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Weiterer Standort für den Schweinestall: Start kostet Zeit und Geld

Einen weiteren Standort zu pachten oder zu kaufen, kann für viele Schweinehalter eine interessante Option sein. Mit einer genauen Bestandsaufnahme schützt man sich vor bösen Überraschungen.

Lesezeit: 6 Minuten

Wer aktuell einen Stall verpachten bzw. verkaufen möchte oder sich für solche Angebote interessiert, wird feststellen: der Markt ist in Bewegung! Denn trotz guter Erlöse werfen etliche Schweinehalter das Handtuch. Entweder haben die Krisenjahre zu tiefe Spuren hinterlassen, man widmet sich lieber anderen Betriebszweigen oder es fehlt die Nachfolge. Also aufhören, wenn es für Ferkel und Schlachtschweine gutes Geld gibt.

Schnell gelesen

Ein gesunder Stammbetrieb ist die Basis für die Übernahme eines weiteren Standortes. Ein finanzielles Polster puffert unerwartete Reparaturen oder schwache Marktphasen ab.

Zur Bestandsaufnahme gehört ein genauer Blick in die Genehmigungs­auflagen. Nach Möglichkeit sollte der Standort eine Teilnahme an Programmen wie der ITW ermöglichen.

Klima- und Fütterungstechnik sollten zum neuen Betreiber bzw. seinen Mit­arbeitern passen.

Wegzeiten nicht unterschätzen! Zudem werden für den neuen Standort oftmals weitere Arbeitskräfte benötigt.

Auf der anderen Seite haben wir Betriebe, die derzeit wirtschaftlich ordentlich Luft holen und ihre Zukunft in der Schweinebranche sehen. Doch wie die eigene Produktion erweitern und voranbringen, wenn der eigene Standort ausgereizt ist oder der Neubau durch die extrem hohen Baupreise kaputt gerechnet wird?

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Wie immer schon, eignet sich nicht jeder Stall zur Übergabe und auch nicht jeder ehemalige Schweinehalter kann sich damit anfreunden, dass jemand anderes seinen Stall bewirtschaftet. Aber der Strukturwandel sorgt dafür, dass die heutigen Aussteiger nennenswerte Bestandsgrößen und relativ junge Stallgebäude besitzen. Zudem werden immer häufiger Ställe im Außenbereich angeboten, die reibungslos den Betreiber bzw. Besitzer wechseln können.

Doch selbst wenn sich einem als wachstumswilliger Schweinehalter die berühmte einmalige Gelegenheit bietet: das Pachten oder der Kauf von Ställen muss genau durchkalkuliert werden. Und bei der Machbarkeitsanalyse fängt man bei sich selbst an.

Rentabler Stammbetrieb

Über allen möglichen Finanzierungskonzepten mit Fremd- und Eigenkapital sollte stehen, dass der Stammbetrieb rund läuft und wirtschaftlich solide aufgestellt ist. Das bedeutet z. B., dass gute bis sehr gute biologische Leistungen erzielt werden, die Arbeit gut verteilt ist und man die Vollkosten auch in schwächeren Marktphasen gedeckt bekommt. Wird auf dem eigenen Hof in zukunftsfähigen, aber bereits abbezahlten Ställen gewirtschaftet, bringt das weitere Stabilität.

Die ist wichtig, denn ohne einen finanziellen Puffer ist die Übernahme bzw. Inbetriebnahme eines weiteren Standortes nicht möglich. So geht man für den Kauf von Ferkeln bzw. Jungsauen, Futter, Tierarzt oder die Stallpacht in Vorleistung. Und insbesondere beim Neustart eines Sauenbetriebes vergehen etliche Monate, bevor über den Verkauf der ersten Mastferkel Geld zurückfließt. Nicht zu vergessen, dass der Vermarktungsstart auch in eine schlechte Marktphase fallen kann.

Genaue Bestandsaufnahme

Um das Risiko so klein wie möglich zu halten, sollten interessierte Landwirte vor dem Kauf oder dem Zupachten eines weiteren Standortes die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen genau abklopfen – angefangen beim Kauf- bzw. Pachtpreis.

Welche Preisvorstellungen von Seiten des Verkäufers bzw. Verpächters gerechtfertigt sind, lässt sich pauschal nicht beantworten. Fakt ist, dass es aktuell eine nennenswerte Nachfrage nach größeren Stallanlagen gibt. Das treibt die Preise genauso hoch wie die gute Erlössituation. Um sich wirtschaftlich nicht zu verheben und für die Preisgespräche mit dem Eigen­tümer einen Verhandlungsbasis zu schaffen, ist eine gründliche Bestandsaufnahme unverzichtbar.

Dabei bietet es sich an, einen neu­tralen Sachverständigen hinzuzuziehen, der einen auch bei den vielen rechtlichen Aspekten rund um eine Standortübernahme beraten kann. Denn neben Fragen zur gesicherten Wasser- und Stromversorgung über ­Betretungsrechte bis hin zum Geneh­migungsstand gibt es viel zu klären. Welche Tierplatzzahlen stehen in den Unterlagen? Sind alle Anbauten, Futtersilos usw. eingetragen? Zudem wurden einige jüngere Ställe unter Zusatzauflagen bzw. Förderrichtlinien gebaut, die auch vom neuen Betreiber einzuhalten sind. In diesem Kontext bietet es sich an, die Prüfprotokolle von Veterinärämtern und anderen Kontrollbehörden zu sichten.

In einigen Fällen haben Interessenten die Zeit, um durch Gespräche mit Behörden und Gutachtern abzuklären, welches Entwicklungspotenzial der Standort bietet. Das schließt auch die Umstellung auf höhere Haltungsformen mit Außenklima ein. In jedem Fall soll­te die Brutto- und Nettostallfläche sowie die Größe der Fenster berechnet werden. So lässt sich sicher sagen, ob und wie viele Schweine nach den Kri­terien der Initiative Tierwohl (ITW) oder anderer Labelprogramme gehalten werden können.

Gleiche Technik vorteilhaft

Bei der Besichtigung des Standortes sollte man systemisch vorgehen. Das fängt bei der Biosicherheit an, die nicht zuletzt durch die Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in hessischen Schweinebetrieben noch stärker in den Vordergrund gerückt ist. Ist der Betrieb eingefriedet? Gibt es eine vernünftige Hygieneschleuse und eine kla­re Trennung der Schwarz-Weiß-Bereiche? Das sind Fragen, die sich auch Versicherer stellen, wenn sie die Produktion mit einer Ertragsschadensversicherung schützen sollen.

Abgesehen vom baulichen Zustand der Stallungen zählen die Fütterungs- und Klimainstallationen zu den wichtigsten Inventarpositionen, die in Augenschein genommen werden müssen. Sollten hier größere Reparaturen oder Neuinvestitionen nötig sein, kann das die Wirtschaftlichkeit des Standortes deutlich schmälern. Bei Pachtställen muss man zudem die Laufzeiten der Abschreibungen berücksichtigen.

Im Optimalfall ähnelt die Versorgungstechnik der auf dem eigenen Standort. Das verkürzt die Einarbeitungsphase und senkt das Risiko von Anwendungsfehlern deutlich. Außerdem passt ein Zweitstandort mit ­CCM-Fütterung vielleicht nicht so gut in das Betriebskonzept eines Schweinehalters, der eigentlich ein überzeugter Fertigfutter-Bezieher ist.

In diesem Zusammenhang kann es sich unter bestimmten Voraussetzungen anbieten, mit dem Vorbesitzer bzw. -betreiber eine Übergangsregelung zu vereinbaren. Das könnte so aussehen, dass mit ihm für das Einstiegsjahr ein Arbeitsstundenkontingent ausgehandelt wird. In dieser Zeit unterstützt er den neuen Bewirtschafter und seine Mit­arbeiter bei der Einarbeitung in die Stalltechnik und die Arbeitsabläufe. Gerade für Mäster, die einen Sauenbetrieb übernehmen, kann eine derartige Vereinbarung Gold wert sein.

Wegzeit nicht unterschätzen

Unter dem Punkt Arbeitsmanagement fällt ein ganz wichtiger Entscheidungsfaktor, der gerne etwas ausgeblendet wird – die Wegzeiten. Denn dehnt man bei der Suche nach einem Zweitstandort den Radius um den Stammbetrieb kräftig aus, kommen natürlich mehr interessante Optionen in Frage.

Ausgenommen Konstellationen, wo z. B. der Verpächter die tägliche Kon­trolle der Mastschweine übernimmt oder sich die Anlage auf dem Arbeitsweg eines Mitarbeiters befindet, kann die Entfernung zum Stammbetrieb schnell zum K.-o.-Kriterium werden. So empfehlen viele Berater, dass ein Standort mit Sauen nicht weiter als 10 km vom Stammsitz entfernt liegen sollte. Bei der arbeitsextensiveren Mast können es ein paar Kilometer mehr sein. Alles was darüber hinaus geht, schlägt angesichts der hohen Lohnkosten zu stark auf die Wirtschaftlichkeit durch.

Ausreichend Personal

Losgelöst von den Fahrtzeiten führt ein zweiter Standort bei den meisten Schweinehaltern dazu, dass sie zusätz­liche Arbeitskräfte benötigen. Denn ­insbesondere in der Ferkelerzeugung lassen sich auf einem zweiten Standort nur ähnlich gute Leistungen wie auf dem Stammbetrieb erzielen, wenn die dort anfallenden Arbeiten genauso gewissenhaft durchgeführt werden.

Wer es angesichts des Fachkräfteman­gels schafft, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen, sollte auf eine straffe Organisation setzen. Mit Hilfe von Plänen und Protokollen entstehen Arbeitsroutinen und die Mitarbeiter wissen, welche Arbeiten an welchen Wochentagen an welchen Standorten zu erledigen sind. Darüber hinaus müssen Landwirte, die noch unerfahren im Umgang mit Fremdarbeitskräften sind, Vertrau­en zu den Mitarbeitern aufbauen. Denn oftmals sind sie nicht selbst jeden Tag am Zweitstandort präsent.

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