktuell unsicheren Lage investiere ich doch nicht 100.000 bis 200.000 € in einen Abluftfilter“, sagt der Mäster.
Mit Sorge beobachtet er die deprimierende Stimmung unter seinen Berufskollegen. Normalerweise würden in Bayern jährlich etwa 5 % weniger Ferkel erzeugt. „Im nächsten Jahr werden es sicherlich 10 bis 15 % weniger sein“, rechnet Schindlbeck vor.
„Schweinefleischkonsum stabilisiert sich bald.“
Zuversichtlich ist Schindlbeck bei dem heimischen Schweinefleischverzehr. Zwar würde dieser aktuell deutlich sinken. „Der Absatz pro Kopf wird sich aber bei 30 kg einpendeln“, glaubt er. Er orientiert sich bei der Entwicklung an der Schweiz, wo über Jahre der Verbrauch stark zurückging, sich nun aber stabilisiere. Diesen Trend erwartet er auch in Deutschland.
Ausstiegsprogramm würde Leiden verkürzen
Um den Markt wieder schnell ins Gleichgewicht zu bringen, kann sich der bayrischen Mäster ein staatlich finanziertes Ausstiegsprogramm gut vorstellen. „Das könnte das Leiden der Branche deutlich verkürzen“, erklärt Schindlbeck. Er ist allerdings skeptisch, dass sich das politisch durchsetzen lasse. Sein Eindruck ist, dass die Politik den aktuellen Strukturbruch so hinnimmt, um die Tierhaltung zurückzudrängen.
Kann man dem LEH trauen?
Gut zu sprechen ist Schindlbeck auch nicht auf den Lebensmitteleinzelhandel (LEH). „Die merken wie teuer der Aufbau dieser Tierwohlprogramme ist und holen sich das Geld über niedrige Einkaufspreise bei konventionellem Fleisch rein“, glaubt er.
Auch die Ankündigung, vermehrt deutsche Ware bzw. 5xD kaufen zu wollen, hält Schindlbeck vor allem für ein Imageprogramm des Handels. Grundsätzlich begrüßt er aber den Ansatz. „Mit 5xD wären wir mit unseren Schweinefleisch weniger austauschbar.“
Der Bayer bleibt dennoch skeptisch. Nach den Erfahrungen mit ITW und Haltungsform 2 würde er nicht einfach in Haltungsform 3 investieren. „Dafür brauche ich erst einen wasserdichten Vertrag über Menge und Preis“, macht Schindlbeck klar.