Die Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“ wittert hinter den Umbauplänen zur Nutztierhaltung einen großen Täuschungsplan. Die Kritiker beklagen, dass der Begriff „Tierwohl“ nicht klar definiert sei und kaum in seiner tatsächlichen Bedeutung hinterfragt werde.
Tierschützerin Dr. Nora Irrgang behauptet, der Begriff diene in der Regel nur dazu, den Verbrauchern jede noch so kleine Veränderung bei der Haltung von Tieren in der Landwirtschaft als Verbesserung in Richtung eines diffusen Wohlfühlfaktors zu verkaufen. Tierwohl in der Tierhaltung bleibe auch in Zukunft eher mehr gutes Marketing als wirklich „gutes Tierwohl”, so Irrgang.
„Die Verwendung des Begriffs Tierwohl in der öffentlichen Debatte verzerrt die Realität und ist oft beschönigend. Tierwohl beschreibt den mentalen Zustand eines Tieres. Also: Wie geht es dem Tier in einem bestimmten Moment in dessen Wahrnehmung?“, erklärt die Mitarbeiterin von Vier Pfoten.
Ihrer Ansicht nach ist es falsch anzunehmen, dass ein tiergerechteres Stallsystem automatisch auch zu gutem Tierwohl führt. „Denn eine gute Wohnsituation sei auch beim Menschen kein Garant zum Glücklichsein, wenn Mobbing, Ängste, Trennung von wichtigen Sozialpartnern, Krankheiten oder permanente Schmerzen hinzukommen. Das ist bei Tieren nicht anders. Die Rechnung, ein wenig mehr Platz und ein Spielzeug mehr, ergibt automatisch ein Mehr an Tierwohl, geht nicht auf“, so Irrgang.
Tierhaltung zusammen weiterentwickeln statt immer nur meckern!
Ein Kommentar von Marcus Arden
Nutztierhalter wollen die Tierhaltung weiterentwickeln. Das beweist allein schon die überwältigende Zahl der Betriebe, die an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen. Wem das noch nicht reicht, sollte sich vor Augen führen, dass gerade einmal zehn Betriebe das Angebot der „ITW-Pausentaste“ – hier kann man seine ITW-Liefertätigkeit vorübergehend ruhen lassen – nutzen.
Und was machen die Tierschützer? Immer wieder werfen sie den Betrieben neue Knüppel zwischen die Beine. Anstatt den Tierwohlgedanken in der Nutztierhaltung gemeinsam weiterzuentwickeln, hagelt es Kritik am Laufenden Band. Damit stößt man den Landwirten nicht nur vor den Kopf, man nimmt ihnen auch jegliche Lust, sich weiter zu engagieren.
Die Tierschutzorganisationen müssen sich die Frage stellen, ob das auf Dauer der richtige Weg ist. Wer immer nur meckert, aber keine zukunftsfähigen Konzepte präsentiert, wie Tierwohl aussehen sollte und wie man trotz höherer Auflagen davon leben kann, erweist dem Tierwohlgedanken nicht nur einen Bärendienst. Man nimmt diejenigen auch nicht mehr ernst.
Am Ende sollte das Ziel sein: Das Tierwohl im Stall lässt sich nur gemeinsam weiterentwickeln. Und dazu gehört, an einem Strang zu ziehen anstatt sich von der eigenen Profilierungssucht treiben zu lassen.