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Kaufland: „Tierwohl ist keine Modeerscheinung“​

Für Verbraucher muss Fleisch immer verfügbar, sicher und qualitativ hochwertig sein. Mehr Tierwohl gibt es aber nicht zum Nulltarif. Da sind sich Experten einig. ​

Lesezeit: 4 Minuten

„In Zukunft noch mehr Tierwohl – Wo sind die Kunden?“ Diese Frage stellte der Landesbauernverband Baden-Württemberg bei einer digitalen Fachtagung am Freitag, den 18.3.2022.

Bernhard Feller von der Landwirtschaftskammer NRW machte deutlich, das Tierwohl viel Geld kostet. Kostentreiber sei vor allem das Mehr an Fläche. An einem Beispiel mit 1.000 m2 Nettostallfläche zeigte er, wie stark der Bestand durch den Schritt in höhere Tierwohlstufen reduziert wird. Sind es in der konventionellen Haltung gut 1.300 Mastschweine, reduziert sich nach seine Berechnung die Zahl der Mastplätze bei Haltungsform 3 auf unter 1.000 und bei Haltungsform 4 (Premium) halbiert sich der Bestand sogar. Allein durch den Abbau des Bestands verliere der Bauer in der Premiumstufe 25 € pro Mastschwein.

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Mehrkosten von bis zu 100 €

Für eine Gesamtbetrachtung kommen allerdings noch weitere Kosten hinzu. Ernannte folgende Stichworte: Raufutter, Einstreu, GVO-freies Futter, unkupierte Schwänze, Mehrarbeit, Umbaukosten etc. Insgesamt kam Feller in seiner Kalkulation auf Mehrkosten von rund 40 € je Mastschwein in Haltungsform 4. Wenn man die Ferkelerzeugung mit einbeziehe, so wie das beim staatlichen Tierwohllabe geplant sei, komme man sogar auf 80 bis 100 € Mehrkosten. „Das ist nichts für die breite Masse“, stellte Feller klar.

Dr. Clemens Dirscherl von der Handelskette Kaufland, die zur Schwarzgruppe gehört, erläuterte das Thema aus Sicht des Lebensmittelhandels (LEH). Kaufland betreibt selbst 4 Fleischwerke und hat mit dem Programm Wertschätze schon fünf Jahre Erfahrung mit dem Verkauf von Tierwohlfleisch. Aktuell liefern 76 Betriebe in das Programm.

„Die Leute fahren heute auch keinen VW-Käfer mehr."

In deutschen Schweineställen werden Tierwohl-Themen weiter an Bedeutung gewinnen, ist Dirscherl überzeugt. „Tierwohl ist keine Modeerscheinung“, stellte er zu Beginn klar. Das Ziel sei: „Versorgung mit Fleisch zu angemessenen Preisen unter geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und aktuell wissenschaftlichen Erkenntnissen.“ Der Verbraucher ist heute ein andere als vor zwanzig Jahren. „Die Leute fahren heute auch keinen VW-Käfer mehr." Mit Aussagen wie: “Das haben wir seit 20 Jahren so gemacht“ habe er deshalb ein großes Problem.

Dirscherl berichtete von teilnehmenden Landwirten, die auch die Arbeitsqualität in Ställen der Haltungsform 3 und 4 loben. Er machte aber auch deutlich, dass Maximalforderungen von NGOs keinen Beitrag leisten. Tiergerechtere Haltung sei möglich, wenn man die berechtigten Wünsche schrittweise und mit vertretbarem Arbeits- und Kostenaufwand umsetzt. Dabei sei es sehr wichtig, die Veränderungen mit den betroffenen Landwirten zu prüfen und zu planen.

„Robinson-Freiheit und Tierwohlprogramm funktioniert nicht“

Er machte aber auch klar, dass Landwirte für diesen Weg mit Kaufland zusammenarbeiten müssten. Kontrollen und regelmäßiger Austausch sei zwingend erforderlich, so Dirscherl. „Robinson-Freiheit geht nicht mit Tierwohlprogrammen zusammen.“ Wer damit klar komme, könne bei Kaufland mitmachen und bekommt neben den Haltungsform 3-Bonus von 12 €, einen Futter-Bonus (GVO-frei) von aktuell 14 € und den ITW-Bonus. „Bei 1,40 € gibt es ein Sicherheitsnetz“, erklärte Dirscherl.

Bei Kaufland hat das Frischfleisch der Haltungsform 3 mittlerweile einen Anteil von 7 bis 8 %. Dirscherl hält mittelfristig aber auch 20 % für möglich. Das Interesse sei gut und die Landwirte könnten Verträge zwischen 1 und 3 Jahren abschließen. Bei Neubauten seien auch 5-Jahresverträge möglich.

Stefan K.Best , Abteilungsleiter Wirtschaftsbetriebe Landesbausparkasse (LBS) zeigte, was Tierwohl und Regionalität als Wertschöpfungsfaktor in der Gemeinschaftsgastronomie leisten kann. Die Kantinen spielen beim Fleischabsatz eine wichtige Rolle. „Allein die LBS gibt täglich 800 Mittagessen raus.“ Haltungsform 3 wäre gelegentlich auch ein Thema, erklärte er. Die Ware sei aber oft nicht ausreichend verfügbar.

Wareneinsatz in der Kantine maximal 2,50 € pro Mahlzeit

„Wir arbeiten mit regionalansässigen Metzgereien zusammen“, erklärte Best. Die Kantinen würden von den Betrieben sehr stark gefördert. Dennoch habe man auch Vorgaben bei den Kosten für den Wareneinsatz, erklärte Best. „Wir geben bis zu 2,50 € pro Mahlzeit für die Rohware aus“. Ihm sei klar, dass das für Haltungsform-3-Fleisch nicht reiche. Hier dürfe man dann ausnahmsweise auch etwas mehr ausgeben.

Best machte allerdings deutlich, dass für ihn als Vertreter eines baden-württembergischen unternehmens die Regionalität wichtiger sei als eine Premium-Haltung. Rund ein Drittel der Zutaten in den Kantinen seien regionale Produkte - Tendenz steigend. Er unterstütze als Verantwortlicher deshalb das Label „Schmeck den Süden“, welches nur Produkte aus Baden-Württemberg tragen dürfen.

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