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McDonald’s: Tierwohlfleisch jetzt auch im Fast Food-Essen

McDonald’s Deutschland verarbeitet in seinen Schweinefleischprodukten jetzt Tierwohlfleisch. Was der Fast Food-Konzern im Rindfleischbereich plant, verrät uns der Vorstandsvorsitzende.

Lesezeit: 7 Minuten

top agrar sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden von McDonald’s Deutschland, Mario Federico, über die Umstellung auf Fleisch aus der Initiative Tierwohl (ITW).

Herr Federico, McDonald‘s Deutschland stellt bei Schweinefleischprodukten bis Ende dieses Jahres auf 100 % ITW-Ware um. Warum?

Federico: Wir erleben, dass Tierwohl auch im Fast Food-Segment einen hohen Stellenwert hat. Für uns war die Kooperation mit der Initiative Tierwohl (ITW) Anfang 2024 daher der logische Schritt. Im Rahmen dieser Partnerschaft werden wir unser Angebot bei Schweinefleisch bis Ende dieses Jahres zu 100 % auf ITW-Ware (Haltungsformstufe 2) umstellen.

Uns sind darüber hinaus noch zwei Aspekte wichtig: Neben der guten Produktqualität spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Wir kaufen die Rohwaren wenn möglich in Deutschland ein.

McDonald‘s ist vor allem für seine Rindfleischprodukte bekannt. Von welchen Verkaufsmengen reden wir bei Schweine-, Geflügel- und Rindfleisch in Deutschland?

Federico: Im letzten Jahr haben wir knapp 40.000 t Rind- und knapp 25.000 t Hähnchenfleisch verkauft. Bei Schweinefleisch lag die Verkaufsmenge bei gut 4.000 t.

Tierwohl hat auch im Fast Food-Segment einen hohen Stellenwert."

Wie weit sind Sie beim Schweinefleisch mit der Umstellung auf HF2 aktuell?

Federico: Unseren Sausage-Patty für den McMuffin gibt es bereits seit April 2024 mit Schweinefleisch aus HF2. Im McRib-Patty ist inzwischen ebenfalls 100 % ITW-Ware drin. Und die Umstellung bei den Baconstreifen wird im dritten Quartal 2024 abgeschlossen sein.

Wieso ist für McDonald’s die „Haltungsformstufe 2“ (HF2) bzw. „Stallhaltung plus“ die richtige Wahl? Der Lebensmittelhandel setzt bereits auf Haltungsform 3 und 4.

Federico: In unserer Lieferkette gehen wir bei der Ausweitung von Tierwohlstandards ganz bewusst schrittweise vor. Wir wollen die Landwirtschaft einbinden und nicht überfordern. Außerdem müssen wir als Unternehmen mit knapp 1.400 Restaurants allein in Deutschland eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen. So sind zum Beispiel die Qualität und die Verfügbarkeit der Rohwaren wichtige Punkte.

Sie wollen künftig 100 % des Schweinefleisches aus Deutschland beziehen. Gilt für Sie das 5xD-Prinzip – also Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung in Deutschland?

Federico: Nein. Wir geben nur vor, dass die Schweine in Deutschland gemästet und geschlachtet worden sein müssen. Der Geburtsort der Ferkel kann auch außerhalb Deutschlands liegen. Der Grund dafür ist die geringe Zahl von Ferkelerzeugern in Deutschland.

Warum glauben Sie, mit deutscher Herkunft bei Ihren Kunden punkten zu können?

Federico: Wir wissen, dass unsere Gäste hohes Vertrauen in deutsche Produkte haben. Darüber hinaus wollen wir die heimische Landwirtschaft unterstützen und Planungssicherheit für unsere Lieferanten schaffen.

Über das gesamte Produktportfolio betrachtet steigern wir den Anteil der Rohwaren aus Deutschland immer weiter. Im Jahr 2022 lagen wir noch bei rund 61 %, im letzten Jahr waren es bereits 65 %. Der Bezug eines hohen Rohwarenanteils aus Deutschland hilft uns auch im Hinblick auf Verfügbarkeit und Liefersicherheit in Krisenzeiten. Zudem können wir dadurch leichter unsere Standards sichern und stetig weiterentwickeln.

Wie reagieren die Kunden?

Federico: Positiv. Das liegt auch daran, dass wir unsere Kunden bei unseren Aktivitäten mitnehmen. Derzeit läuft eine ganzjährige Kommunikationskampagne rund um Qualität und Herkunft unserer Rohwaren. Unter dem Motto „In deiner Nähe. Aus deiner Nähe.“ informieren wir über unsere zunehmend aus Deutschland stammenden Waren. Alle Infos dazu findet man unter https://betterm.mcdonalds.de/qualitaet-und-lieferkette

Wie sehen die Umstellungspläne für Geflügelfleischprodukte aus?

Federico: Bei Geflügelfleisch erfüllen bereits jetzt alle Aufzuchtbetriebe mindestens einen nationalen oder internationalen Standard, wie zum Beispiel IBK, Global G.A.P. oder QS. Die Betriebe werden engmaschig auditiert und zertifiziert. Dabei sind besondere Anforderungen an die Tierhaltung, das Tierwohl, den Umweltschutz und die soziale Verantwortung von den landwirtschaftlichen Betrieben zu erfüllen.

Eine Bewertung erfolgt über die sogenannten Tierwohl- und Tiergesundheitsindikatoren (Key Welfare Indicators). Diese geben Auskunft darüber, wie gut es dem Tier geht und ob es Krankheiten oder Verletzungen hatte.

Im Bereich der Masthähnchen gilt für uns in Deutschland die „Globale McDonald’s Tierwohlinitiative“ als Standard. Die Umstellung des aus Deutschland stammenden Hähnchenfleischanteils auf 100 % ITW-Ware ist für 2025 geplant. Im Jahr 2023 lag der Anteil von Hähnchenfleisch aus Deutschland im Unternehmen bei 41 %.

Das BEST Beef-Programm wird um ein Klimamodul erweitert."

Fehlt noch das Rindfleisch.

Federico: Für die Rinderhaltung hat McDonald‘s bereits 2010 gemeinsam mit der deutschen Land- und Fleischwirtschaft sowie der Wissenschaft ein eigenes Programm namens „BEST Beef“ entwickelt. Seit diesem Jahr kommt das bei uns verarbeitete Rindfleisch zu 100 % aus Deutschland.

Darüber hinaus werden wir das Programm noch in diesem Jahr zu „BEST Beef 3.0“ weiterentwickeln. Hierbei werden wir den Klimaschutz und das Gesundheitsmonitoring der landwirtschaftlichen Betriebe mehr in den Mittelpunkt rücken. Mit der Aufnahme des neuen Moduls „Klimamanagement“ bringen wir nicht nur unsere Klimastrategie voran, sondern nehmen auch die Landwirtschaft auf unserem Weg zu mehr Nachhaltigkeit mit.

Das Modul „Gesundheitsmonitoring“ wird von einem zwei- zu einem vierstufigen Modul ausgebaut. Und beim Modul „Haltungsmanagement“ nehmen wir Anpassungen an die fünf Stufen der Haltungsformen vor. Dabei nutzen wir durch die Zusammenarbeit mit den Zertifikatgebern der Milchbranche und bereits bestehenden BEST Beef-Partnern Synergieeffekte, um den Aufwand für die Landwirte zu reduzieren.

Warum setzen Sie bei Rind nicht auf ITW-Rind bzw. QM+?

Federico: Mit BEST Beef haben wir das größte Nachhaltigkeitsprogramm für Rindfleisch in Deutschland etabliert. Dabei gehen wir über die Anforderungen von ITW-Rind (HF2) hinaus. Wir nutzen zudem Synergieeffekte mit Zertifikatgebern wie QM++ und DLG-Silber aus der Milchbranche.

Wie hoch ist der Anteil an BEST Beef-Fleisch an den Gesamtverkäufen?

Federico: 2019 lag der Anteil an der Gesamtrindfleischmenge bei knapp 8 %, 2022 bei etwas über 11 % und im Jahr 2023 bei 20 %. Für 2024 werden wir die 20 % weiter stabilisieren - trotz der Neuanpassungen im Programm. 

Wie sieht die Weiterentwicklung des Programms mit Blick auf die verschiedenen Haltungsformen im Detail aus?

Federico: In diesem Jahr nehmen die dauerhafte Anbindehaltung aus dem Programm. Gleichzeitig zeigen wir durch deutlich höhere Vergütungen in den Haltungsformen 3 und 4, dass wir den Ausbau der höheren Stufen weiter vorantreiben wollen.

Wie hoch ist der Zuschlag, den Landwirte für das BEST Beef-Fleisch je kg bekommen?

Federico: Im Rahmen von BEST Beef 3.0 gelten folgende Zuschläge pro Kilogramm Schlachtgewicht:

Im Modul „Haltung“ sind es 0,05 € in HF 2 und 0,16 € bei HF 3. Wer auf HF 4 setzt, dem zahlen wir 0,22 €.

Im Modul „Tiergesundheit“ sieht die Staffelung wie folgt aus:

  • Nutzungsdauer mind. 40 Monate:           0,01 €

  • Nutzungsdauer mind. 45 Monate:           0,02 €

  • Nutzungsdauer mind. 52 Monate:           0,04 €

  • Nutzungsdauer mind. 60 Monate:           0,06 €

Das Modul „Klimamanagement“ kann optional dazu gebucht werden. Hierfür bekommen die Landwirte 0,02 € pro kg Schlachtgewicht zusätzlich.

Welchen Anteil haben Schlachtkühe und Jungbullen am BEST Beef-Fleisch?

Federico: Im BEST Beef-Programm werden von Anfang an nur deutsche Milchkühe verarbeitet. Die Anforderungen sind ein Gewichtsminimum von 220 kg Schlachtgewicht und ein Mindestalter von 24 Monaten.

Wir fordern 2xD. Die Tiere müssen in Deutschland gemästet und geschlachtet sein."

Für die ITW ist der Einstieg von McDonald‘s ein wichtiges Signal. Denn erstmals setzt ein „Big Player“ der Außer-Haus-Gastronomie auf mehr Tierwohl beim Fleischeinkauf. Wieso tut sich der Rest Ihrer Branche so schwer mit der Umstellung?

Federico: Ich kann hier nur für uns sprechen. Für uns ist die Einhaltung der ITW-Kriterien bzw. der Einsatz von ITW-Ware zwar mit viel Aufwand verbunden. Uns ist aber wichtig diesen Schritt zu gehen, das Tierwohl zu fördern und in unsere heimische Wirtschaft zu investieren.

Mc Donald’s wird wegen seiner Fleisch-Burger geliebt. Pflanzenbasierte Produkte sind eine Alternative.

Neben den klassischen Fleischprodukten werden immer öfter auch Fleischersatzprodukte angepriesen. Wie entwickelt sich der Fleischabsatz bei Mc Donald‘s?

Federico: McDonald’s ist vor allem bekannt und beliebt für seine Fleisch-Burger. Das wird meiner Einschätzung nach auch so bleiben. Letztendlich bieten wir unseren Gästen das an, was sie sich von uns wünschen.

Aber natürlich wollen wir auch für Menschen ein Angebot bereithalten, die ab und an kein Fleisch essen möchten. Da unterscheiden wir uns nicht zum LEH. Ihnen bieten wir mit unserem McPlant-Burger und den vegetarischen Nuggets eine attraktive Auswahl. Diese Produkte basieren auf pflanzlichen Zutaten, haben aber den typischen McDonald’s Geschmack und sind damit eine sehr gute Alternative zu den fleischhaltigen Produkten.

Wie entwickeln sich die Veggieprodukte aus Ihrer Sicht?

Federico: Auch wenn die Nachfrage nicht so hoch ist wie bei unseren fleischhaltigen Produkten, haben wir trotzdem unser pflanzenbasiertes Angebot fest in unserer Speisekarte integriert. Wie bereits gesagt: Wir wollen jedem Kunden ein gutes Angebot machen.

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