Aufgrund gesunkener Schlachtschweinepreise und fehlender Schlachtkapazitäten sind die Schweinehalter in Thüringen wirtschaftlich stark unter Druck geraten. Wie der Thüringer Bauernverband (TBV) in der vergangenen Woche mitteilte, sank aufgrund des coronabedingten Ausfalls von Schlachtkapazitäten der Erzeugerpreis für Schlachtschweine von 2,02 €/kg im März auf 1,47 €/kg im September. Der erstmalige Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein in Deutschland hat einen weiteren Rückgang von 20 Cent auf 1,27 €/kg bewirkt. Laut dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen, André Telle, sind die finanziellen Folgen „existenzbedrohend“, und die Erzeuger „stehen mit dem Rücken zur Wand“. Im Moment werde mit jedem Mastschwein ein Minus von 40 € gemacht, was bei wöchentlich 17.000 vermarkteten Tieren in Thüringen zu einem Gesamtverlust von 680.000 € führe. Wegen der fehlenden Schlachtkapazitäten und verzögerter Vermarktung würden Tiere zudem aus dem optimalen Gewichtsbereich wachsen und im Schlachthof mit Abzügen bestraft. Sie erlösten dann nur noch 0,71 €/kg, wodurch die wöchentlichen Verluste der Thüringer Schweinehalter auf mehr als 1 Mio. € ansteigen könnten.
Schlachtkapazitäten wieder hochfahren
Für TBV-Präsident Dr. Klaus Wagner ist das nicht hinnehmbar. „Wir fordern umgehend finanzielle Hilfen für unsere schweinehaltenden Betriebe, wie sie in anderen von der Corona-Pandemie betroffenen Branchen möglich sind“, betonte der Bauernpräsident. Auch müsse die Abrechnungsmaske für schwere Schlachtschweine nach oben geöffnet werden. Geschehe das nicht, so Wagner, stünden hier in Thüringen bald viele schweinehaltende Betriebe vor dem Aus. Es dürfe nicht sein, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie einseitig auf den Schultern der Schweinehalter abgeladen würden. Um den Schweinestau abzubauen, müssen laut Wagner regionale Schlachtkapazitäten erhalten und die Schlachthöfe in die Lage versetzt werden, unter Einhaltung der Arbeitsschutz- und Hygieneregeln die Kapazitäten durch flexiblere Arbeitszeiten wieder hochzufahren. Der TBV-Präsident verwies auch auf die desaströse Lage der Sauenhalter, deren Verkaufspreise für Ferkel ebenfalls massiv eingebrochen seien.