Die deutschen Schweinhalter können nicht auf eine EU-einheitliche Regelung warten. „Wir brauchen für den Schweinebereich eine nationale Lösung mit einer verpflichtenden Herkunfts- und Haltungskennzeichnung – und zwar zeitnah“, forderten der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, und der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, gestern (21.02.22) in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Minister Özdemir muss jetzt handeln
Sie appellierten an Bundesagrarminister Cem Özdemir, endlich die Herkunftskennzeichnung für Frischfleisch und verarbeitete Produkte verpflichtend einzuführen. Damit würde auch in Deutschland die Möglichkeit geschaffen, Schweinefleisch und die daraus gewonnenen Produkte mit „5 x D“ (in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet) auszuzeichnen und dem Verbraucher anzubieten.
Verbraucher sind bereit, die Schweinehalter zu unterstützen
Der Verbraucher sei sehr wohl bereit, die deutschen Schweinehalter und ihre qualitativ hochwertige Produktion sowie die hohen Tierwohlstandards zu unterstützen. Dazu müsse er aber auch auf den ersten Blick erkennen können, woher das Tier kommt, wie es gehalten und wo es geschlachtet sowie verarbeitet wurde, so Jörn Ehlers, der selbst Schweine mästet und an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnimmt. Die Lebensumstände der Tiere seien dem Verbraucher heutzutage sehr wichtig. Dazu gehörten Licht, Luft, gute Futtermittel, kurze Transportwege und letzten Endes auch die Einhaltung der Sozialstandards bei den verarbeitenden Unternehmen, ergänzt Hubertuns Beringmeier, der im Kreis Paderborn einen Schweinemastbetrieb mit Ackerbau betreibt.
Den Worten müssen endlich Taten folgen
Die Lösung liegt für die beiden Vertreter der schweinehaltenden Betriebe im westfälisch-lippischen bzw. niedersächsischen Landesbauernverband auf der Hand: 5 x D! Nach der erfolgreichen Aufklärungskampagne im Internet, die im vergangenen Jahr auf die ruinösen Umstände der deutschen Schweinehalter hingewiesen hat, habe es von allen politischen Seiten unterstützende Bekundungen und Worte gegeben. Den Worten seien jedoch keine Taten gefolgt!
Frankreich und Österreich zeigen, wie es geht
Die frühere CDU-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner habe die verpflichtende Herkunftskennzeichnung nicht umgesetzt. Und nun scheine auch Grünen-Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir - trotz aller öffentlichen Bekundungen - die deutschen Schweinehalter nicht unterstützen zu wollen. Es fehle den Verantwortlichen hierzulande der Mut für einen Alleingang. Andere Länder wie Frankreich oder Österreich hingegen würden die Initiative ergreifen und sich schützend vor ihre Bäuerinnen und Bauern stellen.
Lage der Schweinehalter ist existenzbedrohend
Ausgelöst durch die Coronapandemie sei die Lage für die Schweinehalter inzwischen existenzbedrohend, so die beiden Interessenvertreter. Kurzfristig würden die Mittel aus der Corona-Überbrückungshilfe zwar helfen. Die Veredler bräuchten jedoch auch mittel- und langfristig eine Perspektive. Die könnte eine verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung bieten, so Beringmeier und Ehlers. Sie fordern Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir daher auf, jezt aktiv zu werden und Lösungen anzubieten.