Der deutsche Lebensmittelhandel will mehr Schweinefleisch aus Haltungsform 3 anbieten. Diese Tiere möchten wir liefern. Diese Kernaussage platzierte Westfleisch-Vorstand Michael Schulze Kalthoff auf der gestrigen Infoveranstaltung im westfälischen Legden. Der Westfleisch-Tag im Dorf Münsterland war mit rund 180 Teilnehmern bestens besucht.
Westfleisch vermarktet u.a. im Bauernliebe-Programm von Edeka bereits nennenswerte Stückzahlen aus der Haltungsform 3. Der nun geplante Ausbau der Tierwohlschiene geht auf den Wunsch der deutschen Lebensmittelketten zurück, die vermehrt Schweine aus HF3 anbieten wollen. Die Vermarktungsbedingungen für die Landwirte sollen sich an dem bereits laufenden Edeka-Programm orientieren.
Der Kern sind langjährige Lieferverträge mit definierten Preisaufschlägen, welche die höheren Produktionskosten der Haltungsform 3 insbesondere mit mehr Platz und Auslauf ausgleichen sollen. Westfleisch plant eine zügige Steigerung der Stückzahlen bei den Tierwohl-Schweinen. Bereits heute vermarktet das Unternehmen rund 5 % seiner Schweine in Haltungsform 3 oder höher. Schulze Kalthoff machte jedoch deutlich, dass die Bäume angesichts sinkender Haushaltseinkommen und Preis-sensibler Verbraucher nicht in den Himmel wachsen.
Stabile Finanzen
Finanzvorstand Carsten Schruck betonte, dass Westfleisch für die neuen Herausforderungen des Marktes gut gerüstet ist. Er verwies insbesondere auf die solide Eigenkapitalquote des Konzerns von 40 % und das gute Jahresergebnis 2023 mit einem Überschuss von 21,5 Mio. €.
Schruck kündigte ordentliche Dividendenauszahlungen auf die Geschäftsanteile bei der SCE-Genossenschaft sowie die Einlagen bei der Finanz-AG in Höhe von jeweils 4 % an. Zudem sollen in Summe 1,5 Mio. € Sonderbonus ausgeschüttet werden, die zu 50 % sofort ausgezahlt und zu 50 % den Geschäftsguthaben gutgeschrieben werden.
Der Finanzexperte machte aber auch deutlich, dass bei den Schweineschlachtungen im Unternehmen mit 6,49 Mio. Stück im Jahr 2023 kein weiteres Wachstum möglich war und praktisch das Vorjahresergebnis erreicht wurde. Aufgrund der deutschlandweit rückläufigen Schweineschlachtungen konnte Westfleisch seine Marktanteile allerdings ausbauen.
Kernthema Nachhaltigkeit
Der im vergangenen Herbst als Vorstandsvorsitzender neu ins Unternehmen gekommene Dr. Wilhelm Uffelmann fokussierte vor allem auf die künftigen Herausforderungen. Ein Kernthema sind dabei die Personalkosten, die Westfleisch im Jahr 2023 Zusatzbelastungen von rund 20 Mio. € brachten.
Im laufenden Jahr können weitere Kostensteigerungen im Rahmen von 35 Mio. € dazukommen. Hier sind neben neuen Personalkostensteigerungen auch die Faktoren Energie, Transport und Logistik sowie Bürokratie zu nennen. Dr. Uffelmann sieht jedoch im Konzern verschiedene Möglichkeiten, um die Effizienz zu steigern und damit die Kosten zu senken.
Ein wichtiger Punkt ist für ihn dabei eine bessere Erfassung und Kontrolle der Ferkel- und Schweineströme. Ziel ist, die Produktionskapazitäten in den Fleischwerken gleichmäßiger auszulasten. Ein weiterer bedeutender Aspekt ist für den Vorstandsvorsitzenden die Nachhaltigkeit. Er machte deutlich, dass der deutsche Lebensmittelhandel hier intensive Bemühungen in der Fleischkette fordert. Westfleisch hat sich hier mit den anderen deutschen Fleischbetrieben abgestimmt und will bereits zur Mitte des Jahres mit einem Konzept auf die Erzeugerbetriebe zukommen.